Die vom Bundesministerium der Finanzen im Rahmen der Zollstatistik 2015 bekannt gegebenen Zahlen zur Produkt- und Markenpiraterie setzen den für die Kosmetikbranche alarmierenden Trend der vergangenen Jahre fort. Im Erhebungszeitraum 2015 wurden Körperpflegeprodukte im Wert von 18,79 Mio. Euro sichergestellt. Die Anzahl der beschlagnahmten Waren in diesem Segment betrug 536.249. 53,6 Prozent der gefälschten Waren kommen aus China, gefolgt von Hongkong mit 22,9 Prozent.
„Die weiterhin enorm hohen Beschlagnahmezahlen bei Düften und Cremes zeigen die zwei Seiten der Problematik: Einerseits, dass die Arbeit der Zollbehörden sowie die Maßnahmen der Industrie zur Bekämpfung der Markenpiraterie immer besser werden. Andererseits wird deutlich, dass Produktpiraterie für die kriminellen Fälscher ein sehr lukratives und zugleich risikoarmes Geschäft ist. In Deutschland herrscht leider weiterhin eine gefährliche Schnäppchenmentalität. Den Konsumenten scheint es egal zu sein, dass die Fälscher, etwa von Parfums, minderwertige Inhaltsstoffe zweifelhafter Herkunft und Qualität verwenden. Das kann zu massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen“, warnt Martin Ruppmann, Geschäftsführer VKE-Kosmetikverband.
Um den Machenschaften der Produktpiraten die Stirn zu bieten, investieren gerade die Unternehmen des selektiven Kosmetikvertriebs jedes Jahr Millionen in die Bekämpfung der Aktivitäten der Fälschungsindustrie. Ziel ist neben dem Verbraucherschutz, den erheblichen Umsatzeinbußen und damit verbundenen Arbeitsplatzverlusten in der Industrie, beim Fachhandel und den Zulieferbetrieben entgegenzuwirken.
Laut einer aktuellen Studie (VKE-Kosmetikverbnd/ TNS-Infratest Februar 2016) können sich 88 Prozent der befragten Verbraucher etwas unter dem Thema Produkt- und Markenpiraterie vorstellen. 73 Prozent der Befragten verstehen darunter die Fälschung eines Markenartikels mit minderwertigem Material. Dennoch gibt es innerhalb der deutschen Konsumenten einen erschreckenden Trend zum Kauf von Fälschungen. Jeder Zweite hat bereits gefälschte Waren erworben. Das Motiv war vor allem der günstigere Preis. Nur jeder Dritte dachte, es handele sich um ein Originalprodukt. 63 Prozent von Ihnen würden auch zukünftig wieder zu Piraterieartikeln greifen.
Dabei ist einer Mehrheit bewusst, dass es zu Gesundheitsgefährdungen kommen kann, die Wirksamkeit mangelhaft ist und Markenrechte verletzt werden. Mehr als die Hälfte lässt sich auch von der Tatsache nicht abschrecken, dass Kinderarbeit gefördert und Organisierte Kriminalität unterstützt wird. Fast die Hälfte der Fakekäufer shoppen auf Reisen im Ausland, jeder fünfte Kauf erfolgt im Internet. „Wir versuchen, alle Kanäle – und das ist massiv das Internet – frei von Piraterieware zu halten, aber die Fälscher sind in den letzten Jahren immer schneller und besser geworden. Wo die Rechteinhaber einen nicht offiziell autorisierten Onlineshop schließen, entstehen zeitgleich zwei Neue“, erläutert Ruppmann weiter. Noch schwieriger sei es, das Problem in den Herkunftsländern wie China an der Wurzel zu packen. Die Studie zeige, dass die Konsumenten wenig Unrechtsbewusstsein haben. Dennoch werde man nicht in den Bestrebungen nachlassen, die Bevölkerung über die großen persönlichen Risiken und den volkswirtschaftlichen Schaden aufzuklären.