Wer einmal in Namibia war, den lässt das Land so schnell nicht mehr los. Die endlose Weite, die meditative Stille der Wüste, die einzigartige Tierwelt – der Spirit von Afrika ist hier hautnah zu spüren. Massentourismus gibt es hier zum Glück (noch) nicht. Wer hierher, in den Südwesten des afrikanischen Kontinents kommt, will die pure kraftvolle Landschaft entdecken – mit allen Sinnen.
Manche Orte auf dieser Erde muss man hautnah erleben, um die Faszination, die Einzigartigkeit zu spüren. So wie Namibia. Reisen Sie in dieses ursprüngliche afrikanische Land und Sie werden verzaubert sein – von der intensiven Wärme, den spektakulären Sonnenauf- und -untergängen, von den endlosen Weiten der Straßen, der absoluten Stille, den vielen exotischen Tieren und der grandiosen Landschaft.
Die Fläche, mit rund 824 300 km² mehr als doppelt so groß wie Deutschland, hat mit rund 2,2 Millionen Einwohnern die geringste Bevölkerungsdichte der Welt. Dafür ist die ethnische Vielfalt riesig und stärker differenziert als in vielen anderen Ländern Afrikas. Die große Herausforderung, ein friedliches Miteinander zwischen Ureinwohnern und den aus dem Norden und Süden zugezogenen Ethnien zu erreichen, scheint dem Land zu gelingen. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde zudem das Motto „One Namibia, One Nation“ von offizieller Seite ausgerufen, um nach den leidvollen Erfahrungen aus der Geschichte, die Gemeinschaft aller Volksgruppen des Landes zu betonen.
Namibia zählt zu den artenreichsten Ländern Afrikas. Es beheimatet mehr als 300 Säugetierarten, mehr als 500 Vogel- und mehr als 100 Reptilienarten sowie unzählige Insektenspezies. Zum Schutz dieser einzigartigen Tierwelt hat man Wildschutzreservate errichtet, wie der über 20 000 km2 große Etosha Nationalpark, der bekannteste unter den Wildreservaten. Insgesamt gibt es heute 76 Naturschutzgebiete, die rund 18 Prozent der Gesamtfläche Namibias ausmachen. Wer hierher kommt, will natürlich in erster Linie wilde Tiere sehen und das möglichst aus nächster Nähe. Die Chancen dafür stehen gut: Löwen, Leoparden, Geparden, Antilopen, Elefanten, Giraffen, Zebras und Kaffernbüffel – selbst Nashörner, vor allem das Spitzmaulnashorn, eine vom Aussterben bedrohte Tierart, bekommt man in Namibia vor die möglichst immer gezückte Kamera. Nicht nur Hobby-Ornithologen geraten ins Schwärmen bei der artenreichen Vogelwelt. So kann man an den Wasserstellen und am Atlantik Pelikane, Flamingos, Kormorane und Seeschwalben beobachten. In den Wüsten- und Halbwüsten leben u.a. Felsenadler und Augurbussard. Auf sichere Distanz sollte man eher bei den heimischen Schlangen wie Hornviper, Kobra und der schwarzen Mamba gehen. Das gilt auch für die im Norden Namibias in feuchten Gebieten lebenden Nilkrokodile. Diese können bis zu vier Meter lang werden – ein imposanter Anblick.
Die Landschaft Namibias ist vor allem durch zwei Wüsten geprägt. Im Westen durch die von der südafrikanischen Provinz Nordkap bis weit nach Angola hineinreichende Namib und im Osten durch die Kalahari. Zwischen beiden Wüsten liegt das Binnenhochland. Einer der markantesten Berge ist der Etjo. Doch der höchste Berg ist der rund 2600 Meter hohe Königstein im Brandbergmassiv, nahe der Küste, etwa 200 km nördlich des beliebten Seebades Swakopmund. Im Osten geht das Binnenhochland allmählich in das rund 1200 Meter hoch gelegene, von Trockenvegetation bedeckte Kalahari-Hochland über. Wer mit dem Auto in Namibia unterwegs ist (Achtung Linksverkehr!), findet ein flächendeckend ausgebautes Straßennetz vor. Allerdings: Der Großteil sind nicht asphaltierte Pisten (Pad). Man sollte also bei der Wahl des Wagens genauer hinschauen, sonst entpuppt sich die Fahrt schnell als sehr unkomfortabel und mühsam. Und in die Wüste darf man, klar, nur mit Vierradantrieb fahren. Regen ist kostbar Das Klima in Namibia ist gekennzeichnet durch heiße Sommer, warme Winter und nur wenig Niederschläge. Die durchschnittlichen Temperaturen im Sommer liegen an der Küste zwischen 18 °C und 12 °C , im Winter, im Hochland sind es sommers ca. 25 °C, im Winter 13 °C. Übrigens: Wenn dort Winter ist, haben wir in Deutschland Sommer und umgekehrt. Die geringen Niederschlagsmengen in Namibia führen dazu, dass Dornstrauchsavannen mit Zwergsträuchern, Sukkulenten und Gräsern weite Teile des Landes dominieren.
