Warum muss es eigentlich immer die Toskana sein? Der Deutschen liebstes Urlaubsland hat auch andere Regionen im Angebot – wie diese voller Kunst, Kultur und mit guter Küche, aber (noch) überschaubaren Touristenströmen.
Stimmengewirr dringt durch die engen Gassen von Baris Altstadt. Ein paar Kinder jagen einem kaputten Fußball hinterher. Zwei alte Damen sitzen vorm Haus. Handwerker schrauben ein Schild über einen kleinen Lebensmittelladen. Alltag eben in Bari Vecchia. Von Touristen lassen sich die Bewohner des Viertels kaum beeindrucken. So runtergekommen das Areal noch bis vor wenigen Jahren war, so schlicht und glanzlos seine Bewohner hier lange Zeit residierten – so sehr gibt man sich jetzt Mühe, alles aufzuhübschen. Bari, die Regionalhauptstadt Apuliens mit ihren mehr als 30 0000 Einwohnern, lebt und pulsiert – und hat doch noch vieles aufzuholen. Stippvisite im Süden Italiens. In Sachen Tourismus kann sich Apulien zwar nicht mit der Toskana oder gar Rom messen. Doch es holt auf – und lockt immer mehr Besucher an. Die stellen sich oft dieselbe Frage: Wie viele Tage braucht man, um einen Überblick über die Region am Stiefelabsatz zu bekommen? Grob gesagt: Eine Woche ist eigentlich zu knapp. Wer dennoch nicht mehr Zeit hat und aus Deutschland mit dem Billigfl ieger anreist, wird als Startpunkt automatisch in Bari oder ein paar Kilometer entfernt in Brindisi landen. Ein paar Tage (Groß-)Stadt sollten auf jeden Fall eingeplant werden. Vielleicht ja mit einer traditionellen Prozession oder einem der vielen Feste. Dort geht es lautstark her, werden leckere Gerichte verköstigt und Livemusik darf auch nicht fehlen. Und man sollte raus aufs Land mit seinen knorrigen Olivenbäumen, den Masserias, den grünen Wäldern und (nicht ganz so hohen) Bergen. Apulien ist Sehnsuchts-Italien, wie es im Buche steht, aber vielleicht eher auf den hinteren Seiten. Nur manchmal scheint es so lieblich wie die Kulturlandschaften rund um Pisa und Florenz. Nur manchmal wirkt es so überladen an seinen Badestränden, die denen der Adria ähneln.
Weiß statt Blau
Weiter also auf der kurzen Tour. Wie wohnen eigentlich die Schlümpfe? Die putzigen Trulli in Alberobello scheinen Antwort zu geben. Spitzhütige Gebäude unter dem Schutz der Unesco – kurios. Neue kommen stetig hinzu, wer mag, kann darin übernachten. Schlumpfhausen auf Italienisch, nur ganz in Weiß statt Blau. Apropos Kopie: Lecco, das hübsche Städtchen, nennt sich „Florenz des Südens“. Unnötig eigentlich, denn Lecco hat seinen eigenen Charme. Und ist längst nicht so überlaufen wie das Vorbild im Norden – vor allem am Nachmittag, wenn Italien in der Sommerhitze Siesta macht. Dann laufen in den Straßen nur Touristen schwitzend von einer geschlossenen Kneipe zu nächsten. Hier ist Italien eben noch ganz ursprünglich.