Die Zahl 10 spielt im Concept Store Maison 10 eine besondere Rolle. Präsentiert werden jeweils Produkte in zehn Kategorien, allesamt Lieblingsprodukte von Henri Myers, Carsten Klein und Tom Blackie (v.li.)

Rasante Veränderungen zeigen sich in New York. Hudson Yards am westlichen Zipfel Manhattans ist eine neue Stadt in der Stadt: Neue Wohnbezirke entstehen in Gegenden Brooklyns weit jenseits der bekannten Stadtteile Williamsburg und Park Slope, und im Handel sind die Themen neuer Konsument und Digitalisierung omnipräsent. Aufbruch und Umbau sind angesagt. Saks Fifth Avenue eröffnete Ende Mai einen gigantischen neuen Beauty-Floor auf 3000 Quadratmetern (dazu mehr in der nächsten Ausgabe, Anm. d. Red.). Aedes de Venustas, Spezialist für Independent Labels, tauschte die seit über 20 Jahren bekannte Adresse in Greenwich Village mit einer neuen Location auf der Lower East Side und der mittlerweile zwei Jahre alte Concept Store Maison 10, der bislang auf der 29th Street neben den hippen Hotels The Nomad, ACE Hotel und dem neuen Made Hotel zu finden war, zog in die 5th Avenue. Von Henri Myers, einem der Gründer, wollte ich wissen, wie ein relativ junges Konzept sich in dieser globalen, digitalen Welt und einer rastlosen Mega-City durchsetzen kann.

Henry, was war die Idee für Maison 10?
Henri Myers: Maison 10 ist ein Concept Store mit Galerie, mit jeweils nur zehn sehr speziell kuratierten Produkten in zehn Kategorien. Zehn Prozent des Verkaufserlöses jedes Produktes geht an eine von zehn Wohltätigkeitsorganisationen und alle zehn Wochen findet ein neuer Zyklus mit komplett neuen Produkten statt. Mein Ehemann Tom und ich hatten uns vor einigen Jahren überlegt, einen kleinen Laden in London aufzumachen mit all den Dingen, die wir lieben: Kunst, Blumen und coole Lifestyle-Produkte. Unsere Pläne änderten sich, wir zogen nach New York. Als wir hier die Möglichkeit hatten, einen Laden zu eröffnen, packten wir es an. Während wir das Konzept entwickelten, wussten wir, dass für das Design und die Corporate Identity nur eine Person in Frage kam: Grafikdesigner Carsten Klein, der in Amsterdam lebt.

Wer macht was bei Maison 10?
Henri Myers: Ich habe mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Modebranche und hatte Kontakte zu über 3000 Marken und Verkaufskontakten, darunter viele etablierte und junge Brands, die perfekt in unsere Maison 10 passen. Ich bin der Einkäufer und Merchandiser. Tom hat große  Erfahrung mit Non-Profit-Organisationen und der sozialen Verantwortung von Firmen. Der ethische Anspruch ist ein wichtiger Aspekt unseres Konzepts. Tom kuratiert unsere Ausstellungen und kommuniziert mit Künstlern und Sammlern. Carsten Klein wurde vielfach für seine Designarbeiten ausgezeichnet und hilft uns bei der Kommunikation.

Der traditionelle Handel scheint bei Maison 10 gut zu florieren …
Tom Blackie: Der traditionelle Handel ist immer noch ein sehr guter Weg, um eine Verbindung zum Konsumenten herzustellen. Das Erlebnis steht im Vordergrund – das lässt sich hier im Loftspace auf der 5th Avenue sehr gut umsetzen. Auch die Aussicht ist fantastisch!

Lasst uns über Beauty  sprechen. Welche Marken gibt es bei Maison 10 und was sind eure Auswahlkriterien?
Henri Myers: Wir versuchen, eine breite Palette an Marken und Preisen anzubieten, um viele Leute anzusprechen. Immuncologie, Maapiim oder Botanic Farm haben wir ausgesucht, weil wir sie gut finden und regelmäßig benutzen. Damit wird die Auswahl persönlich und das schätzen unsere Kunden. Ich bin ein großer Fan von Duft und Duftkerzen. Brands wie Kelly & Jones, Parfums Quartana und Gallivant sind einzigartig in Sachen Duft und Design. In jedem Zyklus, der zehn Wochen lang dauert, stellen wir Duftmarken vor, die sich komplett von dem unterscheiden, was aktuell im Parfumbereich angeboten wird. Bei den Duftkerzen lieben wir Made by Yoke, Avant Candles, Earl of East London und PLTINC.

Warum habt ihr bislang keine Marken aus den Portfolios der großen internationalen Konzerne?
Henri Myers: Es gibt viele tolle Marken und Parfümeure, die ganz anders an das Thema Duft herangehen und deren Arbeit noch zu wenig geschätzt wird. Manche arbeiten für große Firmen und kreieren Düfte für bekannte Labels. Uns gefällt die Idee, neue Facetten zu zeigen und Düfte auf neue Art und Weise erleben zu lassen.

Wie wichtig ist der Online-Bereich für Maison 10? Seht Ihr online als Ergänzung zum Store?
Henri Myers: Online ist wichtig und sicherlich ein Feld, das bei uns noch wachsen wird. Aktuell verkaufen wir mehr im Laden, aber wir bekommen jeden Tag mehr Beachtung und Follower.

Und wie sehen eure internationalen Pläne aus? Sehen wir bald einen Store von Maison 10 in Berlin?
Henri Myers: Klar. Wir planen 10 Stores in 10 Städten. Es geht immer um die Zahl 10! Berlin ist mit Sicherheit auf der Liste der Städte, in denen wir gern unser „Maison 10“-Konzept umsetzen würden.

Was sollten die Leser von INSIDE beauty noch über Maison 10 wissen?
Henri Myers: Die Leser sollten wissen, woher die Zahl 10 kommt (lacht). Zehn ist eine wichtige Zahl für uns drei. Wir lieben Musik und als Teenager haben wir immer gespannt die Top 10 Musikcharts in unseren Heimatländern verfolgten – Tom in Schottland, Carsten in Deutschland und ich in den USA. Und wir finden: Die Zahl 10 sieht bei unserem Design sehr gut aus.

Für INSIDE beauty berichtet
Ulrich Lang bereits seit
10 (!) Jahren aus seiner
Wahlheimat New York, wo
er lebt und arbeitet (www.
ulrichlangnewyork.com). Im
Juli besuchte er die Gründer
von Maison 10 – und genoss
einen fantastischen Blick
auf die City.