Es ist noch nicht lange her, da sah ich Surfer zum ersten Mal vor der Küste Siziliens auf kleinen Brettern förmlich übers Wasser gleiten, schweben, fliegen. In hohem Tempo akrobatisch balancierend. Absolute Faszination! Ich fragte mich: Was ist das?

Foilen heißt die neue Trendsportart, die das Wort elektrisierend wörtlich nimmt, denn sie wird auf einem Surfbrett mit einem sieben PS starken Elektromotor ausgeübt. Kein Wind, keine Welle? Macht nichts! Mit einem E-Foilboard unter den Füßen fliegen die Surfer förmlich übers Wasser – ohne Widerstand, ohne Lärm, ohne Leinen, ohne Ablenkung. Das Gefühl, auf einem Foil zu fliegen, ist schwer zu beschreiben und wird von Fans als das wohl befreiendste Wassersporterlebnis gefeiert.

Wer lieber auf Körperkraft setzt, kann beim Foilen auch auf den ohnehin recht kostspieligen Motor verzichten. Oft kommt dabei ein leichtes, aufblasbares Segel dazu, das aber nicht am Surfbrett befestigt ist, sondern in der Hand gehalten wird: der „Wing“. Wingfoilen und Wingsurfen erobern weltweit die Strände und Seen.

Die Wassersportwelt fiebert den Olympischen Sommerspielen entgegen. Bei der Olympiade 2024 in Paris werden gleich zwei neue Segeldisziplinen ins Programm genommen: das Windsurfen mit IQFoil sowie der „Formular Kite“, auch Kitefoil genannt. Die Wassersportdisziplinen werden in Marseille ausgetragen. (Foto: shutterstock_Gorloff-KV)

Auch in Deutschland ist der Mix aus Kitesurfen, Windsurfen und SUP-Foilen angekommen und verbreitet sich rasant in den Social Media Communities seiner Anhänger. Mit einem Brett unter den Füßen und einem leichten Wing in der Hand schwebt man schon nach wenigen Übungseinheiten über das Wasser. Ein weiterer Vorteil: Man braucht viel weniger Material als beim traditionellen Windsurfen und kann sich auch bei deutlich weniger Wind auf ein sensationelles Erlebnis auf dem Wasser freuen. Wie aber ist es möglich, dass ein Foilboard in Aktion regelrecht über dem Wasser schwebt?
Ein Hydrofoil, kurz Foil, ist ein Tragflügelsystem, das an der Unterseite des Boards befestigt ist. Es besteht aus Adapter, Mast, Fuselage sowie Front- und Rearwing. Der Adapter ist die Nahtstelle zwischen Brett und Flügelsystem. Von hier führt der Mast senkrecht nach unten zur sogenannten Fuselage, einer Art Trag-
gestell, an dessen vorderem Ende sich der Frontwing und am hinteren Ende der Rearwind befindet. Das Prinzip ist ähnlich wie bei den Tragflächen eines Flugzeugs, nur eben unter Wasser: Der größere Vorderflügel sorgt für den Auftrieb, der kleinere hintere stabilisiert. Ein Elektro-Hydrofoil oder E-Foil ist ein Surfbrett mit einem Batteriefach für eine auswechselbare Lithium-Ionen-Batterie.


Aktuelle Foiling-Trends
Foilen ist der aktuelle Megatrend im Wassersport, das wurde im Januar auch auf der „boot Düsseldorf“ 2024, der weltweit größten und bedeutendsten Bootsmesse, deutlich. Bester Beweis dafür ist der Einzug des Foilens in die international renommierten Hochgeschwindigkeits-Segelrennen America’s Cup und SailGP.
Der wohl größte und auffälligste Trend bei den Boards sind in diesem Jahr die sogenannten Downwind-Boards, die in der Szene bereits als Revolution im Leichtwindbereich gefeiert werden. Fast an jedem Stand auf der Bootsmesse waren neue Modelle mit den langen, gestreckten Shapes zu sehen, bei denen die Grenzen zwischen Downwind-Foiling mit Paddel und Wingfoiling verschwimmen. Fast alle Neuheiten sollen für beide Einsatzzwecke geeignet sein.


