Die Koffer packen, um wieder zu sich selbst zu finden. Spas bieten heute viel mehr als reine Wohlfühl-Massagen.
„Nachhaltigkeit und noch mehr Rückbesinnung zur Natur – nicht nur an der Oberfläche“, sagt Wolfgang Falkner. Falkner, Dipl.-Ing. (FH), berät und begleitet Wellness-Hotels, Tourismus-Destinationen sowie die Spa- Industrie im Spa-Marketing (www.derfalkner.com). Seine Schwerpunkte sind innovative Events und authentisches Content- Marketing mittels Blogs und Social Media. Seit 2010 organisiert er die Fachveranstaltung SpaCamp, die 2014 in Warnemünde an der Ostsee stattfinden wird. Der gleichnamige Fachblog (www.spacamp.net) hat aktuell mehr als 100 Autoren. 2014 findet zudem erstmals ein NaturkosmetikCamp statt. SPA inside hat mit ihm gesprochen. (Foto oben: eve/fotolia.com)
SPA inside: Was sind die neuen Spa-Trends für 2014?
Wolfgang Falkner: Mit Trends muss man immer vorsichtig sein. Oft entpuppen sich Trends als Hype und sind schnell wieder Schnee von gestern. Was man aber langfristig in Spas beobachten kann und was sicher 2014 noch mehr an Bedeutung gewinnt, sind drei Dinge: Spas werden individueller. Man versucht, dem Gast ein möglichst authentisches Erlebnis zu bieten. Wenn sich das Hotel oder Day-Spa beispielsweise in einer Wein-Region befindet, werden besondere Behandlungen mit Wein-Kosmetik kreiert. Dasselbe gilt für das Thalasso-Spa mit Meerwasser- und Algen-Anwendungen an der Nord- und Ostsee oder dem Alpinen-Spa mit Bergkräutern und Zirbenholz. Anwendungen werden ganzheitlicher. Ein Spa-Package beinhaltet neben der Behandlung z. B. ein Outdoor-Programm, das dazu passende Menü sowie Wellness-Tipps für zuhause. Im Alten Meierhof in Glücksburg wurde beispielsweise ein Signature-Treatment entwickelt, bei dem der Gast die Zeit und das Ziel bestimmt und der Spa-Behandler das richtige Package auswählt. Nachhaltigkeit und noch mehr Rückbesinnung auf die Natur – nicht nur an der Oberfläche.
Von Ayurveda bis Zen-Massage – viele Hotels bieten Ihren Gästen eine riesige Auswahl. Ist das zukunftsorientiert?
Nein. Nur wer sich heute spezialisiert, kann den Gast begeistern. Es geht nicht um die Breite des Angebots, sondern um die Tiefe. Der Gast ist heute gut informiert, vernetzt und hat schon vieles gesehen und erlebt – weltweit!
Warum rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt vieler Spas?
Wir leben in einer sehr komplexen und künstlich gewordenen Welt. Man hat oft das Gefühl, den Kontakt zur Natur verloren zu haben. Da wir aber natürliche Wesen sind, ist es ganz normal, dass wir uns zur Natur hingezogen fühlen und wir diese Besonderheiten wieder entdecken möchten. Warum sollte also nicht das Spa ein Ort sein, an dem man zur Natur und zu sich selbst findet? Eine logische Folge sind die Verwendung von Naturmaterialien, aber auch fair hergestellte, naturreine und vegane Naturkosmetik- Produkte. In diesem Zusammenhang wird auch Digital-Detox oder Offline-Urlaub ein Thema für das Spa von Morgen sein. Vielen fällt es ungemein schwer, im Urlaub auf E-Mail oder Facebook zu verzichten. Ein Beweis dafür, wie abhängig man schon ist. Das Loslassen-Können ist aber eine Grund-Voraussetzung, um wieder bei sich anzukommen.
Wie sieht das Spa von morgen Ihrer Meinung nach aus?
Beim SpaCamp, der impulsgebenden Ideenwerkstatt, die im November in Kitzbühel mit 180 Fach-Teilnehmern stattgefunden hat, haben sich mehrere Veranstaltungen mit diesem Thema beschäftigt. Spas werden spiritueller und Spa-Resorts immer mehr zu Zufluchtsorten. Es geht um mehr als bloßes Entspannen. Frank Weckesser, der gemeinsam mit Leela Isani ein Self-Retreat in Sri Lanka anbietet, meinte, dass neue Impulse und innere Einkehr sehr gefragt sind. Das Ziel: Man möchte etwas mit nach Hause nehmen, das das eigene Leben nachhaltig unterstützt. Der Wellness-Coach wird hier den Gast begleiten. Spa wird ganzheitlicher: Alle Sinne sollen angesprochen und neue Räume geschaffen werden. Daniel Lathan, Dozent an der Hochschule Furtwangen und Geschäftsführer von Aquamentalspa, meinte, dass es Zeit wäre, bekannte Schemata der Ästhetik in Frage zu stellen und innovative Raumkonzepte zu betrachten. Denn unser Unterbewusstsein entscheidet, ob wir uns in einem Raum wohlfühlen oder nicht. Dabei spielt die Klangerfahrung und Akustik eine wesentliche Rolle. Und: Spa wird kreativer. In eine ähnliche Richtung geht der Wiener Künstler und Wahrnehmungsforscher sha. Für ihn ist das Spa der Ort für die Sinne, aber auch für den Sinn des Menschen. Dafür sind neue Räume und Rituale gefragt, die das Vertrauen in den Moment stärken. Er appelliert dabei für mehr Kreativität und das Vertrauen in die eigene Intuition. Nur damit ist Innovation in Zukunft möglich.