Die indische Rikscha und der Portier in piekfeiner Kolonialuniform samt Tropenhelm geben gleich bei der Ankunft den Ton an. Zurückversetzt fühle ich mich in das vorige Jahrhundert, als sich britische Ladies und Gentlemen in den „Colonies“ angenehmen Nervenkitzel und ungefährliche Abenteuer im Luxus gönnten, um den europäischen Wintermonaten zu entfliehen. High Tea im bonbonfarbenen Palm-Court-Salon, auf dessen Buffet sich Süßigkeiten, Cremetorten und Zuckerbäckerköstlichkeiten türmen, mitten im südafrikanischen Zulu-Land – das mag zuerst überraschen.

Doch wie alle Gäste lasse ich mich schnell bestechen in meiner modernen Nüchternheit und erliege dem Charme des wunderbar nostalgischen Hotels direkt am Indischen Ozean. Seit den 1950er-Jahren liefert das Haus, das zu den Leading Hotels of the World (LHW) gehört, romantisches Ambiente für viele Liebesgeschichten. Nicht zuletzt trafen sich hier auch die heutigen Besitzer der Oyster Box zum Rendezvous. Sie verliebten sich nicht nur ineinander, sondern auch in das Hotel, das sie später – von 2006 bis 2009 – liebevoll in altem Glanz restaurierten. Wie damals vor 60 Jahren bei Stanley und Bea Tollman werden zum Frühstück noch immer Austern, Oysters also, und südafrikanischer Sekt serviert.

Romantisches Ambiente strahlt auch das dreistöckige Spa im tropischen Hotelgarten aus mit dem arabisch inspirierten Hamam, dem amüsanten Plansch-Pool und der „Tranquility Lounge“, in der Entspannungsliegen durch himmelbettartige Vorhänge zu intimen Inseln werden.

Unter Liebe, Reinheit oder Dankbarkeit soll ich wählen, erklärt Therapeutin Buyi, bevor sie mir einen entsprechend gravierten Stein ins Fußbad legt. Das funktioniert, betont sie, ich muss nur daran glauben. Wie alle Spa-Therapeuten im Land hat sie an der Universität drei Jahre lang Somatologie studiert. Entsprechend medizinisch-geprägt fällt die kräftige Massage mit Händen, Ellenbogen und heißen Zitronen aus. Da schmelzen selbst meine von Computerarbeit geschädigten Nackenmuskeln buchstäblich dahin. Anschließend presst sie warmen Zitronensaft auf meinen Körper, gibt reines Kokosnussöl dazu und streut braunen Rohrzucker darüber. Ich fühle mich wie ein Geburtstagskuchen und überlege, wie begeistert mich die Haie im Meer vor dem Hotel so gesüßt als Dessert verspeisen würden … Unermüdlich rollen dort die mächtigen Wellen heran, brechen an den kantigen Felsen und dem steilen Sandstrand der Küste.

Oyster Box

Direkt darüber lädt der großzügige Hotelpool zum sicheren Schwimmen im Schutz des pittoresken rot-weißen Leuchtturms ein. Ein bisschen ist das Oyster Box – das einzige schöne Hotel in Umshlanga Rocks zwischen seelenlosen Betonburgen – zum Opfer seines eigenen Erfolgs geworden: Bei den Mahlzeiten überfluten Gäste der Umgebung (die 3,5-Millionen-Einwohner-Stadt Durban liegt nur 15 Autominuten entfernt) die Hotelrestaurants. Schade, denn so geht leider etwas verloren vom Charme des Hauses und von der familiären Atmosphäre der Austernkiste.

Das komplette Südafrika-Special ist als e-paper verfügbar (0,19€ pro Seite).

THE OYSTER BOX
Gelegen am Strand von Umlangha nahe der Stadt Durban. Flughafen: 20 Min. bis zum internationalen King-Shaka-Airport. 2 Personen im Garden Villa Loft ab 390 €/Nacht The Spa: Ritual „A Change of Season“ inkl. Hamam, Bodywrap, Massage, ca. 100 €/90 Min.

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