Die in New York lebende Dänin Kirsten Kjaer Weis gibt Bio-Make-up mit der nach ihr benannten Linie ein neues Gesicht. Ulrich Lang traf die dynamische Kosmetikunternehmerin in New York zum Gespräch.
Kirsten Kjaer Weis ist in Dänemark aufgewachsen und lebt heute in New York City. „Es war wunderbar, auf dem Land aufzuwachsen, in der Natur. Trotz allem träumte ich immer von großen, aufregenden Städten, von Kunst, von Museen …“, verriet sie Ulrich Lang. Nach ihrem Schulabschluss reiste sie ein ganzes Jahr umher und genoss es, unterschiedliche Kulturen zu erfahren, neue Dinge zu probieren, bis sie an der Make-up-Schule in Paris bei Christian Cheauveau landete. Nach zehn Jahren als Visagistin in Europa zog sie nach New York. „Ein langgehegter Traum!“
INSIDE beauty: Sie sind als Visagistin bekannt. Wann begannen Sie, an Ihrer eigenen Linie zu arbeiten?
Kjaer Weis: Ich arbeite seit über 20 Jahren als Visagistin und merkte, dass viele Frauen, die auf meinem Make-up-Stuhl saßen, allergisch auf einige der gängigen Linien reagierten. Ich sah, welche kurzzeitigen Effekte synthetische Inhaltsstoffe auf der Haut haben können wie Ausschläge, Irritationen, allergische Reaktionen, rote Augen etc. und dachte mir: Wenn das der Kurzzeiteffekt ist, welche Spuren kann eine kontinuierliche Anwendung dieser Produkte möglicherweise hinterlassen? Ich wollte eine Alternative schaff en, die Frauen ohne Nebenwirkungen benutzen können, Produkte, die Resultate zeigen und sich durch moderne Texturen und Farben auszeichnen. Meine Linie ist organisch zertifiziert und hat ein nachhaltiges Packaging.
Wenn ich an dänisches Design denke, fallen mir Namen wie Arne Jacobsen oder Hans Wegner ein – ein reduziertes, minimalistisches Universum. Hat Ihr Aufwachsen in Dänemark einen besonderen Blick auf Design und Ästhetik vermittelt?
Kjaer Weis: Absolut – dänischer Minimalismus hat mich sehr stark beeinflusst. Wenn ich heute alte Fotos betrachte und die Möbel darauf sehe, mit denen ich aufgewachsen bin, dann merke ich schon, dass dies ein großer Teil meiner Ästhetik ist. Der Wunsch nach klaren Linien und nach einem natürlichen Look findet sich in dem Make-up wieder, das ich bevorzuge und selbst benutze. Less is more – aber es muss immer schön anzusehen sein. Ich mag cremige Texturen, muss noch Haut durchschimmern sehen können (ich hasse „Masken“), ein Strahlen, moderne Lippen und Augen mit ein wenig Farbe, die Frauen insgesamt einzigartig erscheinen lassen.
Sie haben mit dem Produktdesigner Marc Atlan, einem der besten seiner Branche, an Ihrem Packaging gearbeitet. Er ist bekannt für seine Arbeit mit Comme des Garcons und Yves Saint Laurent. Wie haben Sie zueinander gefunden?
Kjaer Weis: Ich war schon immer ein großer Fan von Marc! Ich fand und finde nach wie vor, dass er Design in einer modernen und dennoch zeitlosen Art erfasst und wollte genau das mit meinen eigenen Produkten aussagen. Ich kontaktierte ihn und es wurde eine Zusammenarbeit daraus. Ich wollte etwas Nachhaltiges haben, aber mit Designkomponente und einem Touch Glamour. Viele natürliche Kosmetik- und Make-up-Linien sehen zu sehr aus wie für das Reformhaus gemacht und machen Kompromisse, was die Verpackung angeht. Ich wollte beweisen, dass es auch anders geht – innen „grün“ und außen „Design“. Marc entwickelte das Refill-System, das wir heute haben. Durch die Metall-Verpackung ist es nachhaltig und sieht dennoch einzigartig und sehr schick aus.
Organisches Make-up – mehr als nur ein Trend? Wer sind Ihre Kundinnen?
Kjaer Weis: Ich glaube fest daran, dass dies die Zukunft des Make-up ist, sowohl organisch zertifiziert als auch natürlich. Information und Visibilität gehen Hand in Hand. Sobald mehr und mehr Konsumentinnen merken, dass Make-up komplett ohne negative Eff ekte auf der Haut erhältlich ist, dann wird es die Norm, was man an der Nachfrage sehen wird. Eine Sache weniger, über die man sich Sorgen machen muss! Man sieht diesen Trend schon länger im Food-Bereich, von dort ging es weiter zur Hautpflege und nun sind wir beim Make-up angekommen. Unsere Kundinnen sind Frauen, die sowohl gesundheitsbewusst sind, und die von mir genannten negativen Effekte kennen oder erfahren haben, als auch Frauen, die das Produkt kaufen, weil es tolle Resultate zeigt oder weil sie das Design lieben. Für diese Frauen ist der organisch zertifizierte Part der Bonus.
