Ab 4. September ist die sympathische Schauspielerin als blinde Anwältin in der ARD-Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ im Ersten zu sehen. Ihre Ausbildung hat Lisa Martinek an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater absolviert. Sie war an namhaften deutschen Bühnen engagiert und begeisterte in diversen Film- und Fernsehrollen. Längst zählt die Mutter dreier Kinder zu den Großen der deutschen Schauspielgarde.
Frau Martinek, Sie kommen gerade aus dem Urlaub zurück. Wo waren Sie denn?
Lisa Martinek: Wir sind im Sommer meist in Italien in einer herrlichen Ferienwohnung, die der Familie meines Mannes gehört. In einem kleinen Ort direkt am Meer, über den Felsen gebaut. Egal, in welchem Zimmer man sich befindet, man hört und sieht das Wasser. Die ganze Zeit das Meer um mich zu haben, das ist für mich Erholung pur.
Und das Entspannen klappt auch mit drei quirligen kleinen Kindern?
Lisa Martinek: Die Mädchen schwimmen schon sehr gut und können, wenn sie Lust haben, auch auf unseren Sohn aufpassen. Das funktioniert super. Diesen Sommer konnten wir das erste Mal am Strand liegen und ein dickes Buch lesen. Nur ab und zu mussten wir hochschauen, ob alle noch da sind.
Apropos: Sie lesen gerne. Welches war Ihr letztes Buch?
Lisa Martinek: „Das achte Leben“ von Nino Haratischwili. Ein hochinteressanter wie mitreißender Familienroman.
Als Schauspielerin sind Sie viel unterwegs, nicht einfach mit der Familie …
Lisa Martinek: Ja, das ist jedes Mal eine logistische Meisterleistung. Ohne Hilfe würde das nicht gehen.
Was ist dabei die größte Herausforderung für Sie?
Lisa Martinek: Mein Gewissen. Letztes Jahr kam meine Älteste in die Schule und ich hab fast zeitgleich mit den Dreharbeiten zu „Die Heiland“ begonnen. Meine Zerrissenheit übertrug sich natürlich sofort auf die Kinder.
„Zeit für mich“ – das finden Sie?
Lisa Martinek: Ich versuche es. Aber wenn ich gearbeitet habe, freue ich mich so sehr auf die Zeit mit den Kindern, dass ich meine Wünsche hinten anstelle. Auf Dauer ist „Zeit für mich“ nichts – weder für mich, noch für die Familie, weil ich grantig werde.
Wie sieht es mit Ihrem Fitnessprogramm aus?
Lisa Martinek: Das läuft dann tatsächlich unter „Zeit für mich“. Unser Sohn kommt jetzt in den Kindergarten, ich werde daher ab Herbst täglich morgens um neun Uhr Sport machen, im Café Zeitung lesen oder Italienisch lernen (lacht). Das nehme ich mir fest vor!
Wann und wo hatten Sie zuletzt eine Behandlung in einem Spa?
Lisa Martinek: Im Brenners Park Hotel & Spa in Baden-Baden im Mai, ein Facial mit Produkten von Sisley. Der Duft von Sisley und dieses Hotel bedeuten für mich absolute Geborgenheit.
Sie sind in Waiblingen aufgewachsen. Zieht es Sie noch ins Schwäbische?
Lisa Martinek: Ehrlich gesagt war ich seit dem Abitur nicht mehr in Waiblingen. Aber ich besuche meine Eltern in Stuttgart und gehe dann ins Kunstmuseum am Schlossplatz Kaffee trinken.
In „Die Heiland – Wir sind Anwalt“ spielen Sie die blinde Anwältin Romy Heiland, bereits Ihre zweite Rolle als Blinde. Warum?
Lisa Martinek: Eine blinde Person zu verkörpern hat unbedingt einen großen Reiz. Bei Romy Heiland ist das zudem besonders spannend, weil es ein direktes Vorbild gibt: Die blinde Strafverteidigerin Pamela Pabst, die erste von Geburt an blinde Rechtsanwältin für Strafrecht in der Bundesrepublik. Aufgrund ihres Buches „Ich sehe das, was ihr nicht seht“ ist die Serie entstanden.
Und wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Lisa Martinek: Mit einem Mobilitätstrainer habe ich gelernt, wie man mit dem Langstock umgeht und wie ich ohne sehen zu können, den Alltag meistere. Wie ich mich orientiere und zurechtfinde. Zudem lebt Pamela Pabst hier in Berlin und ich konnte sie überall hin begleiten. Legitimiertes Klauen sozusagen. Meine Romy hat viel von Pamela.
Sie engagieren sich im sozialen Bereich. Warum besonders für den 2015 gegründeten Verein Mother Hood?
Lisa Martinek: Unser Anliegen ist die sichere Geburt. Dazu gehört es, werdende Mütter und Väter darüber aufzuklären, dass sie den Geburtsort selbst bestimmen können. Sie müssen natürlich wissen, nach welchen Kriterien sie das tun sollen. Und es ist vollkommen in Vergessenheit geraten, wie wichtig Hebammen sind – für die Begleitung in der Schwangerschaft und während der Geburt. Idealerweise betreut eine Hebamme die werdende Mutter von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der postnatalen Zeit. Heutzutage wird der natürliche Vorgang ein Kind zu bekommen meines Erachtens zu sehr pathologisiert.
Interview: Dorit Schambach