Zeit, um ein Buch zu lesen – wann hat man die schon? Jetzt haben einige Hotels die entspannende Wirkung von guter Lektüre entdeckt und überraschen ihre Gäste mit anspruchsvoll ausgestatteten Bibliotheken.
Wer träumt nicht davon, in fremde Welten einzutauchen und ungestört darin zu schwelgen? Wir nehmen weite Reisen auf uns, um Momente der Entspannung zu erleben. Dabei ist eine nachhaltig wirkende Quelle der Erholung immer zum Greifen nah: Ein Buch auf dem Nachttisch, das für entspannende Momente vor dem Einschlafen sorgt. Oder ein Schmöker, den wir atemlos bis zur letzten Zeile verschlingen. Geistige Fitness bieten beide Arten von Literatur.
Leider fällt es im Alltag oft schwer, Zeit und Muse für Lektüre einzuräumen. Immer mehr Hotels haben genau das erkannt und bieten ihren Gästen neuerdings auch eine Extraportion geistige Nahrung in Form von gemütlichen Bibliotheken sowie Lesestoff auf dem Nachttisch. Inzwischen gibt es auch Häuser, die sich ganz auf das Thema eingestellt haben. Diese Literaturhotels sind optimale Rückzugsorte für Leseratten und solche, die es (wieder) werden wollen: Als Gast ist man in den Häusern von Büchern umgeben, alles ist auf die Bedürfnisse von Viellesern abgestimmt. Hier erntet man keinen schiefen Blick, wenn man bereits mit dem Buch zum Frühstück erscheint. Ein lesefreudiges Publikum sprechen z. B. die Bibliotels an, eine Kooperation von rund 40 Gastgebern in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Griechenland. Statt mit Sternen für die Unterkunft zu werben, bewerten Buchsymbole den Lesekomfort der Häuser. Dabei werden unter anderem die Anzahl der Bücher, die Vielfalt der Leseorte und regionale Angebote berücksichtigt. Gut sortierte Bibliotheken zeichnen auch die drei 4- bis 5-Sterne-Hotels in Österreich und der Schweiz aus, die Mitglied von Reading Hotels & Resorts sind. Der 2010 gegründete Verbund will sich „in Zeiten von iPad und eBooks auf die Tradition des Lesens“ besinnen. „Ein Buch ist wie ein verlässlicher Freund“, sagt Lilo Solcher, eine der Initiatorinnen.
Im „Hotel Friedenau – Das Literaturhotel Berlin“ wiederum finden Lesungen im hübschen Biedermeier-Salon statt, der nach Uwe Johnson benannt ist. Der Schriftsteller („Jahrestage“) lebte wie die Nobelpreisträger Günter Grass und Herta Müller einige Zeit in dem Berliner Bezirk und logierte nach seinem Weggang oft in der Gründerzeitvilla. 2007 eröffnete Christa Moog das Haus als Literaturhotel: „Die Gäste wollen vorrangig ein schönes Hotel. Die Literatur ist die Zugabe.“ Das wird Lesemuffel trösten oder vielleicht auch so ganz nebenbei animieren, doch einmal die Nase in ein Buch zu stecken. Gerade nach einem aufregenden Sightseeing-Tag kann das, fast wie eine Massage, wunderbar entspannen.
Lesen und Schreiben
Bibliotels: www.bibliotels.com
Reading Hotels & Resorts: www.reading-hotels-and-resorts.com
„Sofi tel Literary Escapes“: Schriftsteller übernachten weltweit in einem Sofitel-Hotel und schreiben eine Kurzgeschichte über ihren Aufenthalt, die in einer Literaturbeilage von „Le Figaro“ veröffentlicht wird.
http://escales-litteraires.evene.fr/en
„Writers in Residence“ heißt es bei Swiss Deluxe Hotels. 37 Autorinnen und Autoren wohnen in einem der 37 Fünf-Sterne-Häuser der Schweiz und lassen sich dort zu Kurzgeschichten inspirieren. Die Veröffentlichung der Geschichten ist u.a. im hoteleigenen Gäste-Magazin geplant.
www.swissdeluxehotels.com