Tee ist eines der ältesten Kulturgetränke der Welt. Schon vor 5000 Jahren wurden in China Teesträucher kultiviert. Buddhistische Mönche brachten
den gesunden Muntermacher schließlich im 9. Jahrhundert nach Japan, wo bis heute traditionell fast ausschließlich grüner, also unfermentierter Tee
getrunken wird. Eine Besonderheit ist der in Nippon sehr beliebte Matcha, der sich in hiesigen Landen immer größerer Beliebtheit erfreut.
Zwischen Granit zerrieben
Übersetzt bedeutet Matcha schlicht „gemahlener Tee“. Für seine Herstellung werden frisch geerntete Blätter gedämpft, anschließend mit Heißluft getrocknet und schließlich grobe Stiele und Rippen entfernt. Dann wird das zarte Blattgewebe mit Granitmühlen zu feinem, tiefgrünen Puder zerrieben. In seinem Ursprungsland ist Matcha dank seines intensiven Aromas vor allem eine beliebte Zutat für Leckereien wie Eiscreme, Macarons oder Schokolade, hat ursprünglich aber vor allem rituelle Bedeutung. So wird bei der traditionellen japanischen Teezeremonie, deren genauen Ablauf der bedeutende Teemeister Sen no Rikyu im 16. Jahrhundert festgelegt hat, stets diese spezielle Teevariante zubereitet. Dazu wird mit einem kleinen Baumbuslöffelchen, dem Cha-shaku, ein wenig Matcha-Pulver (ca. 1-2 g) in eine Teeschale aus Ton gegeben und mit heißem, aber nicht kochendem Wasser aufgegossen.
Diese meist in irdenen Farbtönen gehaltenen Schalen, die im ersten Moment oft wenig ansehnlich wirken – können ein Vermögen kosten, sofern
sie aus der Werkstatt eines berühmten Meisters stammen. Hinter ihrer vermeintlichen Unscheinbarkeit verbirgt sich in Wahrheit ein urjapanisches
Schönheitsideal: das Wabi-sabi. Dabei sollen kleine „Fehler“, im Fall der Teeschalen z. B. mithilfe der Glasur angedeutete Macken oder schiefe Ränder, den ästhetischen Genuss erhöhen. Sind sie doch ein Symbol dafür, dass nichts auf dieser Welt perfekt ist, sondern alles stetem Wandel unterliegt. Der aufgebrühte Matcha wird dann mit einem Chasen benannten Bambus-Besen kräftig aufgeschlagen, bis sich an der Oberfläche ein feiner, jadegrüner Schaum bildet. Je mehr desto besser. Am besten lässt man das Handgelenk dabei ganz locker und stellt sich vor, man würde mit Hilfe des Besens ein „M“ auf den Boden der Tasse schreiben. Mit ein bisschen Übung wird das schon. Anschließend genießt man das vollmundige Gebräu mit dem intensiven Umami-Geschmack in winzigen Schlucken.
Nichts für Ungeduldige
Ähnlich wie Bogenschießen oder Ikebana hat auch der sogenannte Cha-do oder Tee-Weg seinen Ursprung eigentlich im in Japan weit verbreiteten Zen-Buddhismus. Jeder Handgriff der Zeremonie ist bis ins kleinste Detail festgelegt. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ dauert das ganze Prozedere mehrere Stunden – ist also nichts für Ungeduldige. Natürlich gelingt Matcha auch ohne Zen und schiefe Tassen in nur ein bis zwei Minuten und schon wenige Schlucke sorgen für einen heftigen Energiekick. Der Grund ist einfach: Anders als bei normalem Tee wird hier das Teeblatt
gleich mit verschluckt – nur eben fein pulverisiert. Und das enthält eine ansehnliche Dosis Koffein, denn traditionell wird der für Matcha verwendete
Grüntee etwa zwei bis vier Wochen vor der Ernte mithilfe von Netzen beschattet. Als Reaktion auf die verminderte Sonneneinstrahlung bildet die Pflanze nicht nur besonders viel Chlorophyll, verantwortlich für die intensiv grüne Farbe, sowie Aminosäuren, die für den vollmundigen Geschmack sorgen, sondern auch zusätzliches Koffein.
Darum sollten gesundheitsbewusste Teefans nicht zu viel des grünen Lebenselixiers konsumieren. Kinder oder Menschen, die koffeinhaltige Getränke generell schlecht vertragen, sollten lieber ganz die Finger davon lassen. Für alle anderen ist Matcha eine perfekte Alternative zu Espresso oder Frühstückskaffee. Denn Matcha enthält konzentriert alle Inhaltsstoffe, die Grüntee so gesund machen. Darunter zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe
mit antioxidativer Wirkung wie Polyphenole und Catechine, aber auch die Vitamine A, B, C und E. Das verwandelt Matcha in einen echten Detox- und
Anti-Aging-Drink. Schließlich kann man Matcha-Pulver auch äußerlich für eine straffende Gesichtsmassage oder als Zutat für ein selbstgemachtes
Peeling verwenden. Wie bei allen Superfoods gilt auch bei Matcha: Nur regelmäßig und über einen längeren Zeitraum genossen, entfaltet der Tee
seine positive Wirkung. Allerdings muss er dazu nicht unbedingt pur getrunken werden. Mit dem Tee-Puder lässt sich z. B. auch eine Matcha-Latte
zubereiten. Außerdem ist Matcha eine echte Powerzutat für selbstgemachte Smoothies oder Fruchtsäfte.
Qualität hat ihren Preis
Doch Achtung: Seitdem das grüne Energiebündel in Europa einen Boom erlebt, sind zweifelhafte Matcha-Qualitäten im Umlauf. Echter Matcha ist
sehr teuer. 30 Gramm können das Budget locker mit 30 Euro und mehr belasten. Die Billigvariante wird oft aus minderwertigem Rohtee bzw. dem ganzen Blatt hergestellt und mit Metallmühlen zermahlen. Dabei wird das Teepulver, anders als in Steinmühlen, stark erhitzt. Viele der Inhaltsstoffe und ätherischen Öle gehen so während der Herstellung unwiederbringlich verloren. Vom feinen Aroma ganz zu schweigen. Lieber ein bisschen mehr ausgeben und Matcha wie jedes Genussmittel in Maßen genießen. Und noch einen Wermutstropfen gibt es: Wer seinen Matcha mit Milch mischt, blockiert damit die Aufnahme zahlreicher Inhaltsstoffe. Eine Matcha-Latte ist zwar lecker, bringt gesundheitlich aber nicht so viel, wie Matcha pur oder im milchfreien Smoothie. Das gilt auch für Soyamilch und andere vegane Milchalternativen, die Eiweiß enthalten.
Aufbewahrt werden sollte Matcha trocken, kühl und lichtgeschützt – am besten im Kühlschrank. Hochwertiger Matcha-Tee wird meist in kleinen Metalldöschen verkauft. Vorm Aufgießen soll, wie generell bei grünen Teesorten, das aufgekochte Wasser auf ca. 70 Grad abgekühlt werden. Auch das schont die wertvollen Inhaltsstoffe. Übrigens: Statt des Chasen lassen sich zum Aufschlagen auch Milchaufschäumer verwenden – das Ergebnis kommt an handgeschlagenen Matcha allerdings nicht heran.
So Schön grün: Das brauch ich!
Titelbild: www.kobu-teeversand.de