Wo gibt es Ihre Marke zu kaufen und in welche Länder werden Sie expandieren?
Kjaer Weis: Wir sind in den USA, Australien und in vielen Ländern Europas erhältlich (Skandinavien, Deutschland, England, Italien, Spanien, Ungarn, Rumänien, Anm. d. Red.). Unser Fokus liegt momentan darauf, diese Märkte weiter zu entwickeln. Zudem werden wir im Herbst 2013 in Holland, Belgien und Luxemburg lancieren. Unsere Vision ist global: Frauen in der ganzen Welt verdienen es, die Möglichkeit zu haben, hochwertiges, organisch zertifiziertes Make-up kaufen zu können.
Produktentwicklung – was können wir von Kjaer Weis zukünftig erwarten?
Kjaer Weis: Wir lancieren im Herbst eine Foundation, zeitgleich mit neuen Farben für die Color-Linie. Im nächsten Jahr werden wir einen gepressten Puder, Lippenstifte und dazu passende Pinsel herausbringen. Mein Ziel ist es, eine organische Make-up-Linie zu haben, die alle Bedürfnisse von Frauen an ihr Make-up erfüllen kann.
Welches sind Ihre persönlichen Makeup Empfehlungen für Herbst/Winter und wie sieht das Kjaer Weis Gesicht aus?
Kjaer Weis: Unser Herbstlook wird von wunderschönen, roten Lippen dominiert. Unser erstes wirkliches Rot! Wir nennen es Lip Tint, es ist noch immer leicht transparent, aber mit einem „Pop“- Effekt. Für die Augen werden wir einen schmeichelnden dunkelgrünen Lidschatten einführen. Der Lidschatten kann allein oder zusätzlich zu Smoky Eyes getragen werden. Für die Wangen lancieren wir eine weiche, blasse Rosenfarbe, die gut zu den anderen Farben passt. Meine Inspiration zu den Farben bekomme ich, wenn ich mir alte Stoff e in Antiquitätenläden ansehe. Ich stelle sie mir kombiniert vor – für einen auffallenden, aber trotzdem klassischen Look.
Wochenenden in New York und Kopenhagen. Wie sehen diese für die vielbeschäftigte Kirsten Kjaer Weis aus?
Kjaer Weis: Ich versuche natürlich so oft wie möglich in der Natur zu sein – das braucht man, wenn man die Woche über in der Stadt arbeitet. Aber das schaffe ich auch nicht jedes Wochenende. In Kopenhagen versuche ich, meine Freunde und Familie zu sehen, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und mir den Wind durch die Haare wehen zu lassen (lacht). Es gibt immer neue Restaurants und Cafés zu entdecken, aber meine Favoriten sind The Fish Bar im Schlachthofviertel oder Falnerum, eine Weinbar mit Restaurant am Vaernedamsvej, die beide sehr einladend sind und sich durch tolles Essen und wunderbares Décor auszeichnen.
INSIDERTIPPS NEW YORK Die Woche über arbeitet die Beauty- Unternehmerin in New York. Klar, dass Ulrich Lang sie nach ihren Hot Spots in der City gefragt hat. Das Foto zeigt die Brooklyn Bridge, die Manhattan mit Brooklyn verbindet. In diesen Stadtbezirk mit seiner multikulturellen Bevölkerung und seinem besonderen Flair zieht es Kjaer Weis häufi g am Wochenende. „Ich gehe gerne nach Brooklyn, in die Gegend um Atlantic Avenue und Smith Street, um nach Antiquitäten zu stöbern und ich mag die Cafés und Restaurants in dem Viertel. Und wenn ich mich nach Stille sehne, gehe ich ins Kadampa Buddhist Center auf der 24sten Straße, das mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Zu meinen Lieblingsrestaurants gehören das Diner unter der Williamsburg Bridge in Brooklyn, aber auch für Manhattan habe ich einen Tipp: Ein Besuch im Freeman’s.“
HERBSTLOOK Rote Lippen sind ein Must. Für die Augen empfi ehlt Kjaer Weis einen schmeichelnden dunkelgrünen Lidschatten, der allein oder als Ergämzunng zu Smoky Eyes getragen werden kann. Für die Wangen setzt die Unternehmerin mit dänischen Wurzeln auf eine weiche, blasse Rosenfarbe. „Meine Inspiration zu den Farben bekomme ich, wenn ich mir alte Stoffe in Antiquitätenläden ansehe. Ich stelle sie mir kombiniert vor – für einen auffallenden, aber dennoch klassischen Look.“