Belgiens Hauptstadt – das ist weit mehr als EU, Politik und Bürokratie. Streifzug durch eine unterschätzte Metropole, in der es europäisch zugeht: in Sachen Kunst, Kultur und Genuss.
Das junge Pärchen ist amüsiert: Das also soll er sein – mehr nicht? Tatsächlich: Manneken Pis, der pinkelnde Bronzejunge, ist unspektakulär. Und doch klicken am Brunnen mitten in Brüssel fast rund um die Uhr die Fotoapparate der Touristen. Jeder will das beliebte Wahrzeichen der Stadt ablichten, auch wenn aus Angst vor Vandalismus dort nur eine Kopie steht. So unspektakulär wie die freche Figur ist Brüssel (1,1 Millionen Einwohner), Hauptstadt des Königreichs Belgien, keineswegs. Die Stadt, die Sitz von EU und Nato ist, trägt das unerotische Etikett der Politik zu Unrecht. Tatsächlich weht in den Straßen ein Hauch von Europa, schon rein optisch. Wie ein Mix aus Paris, Prag, London und Florenz wirkt Brüssel mit seinen teils monumentalen Bauten. Ein Schmelztiegel von Kunst und Kultur, deren Wurzeln in vielen Länder zu fi nden sind. Unaufgeregt (und in den Klatschspalten seltener präsent als mancher seiner Amtskollegen) führt König Philippe die Geschicke des Landes. Man spricht Niederländisch und Französisch (sämtliche Schilder sind zweisprachig), hört oft auch Deutsch – und natürlich Englisch. Wenn Staatsoberhäupter aus aller Welt hier weilen, kreisen Hubschrauber und fahren Limousinenkolonnen hektisch durch die teils gesperrten Straßen. Der Alltag ist ruhiger, unspektakulärer. Aber man sollte ihn selbst gesehen haben. Eben wie Manneken Pis.
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(Foto oben: WBT – G. Batistini )