Die Idee einer Rundreise durch die Provence stand schon länger auf meiner Wunschliste. Vor einigen Jahren war ich schon einmal in Frankreichs Süden. Doch die Erinnerungen daran sind allmählich verblasst. Nur die vage Vorstellung daran blieb, dass das Licht dort besonders weich war, die Luft nach Sonne schmeckte und alle Farben kraftvoll leuchteten.

Wie es manchmal im Leben so ist, fügt sich eins zum anderen und mein Wunsch, eine Reise durch den Süden Frankreichs zu unternehmen, konnte ich schneller als gedacht in die Tat umsetzen. Da war die Neueröffnung eines Hotels hier, der Tipp für ein ganz besonderes Spa da und immer wieder die Empfehlung, sich unbedingt einmal Marseille anzuschauen. Ehrlich gesagt, diese Millionenmetropole stand nicht unbedingt auf meinem Plan. Zu groß, zu laut und mit meiner Vorstellung von purer Urlaubsidylle überhaupt nicht zu vereinbaren. Dass die größte Stadt der Provence tatsächlich eine Offenbarung und die Zeit dort viel zu kurz war, hätte ich wirklich nicht gedacht.

Weine von höchster Güte

Meine Reise beginnt mit dem Besuch des Château de Berne, einem weitläufigen Landsitz im Département Vare mit eigenem Wein- und Gemüseanbau. Wer mag, kann dort an einer Verkostung teilnehmen und sich den Weinkeller des Guts anschauen. Château de Berne ist Produzent eines Côtes de Provence AOP (Appellation d’Origine Protégée), also der höchsten französischen Weinqualitätsstufe. Ich teste den Wein beim Abendessen und gehe nach einem ausgezeichneten Menü glücklich und zufrieden zu Bett. Am nächsten Tag steht eine vergleichsweise lange Autofahrt an. Das nächste Ziel, Crillon le Brave, findet man im gleichnamigen Örtchen im Département Vaucluse. Während der Reise ändert sich die Landschaft unmerklich. Eine weite sanfte Hügellandschaft, das Tal der Rhône, öffnet sich bis hin zum Mont Ventoux, dessen kahle Geröllspitze von weitem wie eine Schneehaube leuchtet. Es geht vorbei an Carpentras, dessen Markt vor allem Trüffelliebhabern ein Begriff ist. Crillon le Brave ist ein Landhotel, das sich über mehrere Gebäude erstreckt – diese malerische Kulisse ist geschaffen wie für einen Imagefilm über die Provence.

Kurvige Straßen und malerische Hotels

Zum Glück kann man auf der Karte und auf dem Navi nur erahnen, durch welche Region die Strecke tatsächlich führt. Von Crillon le Brave nach Ménerbes waren es sehr schmale Straßen über das Plateau de Vaucluse. Dass auf meiner Route die Zisterziensterabtei von Sénanque (eines der meist fotografierten Motive) und das Künstlerdorf Gordes lagen, tröstete mich etwas über die teilweise recht kurvige Fahrt hinweg. Die Bastide de Marie ist ein Bilderbuch-Hotel und gleich neben Ménerbe zu finden, das seine Berühmtheit vor allem dem Autor Peter Mayle (u. a. „Mein Jahr in der Provence“) verdankt. Der gebürtige Engländer ist, nachdem ihm seine Fans wohl arg zu Leibe gerückt sind, weggezogen. Der beschauliche Ort mit seiner Burg ist trotzdem allemal einen Besuch wert.

Nächster Stopp: Le Couvent de Minimes in der Haute Provence. Das 5-Sterne-Hotel überrascht im Inneren, der ehemaligen Abtei, mit farbenfrohem modernem Design. Wer einmal etwas Abwechslung vom provenzialischen Landhaus-Stil vieler Hotels mag, der ist hier genau richtig. Noch einmal fahre ich quer durch die Provence in Richtung Le Baux de Provence. Die kürzlich eröffnete luxuriöse Domaine de Manville liegt perfekt eingebettet in die von Kalksteinfelsen geprägte Landschaft der Alpilles und lässt nicht nur Golferherzen höher schlagen. Von hier kann man Ausflüge u. a. nach Saint-Rémy-de-Provence unternehmen. Im Geburtsort von Nostradamus wirkte auch van Gogh und malte einige seiner schönsten Bilder. Die letzte Station meiner Reise ist das farbenprächtige, von Christian Lacroix designte, Hotel Jules Césare in Arles. Unvergessliche Souvenirs

Wieder zu Hause angekommen, werde ich gefragt, was ich mitgebracht habe … Neben ein paar guten Flaschen Rosé vor allem die Erinnerung an das weiche Licht, an die Luft, die nach Sonne schmeckt und an die Farben, die in der Provence besonders kräftig leuchten.

Hinkommen

Man kann auf unterschiedliche Weise in die Provence reisen. Zum einen wäre da das Flugzeug. Von vielen deutschen Städten werden die beiden Flughäfen in Marseille von Air France, Lufthansa und Ryanair regulär angeflogen. Eine andere Möglichkeit ist das Auto. Großer Nachteil: Es dauert ewig. Außerdem müssen Sie in Frankreich auf den Autobahnen Mautgebühren zahlen. Das summiert sich mit der Zeit. Wir haben die Variante Zug gewählt, zumal die Verbindung direkt vor unserer Haustür startet. Von Baden-Baden nach Marseille mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV braucht man, ohne umzusteigen, gerade einmal 6,15 Stunden, von Frankfurt sind es 7,44 Stunden. Der TGV fährt einmal täglich über Straßburg, Mulhouse, Belfort, Besançon, Chalons-sur-Saône, Macon, Lyon, Avignon und Aix-en-Provence bis nach Marseille, ab 39 €.

Reisezeit

Die Provence entdecken kann man, dank des milden Klimas, zu fast jeder Jahreszeit. Wollen Sie wandern und radfahren, eignen sich April, Mai und Juni am besten, denn danach wird es heiß und voll. Juli und August sind in Frankreich Ferien und alles tummelt sich im Süden, die Hotels sind also entsprechend teuer und ausgebucht. Ab September wird es wieder ruhiger. Wir waren Anfang Oktober unterwegs und konnten bei dem einen oder anderen Hotel sogar noch im Außenpool baden. Allerdings haben wir auch die Kraft und Kälte des Mistral kennengelernt. Begleitet wird der aus nord-westlicher Richtung kommende Wind von tiefblauem Himmel und kristallklarer Luft.

Foto: La Bastide de Marie, (c) Maisons & Hotels Sibuet

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