Chiquita-Bananen? Kennt jeder. Doch wo sie genau herkommen, das weiß man erst, wenn man durch Costa Rica fährt und im holprigen Bus die riesigen Bananenplantagen am Fenster vorbeiziehen sieht. Laute Musik schallt vom Fahrer nach hinten, die spanischfröhlichen Reggaeton-Klänge Enrique Iglesias’ begleiten die Blicke über die großen Felder. Man sieht Männer, die mit riesigen Säbeln am Gürtel und Bananenstauden über den Schultern an der Straße entlang schlendern, oder mit der Zunge schnalzend, Esel und ihre schwer beladenen Karren antreiben. Costa Rica hat jedoch viel mehr zu bieten als nur die Banane mit dem blauen Etikett. Das bemerken wir schon zu Beginn unserer Rundreise bei der Ankunft in Puerto Viejo
de Talamanca, einem Ort, der ganz im Süden des Landes eine Stunde von der Grenze zu Panama entfernt liegt. Das charmante Dorf stellt sich als echter Geheimtipp heraus. Hier schrauben sich noch keine Hotel-Hochhäuser in den Himmel und Massentourismus ist ein fernes Phänomen. Hier ist man goldrichtig, wenn man eine Auszeit vom Leben braucht.

Wo die Zeit stehen geblieben ist

Zu Deutsch bedeutet Puerto Viejo „Alter Hafen“. Und wenn man in das Örtchen hineinfährt, spürt man sofort: Dieser Name passt perfekt. Die bunten Häuserfassaden schälen sich wie reife Früchte, alles ist ein wenig älter und einfacher, die Zeit ist stehen geblieben. Niemand lässt sich hetzen, alle sind sehr freundlich und wirken zufrieden. Kein Wunder, dass Costa Ricas Einwohner zu den glücklichsten Menschen der Erde gehören, wie eine Studie besagt. „Pura Vida“, was so viel bedeutet wie „Schätze das Leben, sei glücklich“, ist das Lebensmotto. Die Costa-Ricaner feiern mit Freunden am weißen Strand, genießen mit der Familie ein ausgedehntes Barbecue, zelebrieren das Leben – und können es sich auch leisten. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Mittelamerikas ist Costa Rica seit den 1950er Jahren eine stabile Demokratie und die Einkommen sind hoch. Hier wurde geschafft, was den Nachbarländern Panama und Nicaragua nicht immer gelang: Durch rechtzeitige sozialpolitische Maßnahmen konnten Unruhen und Diktaturen verhindert werden. Weil es um Costa Rica herum immer krachte, erklärte das Land 1983 sogar seine „dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität“. Deshalb, wegen seines Wohlstands und seiner Sauberkeit wird es auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet.

Mit dem Banana-Bike quer durchs Land

Wir wollen auch die Besonderheiten der Region erkunden, nämlich die feinen, weißen Sandstrände östlich des Ortes. Und was wäre für die Erkundung der Region besser geeignet, als: ja, Banana-Bikes! Wir schwingen uns auf kleine, schwere, bunte Fahrräder mit breitem Lenker und gemütlichem Sattel und verfallen in eine Art Trott, treten gemütlich an Surf-Spots und duftenden Essensbuden vorbei in Richtung türkisfarbenes Paradies. Unser Ziel: der Playa Uva, mit seinen geneigten Palmen und einer Form, die Amors Bogen Konkurrenz machen kann. Auch die etwas entfernteren Nationalparks sind einen Ausflug wert. Was man dazu wissen muss: Nahezu ein Viertel der rund 51 000 Quadratkilometer großen Fläche von Costa Rica steht unter Naturschutz. So auch der Parque Nacional Cahuita, der eines der schönsten Korallenriffe dieser Erde beherbergt. Hier kann man perfekt tauchen und schnorcheln und findet bei genauem Hinsehen sogar den einen oder anderen gestreiften Nemo um orangene Anemonen schwänzeln. Doch das ist nicht alles: Zebrafische, filigrane Orgelkorallen und flatternde Seefächer gedeihen hier neben Hirnkorallen und blauen Geweihkorallen. Auch zwei Schiffwracks samt Ladung warten auf Erkundung, ein Naturschauspiel. Ebenso bezaubernd ist der nördlich von Puerto Viejo gelegene Nationalpark Tortuguero, der sich auf einem inselartigen Abschnitt der Küste befindet und nur mit dem Boot erreichbar ist. Kapuzineraffen, Faultiere und Leguane teilen sich die Natur dieser faszinierenden Kanal- und Lagunenlandschaft mit vereinzelten Hotels und Logdes. Beste Möglichkeit den Naturpark zu erkunden? Ebenfalls mit dem Boot! Mit diesem kann man direkt an einem der Nistplätze der hier lebenden Schildkröten vorbeigleiten. Wer anschließend mehr über die niedlichen Tiere erfahren will oder so manche frisch geschlüpfte Suppenschildkröte auf ihrem Weg ins Meer begleiten möchte, hat dazu dann noch im Sea Turtle Conservatory die Chance.