Vegetationsreichstes Gebiet ist der Caprivi-Zipfel im äußersten Nordosten des Landes mit dichten Waldbeständen und Sumpfgebieten in der Nähe des Linyanti. Das KalahariBecken hingegen zählt zur Halbwüste mit schroffen Felsformationen, die Namib mit ihren gigantischen Sanddünen ist nahezu ohne Vegetation. Obwohl, wenn man genauer hinschaut, entdeckt man, dass auch die Wüste lebt. Im Westen endet Namib direkt am Atlantik – ein spektakuläres Bild, wenn Sandberge plötzlich auf Wasser treffen.
Die größte Bevölkerungsgruppe mit acht verschiedenen Stämmen stellen die Ovambo, die vorwiegend im Grenzgebiet zu Angola wohnen. Immer ein Blickfang sind die Frauen der Herero, die mit auffälligen Trachten und großem Kopfschmuck leicht zu erkennen sind. Im Nordosten, im Kaokaland, leben die Himba als Hirtenvolk. Sie gehören ursprünglich zu den Herero, haben aber weitaus mehr ihrer alten Traditionen bewahrt. Am Ufer Okavango beheimatet sind die Kavango, die wegen der Abgeschiedenheit ihres Lebensraumes ebenfalls ihre alte Lebensweise in traditionellen Dorfgemeinschaften beibehalten haben. Mit der modernen Welt kommen die San, die Buschmänner Namibias, nicht immer zurecht. Sie leben als Jäger und Sammler, doch die allmähliche Dezimierung ihres Lebensraumes führt oft zum Zerfall der kleinen Familienverbände und zu einer zunehmenden Verwahrlosung. Neben dem alten Volk der San gelten die Damara als älteste Bewohner Namibias. Sie selbst nennen sich Nu-Khoin, die schwarzen Menschen. Zu den ethnischen Minderheiten zählen die Caprivianer, die den fruchtbaren Landzipfel zwischen Angola und Botswana besiedeln. Die Tswana, deren Ursprungsvolk im heutigen Botswana lebt und die Rehobother Baster, die aus Verbindungen zwischen Holländern und Nama-Frauen hervorgingen, zählen zu den rd. 50 000 Coloureds in Namibia. Die weiße Bevölkerung, die zwar nur sechs Prozent aller Einwohner ausmacht, spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft des Landes. Sie stammt von Buren, Briten, Portugiesen und zu einem wesentlichen Teil auch von Deutschen ab. Diese Bevölkerungsvielfalt spiegelt sich auch in den Sprachen wider. Es gibt drei große Sprachgruppen mit über 30 Einzelsprachen bzw. Dialekten. Rund 49 % der namibischen Bevölkerung geben Oshivambo als Muttersprache an, etwa 11 % Afrikaans und 1 % Deutsch. Bei der weißen Bevölkerung wiederum beherrschen 60 % Afrikaans, 32 % Deutsch und 7 % Englisch. Mit Englisch und Deutsch kann man sich also überall gut verständigen.
Unterwegs in Namibia – das ist überhaupt kein Problem. Man findet überall Camps und Lodges, für jeden Geldbeutel und für jeden Anspruch. Wer mit der Bevölkerung näher in Kontakt kommen möchte, dem seien die Farmen ans Herz gelegt. Viele von ihnen haben Gästezimmer, ja mittlerweile ganze Ferienhäuser zu vermieten. Es ist spannend mitzuerleben, wie der oft auch harte Alltag einer Farm aussschaut, und es bringt einem das Land von einer ganz anderen Seite näher. Aber was soll all die Theorie – Namibia muss man live erleben, um dann sein Herz an dieses faszinierende Land zu verlieren!