Leistungsstark und vielseitig
In Ruhe liegt das komplette Foil unter der Wasseroberfläche. Sobald das Board in Bewegung versetzt wird und durch das Wasser gleitet, kommen Physik und Hydrodynamik ins Spiel. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit setzt ein Auftrieb ein, der die Tragfläche mitsamt dem Foilboard nach oben treibt – das Foil schwebt über die Wasseroberfläche.
Die Ursprünge des Wingfoilings und die Entstehung der ersten Flügel gehen auf die frühen 1980er-Jahre zurück. Nachdem der Amerikaner Jim Drake 1964 die ersten Windsurfmodelle gebaut und ab 1967 in der Jamaica Bay in New York getestet hatte, erfand er 1981 zusammen mit Uli Stanciu das „Wing-Rig“. Und da Windsurfer immer auf der Suche nach Möglichkeiten sind, die Leistung und Vielseitigkeit ihrer Bretter und Segel zu verbessern, wurden in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Technologien und Designs erforscht. Als Sportler begannen, Flügel mit einem hydrodynamischen Foil zu kombinieren, war dies die eigentliche Geburtsstunde des Wingfoils.
Im Gegensatz zu vielen anderen Wassersportarten geht es beim Wing- und E-Foilen weniger um Kraft als um Balance und Gleichgewicht. Wingfoilen ist für jeden geeignet, der ein wenig Sportlichkeit und Koordinationsvermögen mitbringt.

Je mehr Board-Erfahrung, desto besser. Aber auch Anfänger aller Alters- und Fitnessklassen finden sich schnell zurecht. Am besten, da sind sich alle Profis einig, lernt man den trendigen Wassersport in einer entsprechenden Surfschule, von denen es mittlerweile weltweit vor allem an den bekannten Surfspots zahlreiche gibt. Und alle, die nach ein paar Sessions übers Wasser fliegen, haben eines gemeinsam: ein begeistertes Leuchten in den Augen.

Was ist Foil Pumping? Surfen mit reiner Muskelkraft – ganz ohne Wellen, Wind und Motor? Foil Pumping macht‘s möglich! Der Surfer bewegt sich dabei auf und ab und setzt ausschließlich mit der Kraft seiner Beine das Board mit Hydrofoil in Bewegung bis es ohne zusätzlichen Wind über das Wasser gleitet. Die Bewegungsabläufe werden mit denen von Skatern oder Snowboardern verglichen. (Foto: shutterstock_Maksym-Fesenko)

Trotz aller Unterschiede bestehen Wingfoil-Kurse im Wesentlichen aus drei Schritten: Zuerst lernt man die Steuerung und das Handling des Flügels. Dazu fängt man nicht gleich mit einem Foilboard an, sondern mit einem Anfänger-Windsurfbrett. Diese Boards sind groß, stabil und geben viel Auftrieb. Das erleichtert den Einstieg in den Sport enorm. Denn statt auf einem kleinen, wackeligen Brett zu balancieren, konzentriert man sich zunächst auf den Wing. Im zweiten Schritt steht das „Tow-In auf dem Foilboard hinter einem Boot“ auf dem Programm. Dabei wird man an einem Seil mit sechs bis acht Knoten gezogen und lernt, das Foil zu steuern und zu fliegen. Wenn man sicher ist und das Foil hinter dem Boot fliegen kann, werden in einem dritten Schritt die in Step eins und zwei erlernten Techniken zusammengeführt. Ziel ist es, Foil und Wing gleichzeitig zu beherrschen, jeden Punkt auf dem Wasser zu erreichen und sicher zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Wingfoilen ist der Surftrend schlechthin und eine neue Wassersportart, die Kitesurfen, Windsurfen, Wellenreiten und Foilen miteinander verbindet. Die grundlegende Idee zum Wingfoilen lag bei vielen Herstellern schon seit geraumer Zeit in der Schublade. 2019 waren die ersten Wingfoiler und Wingsurfer auf dem Wasser und es blieb nicht bei einem kurzfristigen Hype – im Gegenteil. 


Kitesurfen, Windsurfen, Wellenreiten

Drei beliebte Surf-Varianten und ihre Besonderheiten

(Foto: shutterstock_yanik88)

Kitesurfen
Dank der Kombination eines verhältnismäßig kleinen Wakeboards mit einem Zugdrachen gleitet man regelrecht übers Wasser. Man kann Kitesurfen schnell lernen und höher springen als etwa beim Windsurfen. Allerdings ist auch das Unfallrisiko größer. Kiten liegt dennoch im Trend – auch weil die Ausrüstung leichter zu handhaben und preiswerter ist

(Foto: shutterstock_ohrim)

Windsurfen 
Wer es lernen möchte, braucht Ausdauer. Denn durch die höhere Geschwindigkeit, die ein Board beim Windsurfen erreichen kann, ist es schwieriger zu manövrieren. Auch Sprünge und Tricks sind hier nicht ganz so einfach wie beim Kiten.

(Foto: shutterstock_Wonderful-Nature)

Wellenreiten
ist gewissermaßen die Mutter aller Surf-Arten. Der Sport stammt aus Hawaii und hat dort eine lange Tradition. Benötigt wird lediglich ein Brett, das früher aus Holz und heute aus Schaumstoff, Fiberglas und Harz besteht. Mehr als bei den anderen Surf-Varianten ist eine gute Balancierfähigkeit elementar.


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