Unsre Hoteltipps:

  • Hotel Banana Azul: Direkt in Puerto Viejo liegt das hübsche Hotel Banana Azul. Und es fügt sich perfekt in die harsche, ursprüngliche Landschaft der schwarzen, vulkanischen Strände westlich des karibischen Dörfchens ein. Wir wohnen in einem der massiven Holzhäuschen, die sich entlang der Küste reihen und einen spärlich besuchten Strand bewachen. Durch die offenen Fenster weht salzige Meeresluft herein, vor der Terrasse breitet sich endloses Blau in alle Himmelsrichtungen aus. Wir verfallen schon nach kurzer Zeit in den Rhythmus der Einheimischen, schalten auf Hängemattenmodus. Die Füße im Sand, den Kokos-Cocktail in der Hand sehen wir im entspannten Strandbar-Ambiente der Sonne beim Sinken zu. Eine Kulisse, die jede Fototapete der 1970er Jahre locker in den Schatten stellt! 14 Gästezimmer gibt es im Haupthaus, vier zweigeschossige Luxusvillen auf der anderen Seite der Straße. Beste Sicht aufs Meer hat man im Azul Beach Club, wo Essen serviert wird. www.bananaazul.com
  • Hotel Tabacon Grand Spa & Thermal Resort: Zu Füßen des Vulkans und mitten im Regenwald liegt das schicke Fünf-Sterne-Resort Tabacon. Die Idee eines Wellness-Urlaubs wurde hier schon in den 1980er-Jahren geboren. Die heißen Quellen boten sich an, dachte der einheimische Architekt Jaime Mikowski. Es dauert ein paar Jahre und Umbauten, bis das Hotel als Urlaubs-Reiseziel für ein internationales Publikum starten konnte. Heute erwartet die Gäste Luxus mit bestem Blick in die Natur. Mehr als 100 Zimmer und Suiten gbt es, dazu zwei Restaurants und vier Bars sowie ein edles Spa, das den umgebenden Regenwald in die Behandlungen einbezieht. www.tabacon.com
  • El Establo Mountain Hotel: Die mystische Nebelwaldregion um Monteverde ist Pflichtbesuch bei einer Reise durch Costa Rica. Hier in der Landschaftsregion Cordillera de Tilarán liegt nicht nur die Kontinentalscheide Costa Ricas (wenn es regnet, was oft passiert, läuft das Wasser entweder in Richtung Pazifik oder ins Karibische Meer). Sondern es findet sich auch so manch hübscher Platz zum Nächtigen – wie das El Establo Mountain Hotel direkt in Monteverde. Von wegen undurchsichtiger Wald: Entspannt wird bei toller Aussicht mit beheiztem Innenpool, im Spa oder den Café-Bars. Tagsüber wird Tennis gespielt, nachts werden Touren durch den Wald angeboten. Die Betreiber des Mountain-Hotels stammen teils aus Costa Rica, teils sind sie Nachfahren aus Quaker-Familien. Die konservative Religionsgemeinschaft siedelte in den 1950er-Jahren von Alabama über. Hotelgäste können beide Kulturen kennenlernen. www.establo.com
  • Villa Cielo Mar: Wie ein überdimensionaler Laufsteg ragt eine holzbedeckte Plattform aus dem Gebäude heraus – quer über den Pool (der ins Meer überzugehen scheint) und hinaus bis über den bewaldeten Abhang direkt davor. Was für eine coole Design-Idee! Der Laufsteg ist Terrasse – mit bester Aussicht –und Sonnenschutz zugleich und der Hinkucker schlechthin der Villa Cielo Mar. Und wie eine Brücke verbindet er zugleich die beiden namensgebenden Elemente – eben Himmel (cielo) und Meer (mar) ganz geschickt. Hier an der kleinen Potrero-Bucht im Nordwesten  des Landes lässt es sich vortrefflich und luxuriös residieren. Die Villa bietet Platz für bis zu zwölf Gäste in sechs Zimmern – perfekt für Urlaub mit der Familie etwa oder im Freundeskreis. Der pazifische Ozean liegt malerisch davor, ein Golfplatz von Arnold Palmer ist einen Steinwurf entfernt. Der Pool (aus Lavastein) hat olympische Ausmaße. So abgeschieden die Villa über den Urwaldgipfeln liegt, so nah ist alles zu finden, was Urlaub schöner macht – Shops, Tennisplatz und ein Spa sind ganz in der Nähe. Highlight: die Mastersuite mit privatem Zen-Garten. Kostenpunkt pro Nacht: zwischen 6000 und 12.000 Euro. www.cielomarvilla.com

Das komplette Special über Costa Rica aus SPA inside 6/2017 gibt es auch als E-Paper. 

Foto: (c) Instituto Costarricense de Turismo