Die von der Generalzolldirektion Anfang April bekannt gegebenen Zahlen zur Produkt- und Markenpiraterie zeigen für die Kosmetikbranche erneut alarmierende Werte. Im vergangenen Jahr wurden an den deutschen Außengrenzen Körperpflegeprodukte im Wert von 41,84 Mio. Euro sichergestellt. Die Anzahl beschlagnahmter Waren stieg um 20,5 Prozent auf 646.170 Stück. 51,7 Prozent der gefälschten Beautyprodukte kommen aus China, gefolgt von Hongkong mit 15,2 Prozent.
„Der dramatische Anstieg der Beschlagnahmezahlen belegt zwar einerseits die weiter optimierte Zusammenarbeit von Zoll und Industrie bei der Verfolgung der Markenpiraten, zeigt aber anderseits die erhebliche Dimension des Problems. Produktpiraterie ist ein relativ risikoloses, äußerst einträgliches Geschäft und wird daher insbesondere im Internet mit hoher krimineller Energie betrieben. Dies macht der Anteil des Postverkehrs in Höhe von 36,8 Prozent bei den Beschlagnahmen deutlich. Gerade gefälschte Kosmetika wird besonders häufig über das Internet via Paketdienstleister direkt an die Konsumenten geliefert. Und die Verkaufsplattformen oder Marktplätze verdienen dabei munter mit, entziehen sich aber bislang weitgehend ihrer Verantwortung; genießen in Europa ja sogar umfassende Privilegien. Im Rahmen der Entwicklung einer digitalen Binnenmarktstrategie ist der europäische Gesetzgeber daher jetzt dazu aufgefordert, Internetplattformen für verbraucherschützende Maßnahmen in die Pflicht zu nehmen“, sagt Martin Ruppmann, Geschäftsführer VKE-Kosmetikverband.
Qualität, Produktsicherheit und Service sind aus Verbandssicht objektiv nicht verhandelbar. In der subjektiven Betrachtung vieler Verbraucher sieht das jedoch anders aus. Die „wird schon nicht so schlimm sein“-Mentalität hat hier die Angst vor persönlichen Risiken und gesundheitlichen Gefahren relativiert.
Einer Mehrheit der Bevölkerung ist es durchaus bewusst, dass es durch den Kauf von Fakes zu Gesundheitsgefährdungen kommen kann, die Wirksamkeit mangelhaft ist und Markenrechte verletzt werden. Das hat eine Studie des VKE-Kosmetikverbands 2016 ergeben. Mehr als die Hälfte der Befragten lässt sich dabei auch von der Tatsache nicht abschrecken, dass oftmals die organisierte Kriminalität unterstützt wird.
„Volkswirtschaftliche Schäden etwa durch Arbeitsplatzverluste, die Unterstützung bzw. Duldung von Kinderarbeit und menschenunwürdigen Produktionsbedingungen bis hin zu Drogen- und Waffenschmuggel oder gar zur indirekten Terrorfinanzierung treten hinter der Begehrlichkeit von Prestigeprodukten zurück“, erklärt Martin Ruppmann weiter.
Der VKE-Kosmetikverband warnt einmal mehr eindringlich vor den vielschichtigen negativen Folgen, die den Konsumenten beim Kauf gefälschter Ware, gerade beim Online-Kauf, drohen und weist erneut auf das Siegel „Autorisierter Online-Händler“ hin. Bereits seit Ende 2013 können autorisierte Vertragshändler der VKE-Mitgliedsunternehmen ihre Onlineshops über ein eingetragenes Siegel auf der Startseite kennzeichnen. Mit dieser Verbraucherschutz-Initiative zur positiven Kennzeichnung von Internet-Geschäften erhalten die Kunden die Sicherheit, dass es sich um einen seriösen Onlineshop handelt, der auf vertraglicher Basis qualitativ einwandfreie und sichere Originalprodukte verkauft. Mittlerweile haben sich mehr als 500 Shops angeschlossen.
Foto: Hauptzollamt Krefeld