Andrea Grudda Die Düsseldorfer Trendforscherin, die u.a. Unternehmen aus den Bereichen Fashion und Lifestyle sowie Gastronomie berät, engagiert sich auch als Autorin: In Ihrem Buch „Power Briefing – 3 Minuten für ihr Team“ schreibt sie über zeitgemäße Teambildung, Motivation und Ausbildung. Im Sommer 2014 erscheint ihr zweites Buch.
www.andreagrudda.de
Pflege Das Jahr 2007 markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Erstmalig lebten mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Daraus wuchs, meiner Meinung nach, eine große Sehnsucht zur Natur. Man sieht das in der veränderten Architektur, dem Trend nach Echtholz in den Wohnungen. Hatte man 20 Jahre lang keine Pflanzen in den Räumen, pflegt man wieder die Natur im Zimmer. Bis hin zu Hipstern in den Großstädten, die sich auf Pflanzentauschbörsen, im Schrebergarten und beim „urban gardening“ austauschen. Dieser Trend wird in den nächsten Jahren sogar noch stärker. Aber immer mit dem Blick nach vorne – mit der Technik, neuen Erkenntnissen und Wissen. Kein verträumter Blick zurück. Fragen, die sich die Lebensmittelindustrie schon lange gefallen lassen muss, nach Nachhaltigkeit, Herstellung, Fairness, Reinheit, Umweltschutz und Transparenz werden auch in der Kosmetik wachsen.
Duft Wir Menschen sind in unserer modernen Welt permanent mit Updates und Neuerungen beschäftigt. Die technische Welt bestimmt maßgeblich unseren Alltag. Also wünschen und suchen wir in anderen Bereichen Ruhe. Von „Wähle mit Bedacht und habe es für lange Zeit“ als einem konstanten Trend für die Zukunft bin ich überzeugt. Junge Menschen, für die permanente Veränderung der Alltag ist, werden sich an ständig neuen Konzepten erfreuen – andere werden genauer suchen. Das Besondere, Individuelle fordern und finden und dabei länger bleiben. Duft ist, genau wie Kleidung, symbolische Selbstergänzung und definiert das „Ich“.
Emotionen bitte! Der emotionale Nutzen kommt vor dem Produktnutzen – das stimmt. Aber der emotionale Nutzen hat in diesem Fall nichts mit möglichst vielen Emotionen zu tun im Sinne von „alle Sinne ansprechen“. Es geht um die Frage: Was macht das Produkt mit mir? Stimmt es mit meinen Werten, Vorstellungen, Überzeugungen überein? Aber auch mit meinen ästhetischen Ansprüchen und Forderungen? Ganz gut macht das zur Zeit die Marke „Stop the water while using me“. Beim Einkaufen bin ich jedes Mal positiv überrascht, wenn ich einen Menschen vor mir stehen habe und nicht einen austauschbaren Showverkäufer. Kommunikation Wenn du den Wettbewerb gewinnen möchtest, musst du ihn verlassen! Die meisten Fachhändler sind damit beschäftigt krankende Systeme zu verbessern – aber nichts anders oder etwas total Neues zu machen. Die Produktinformation in einem Online-Shop ist häufig sehr klar, ehrlich und unmissverständlich. Auch das erklärt den Erfolg. Der Service ist bei den meisten auch top. Also nur mit schöner Einrichtung kann man da Kunden nicht halten. Den besten Trumpf, den man hat, ist der Mensch. Doch diese Karte wird oft nicht ausgespielt. Konzentriert man sich doch beim Personal viel auf Fachwissen und Abläufe – das ist doch die Basis! Aber wie die neue Welt und die damit veränderten Menschen ticken, verstehen viele nicht. Eine andere Ansprache, Witz, Schlagfertigkeit, Spaß – gepaart mit fundierten modernen Verkaufstechniken sind gefordert. Zur Differenzierung der Marken empfehle ich: Konzentrieren Sie sich auf Mut, Humor, Transparenz und Nachhaltigkeit. Dann kann eigentlich nichts schief gehen. Ach ja, und halten Sie die damit verbundenen Konsequenzen aus!
Online & Offline Man kann Kunden nicht erziehen – sie werden da kaufen, wo ihnen die gebotene Lebenswelt am attraktivsten erscheint. Sei es über Mode/Lifestyle Blogs, Facebook oder Online-Shops. Ob das der Shop eines Fachhändlers ist, ist dabei zweitrangig. Verkauf im Netz funktioniert nach andern Spielregeln und ist nicht mit dem stationären Markt vergleichbar. Der Verkauf dort ist viel spielerischer und auch stark personengebunden über Empfehlungen. Durch Beauty-Redakteure, Blogger oder durch die Freundin, die auf „i like“ klickt bei einem Produkt. Dieses Verständnis und Wissen reift erst jetzt. Die Modeindustrie hat das schon früher erkannt und enge Kontakte und lebhaften Austausch mit „Opinion Leadern“ und Medien aufgebaut. Eine Menge Online-Shops in der Beautybranche sind erschreckend langweilig und werden deshalb nicht frequentiert. Das hat weniger mit den Produkten zu tun.