Die Schweizer Wirtschaftsmetropole steht seit Jahren weltweit auf den vordersten Plätzen, wenn es um urbane Lebensqualität geht. Sonntags am Zürichsee, nur ein paar Schritte vom Opernhaus entfernt: die Einwohner genießen das bunte Treiben an der Seepromenade, Familien sind mit Kinderwagen unterwegs, junge Menschen planschen im Seebad Utoquai direkt am 89 km² großen Zürichsee, andere wiederum unternehmen Ausflüge mit den Linienschiffen bis zum Chinagarten am Zürichhorn oder gar weiter bis Rapperswil. Und wer ein gut gepolstertes Portemonnaie sein Eigen nennen kann, fährt sonntags seine Yacht aus.

Die Lebensqualität der „Little Big City“ mit ihren nur 360 000 Einwohnern wird seit Jahren in regelmäßigen Umfragen bestätigt. Erstmals erklärte das Magazin „Monocle“ Zürich zur „lebenswertesten Stadt der Welt“. Acht Jahre lang war Zürich an der Spitze der wichtigen „Mercer“-Studie, nach der auch Genf und Bern zu den Top Ten der Welt gehören; nur Wien konnte in diesem Jahr an Zürich vorbeiziehen. 98 Prozent der Einwohner leben sehr gern in Zürich und schätzen vor allem die Lage am See, den öff entlichen Verkehr und das Kulturangebot. Die Finanzkrise, die eine Stadt wie Zürich mit seiner Abhängigkeit von Banken und Versicherungen als einer der größten Finanzplätze der Welt eigentlich erfassen müsste, ist im Stadtbild nicht zu spüren.

Seit Inkrafttreten der bilateralen Verträge mit den EUStaaten zieht es immer mehr Menschen nach Zürich. Der Ausländeranteil beträgt etwa 30 Prozent, wobei die Deutschen die größte Minderheit stellen und vor allem als Ärzte, im Dienstleistungssektor und in der Gastronomie arbeiten. Neben „Züridütsch“ kann man hier deshalb, anders als in Bern, immer häufi ger auch Hochdeutsch hören.

Auch wenn das multikulturelle Zürich als größte Schweizer Stadt einiges zu bieten hat, Massentourismus findet man hier nicht. Dafür lasten Geschäftsreisende und Individualtouristen die Hotels gut aus. Oder Reisende auf dem Weg in die Bergwelt, die Zürich als geeignete Durchgangsstation wählen. Das recht überschaubare Zentrum entlang der Ufer der Limmat reicht vom Hauptbahnhof bis zum Zürichsee und grenzt östlich an Universität und die imposante, von Gottfried Semper erbaute Eidgenössisch-Technische Hochschule sowie westlich an den zweiten Fluss Sihl.

Dem Hauptbahnhof von Zürich kommt eine wichtige Rolle zu, schließlich haben die Schweizer das Bahnfahren sozusagen perfektioniert. Zudem ist das klassizistische Gebäude ein beliebter Ort für Auff ührungen von Kino und Th eater über Schach-Meisterschaften bis zum überdachten Weihnachtsmarkt. Am Hauptbahnhof beginnt die gut einen Kilometer lange Bahnhofstraße – eine der berühmtesten Shoppingmeilen Europas. Zwar hielten dank der Globalisierung bekannte Kaufhäuser in der vorderen Hälfte Einzug, doch im hinteren Teil reihen sich nach wie vor Luxusboutiquen bis zum See wie an einer Perlenkette. Hübsch ist die pittoreske Augustinergasse mit ihren bunten Erkerhäuschen. Der weiter oben gelegene Lindenhof zeugt von der einstigen Rolle als römische Zollstation Turicum. Auf dieser Seite der Limmat zieht die Frauenkirche besonders Kunstliebhaber an, denn schließlich schuf Marc Chagall drei Fenster und eine Rosette auf der Ostseite des Gotteshauses. Der Paradeplatz inmitten der Bahnhofstraße markiert das Zentrum der Schweizer Finanzwelt. Von hier sind es nur ein paar Schritte bis zum Frauenbad Stadthausquai, eine schwimmende Badi in der Limmat nur für Frauen. 

Die gegenüber der Limmat gelegene, meist nur „Dörfli“ genannte Altstadt strahlt mit ihren kleinen Häuschen und den engen Gassen einen Kontrast zur mondänen Geschäftswelt aus und verwandelt sich abends in eine Ausgehmeile mit vielen hübschen Restaurants und Bars. Legendär ist das Cabaret Voltaire, in dem einst die Dada-Bewegung gegründet wurde. An diesem Straßenzug liegt das Großmünster, eines der Wahrzeichen der Stadt. In dem gern auch „Pfeff er und Salz“ betitelten Gotteshaus wirkte Reformator Huldrych Zwingli im 16. Jhd. Die Altstadtgassen münden schließlich ins Bellevue mit dem Opernhaus und dem Beginn des Zürichsees. Zürich gilt unter Insidern als Partymetropole. In den einstigen Industriequartieren im Kreis 5 hat sich in den letzten Jahren eine aktive Ausgehszene entwickelt. Jedes Jahr im August zieht die Street Parade tanzwütige Raver aus ganz Europa an. Aber auch Klassikliebhaber und Opernfans kommen auf ihre Kosten. Die Vielzahl der Gourmetlokale und das großeWellness-Angebot von Day Spas bis zu Luxushotels spiegeln ebenfalls die hohe Lebensqualität der Stadt wider. Die beste Aussicht auf Stadt und Alpen bietet der 873 m hohe Uetliberg, der mit der S 10 ab Hauptbahnhof erreicht werden kann, übrigens die steilste Normalspur-Kletterbahn Europas. Wer hoch hinaus möchte, sollte den Zoo auf dem noblen Zürichberg besuchen, dessen Masoalahalle den Urwald Madagaskars nachstellt.

Die Einreise in die Schweiz erfolgt seit dem Schengen-Beitritt Anfang 2009 ohne Personenkontrolle an den Grenzen, doch sollte man trotzdem den Personalausweis dabei haben, denn der Zoll darf den Warenverkehr kontrollieren. Den Zürcher Flughafen Kloten 13 km nordöstlich der Stadt steuern Lufthansa, Air Berlin und einige Günstigflieger mehrmals täglich an. Mit der perfekt ausgebauten S-Bahn geht es rasch ins Zentrum. Außerdem verkehren viele Tag- und Nachtzüge von Deutschland aus zum Zürcher Hauptbahnhof. Die ZürichCard bietet nicht nur freie Fahrt mit Bus, Tram, Bahn und den Linienschiffen auf dem Zürichsee, sondern auch freien Eintritt in 37 Museen und weitere Vergünstigungen. Die Karte gibts beim Tourist Service im Hauptbahnhof in zwei Varianten: für 24 Stunden kostet sie 19 CHF (ca. 13 Euro), für 72 Stunden genau das Doppelte. Apropos Schweizer Franken: die meisten Geschäfte akzeptieren Euro, geben das Wechselgeld jedoch meist in Franken raus. Die Umrechnung ist einfach: 1 Euro entspricht etwa 1,50 Franken.