Gleich zu Beginn meines Besuchs eine schwierige Entscheidung: Stadterkundung zuerst von oben oder bleibe ich lieber „down to earth“? Die Stadt mit ihren architektonischen Schönheiten lässt sich prima zu Fuß entdecken oder bei einer Bootstour auf dem Chicago River. Weil ich gerne einen Überblick habe, entscheide ich mich für Variante 1 und stimme damit einer Empfehlung des netten Concierge im Four Seasons Hotel zu: „Bevor man sich ins Getümmel stürzt, sollte man Chicago von oben gesehen haben.“ Recht hat er! Denn wenn man auf dem Skydeck des Willis Towers, dem höchsten Wolkenkratzer der Stadt, im 103. Stock auf 412 Meter über der Stadt steht, ist man geflasht von der großartigen Skyline direkt am Ufer des blau glänzenden Lake Michigan. Da liegt sie also in ganzer Pracht unter mir, die mit über 2,7 Millionen Einwohnern drittgrößte US-Metropole. Man sieht von hier oben die anderen Stahl- und Glasgiganten, ultramoderne und historische Wolkenkratzer, die die Stadt berühmt gemacht haben. Goldene Kuppeln, ziselierte Türmchen neben spiegelnden Glasfronten und aufregend kreativen wie innovativen Stahlkonstruktionen und begrünten Fassaden. Dazwischen das Grün der Parks, direkt am Ufer des Sees: Ganz nah der Grand Park, das grüne Herz der Stadt, in dem sich auch der Millennium Park befindet – der Kultur-, Kunst- und Freizeit-Hotspot der Stadt. Eines seiner Wahrzeichen ist der Jay Pritzker Pavillon, ein Meisterwerk von Star-Architekt Frank Gehry. Die außergewöhliche Kuppel sieht man von hier oben bestens. Weiter nördlich liegt der Lincoln Park mit seinem berühmten Zoo und tollen Stränden. Der Chicago River schlängelt sich in so leuchtendem Türkis zwischen den Hochhäusern durch, dass es fast schon weh tut, und in regelmäßigen Abständen erspäht man für einen kurzen Moment sogar die silbrig glitzernde Hochbahn „The Loop“.

Let‘s go to „The Loop“

Diese städtische Hochbahn, mit dem Charme der industriellen Frühzeit, ist das Wahrzeichen von Downtown Chicago. Sie umschließt den historischen Stadtkern wie eine Schleife, was diesem zu seinem Namen „The Loop“ verholfen hat. Von den Einwohnern einfach nur „L“ genannt, trägt die in acht Metern Höhe ratternde Hochbahn seit 1892 zum Sound der Stadt bei. Im Loop-Viertel kann man viel Zeit verbringen – am besten zu Fuß. Schauen Sie nach oben und staunen Sie, denn Chicago gilt als die Wiege der modernen Architektur. Etwa über die Art-Déco-Architektur des Chicago Board of Trade, das maurisch-gotische Äußere des „The Rookery“. Dieses 1886 von Daniel Hudson Burnham und John Wellborn Root erbaute Gebäude zählt zu den berühmtesten und meistfotografierten der Stadt. Seine Innenrenovierung von 1907 ist Frank Lloyd Wrights einziges erhaltenes  Innenstadtprojekt. Zwischen all den imposanten Wolkenkratzern „stolpert“ man immer wieder über Skulpturen von Pablo Picasso, Joan Miró, Alexander Calder und Marc Chagall. Am besten und auch mal unter ganz anderen Aspekten lernt man Chicago bei einer Tour mit einem „Chicago Greeter“ kennen. Das sind engagierte Einheimische, die den Besuchern kostenlos ihre Stadt zeigen. Sehr spannend und unterhaltsam. Die etwa vierstündige Tour beginnt am Chicago Cultural Center, das sich an der Ecke Michigan Avenue und Randolph Street befindet. Faszinierend in diesem Gebäude ist die riesige Glaskuppel im Tiffany-Stil. Während der Tour kommt man auch am legendären Chicago Theater vorbei. Das Gebäude von 1921 mit dem riesigen Schriftzug zählt zu den Wahrzeichen der Stadt. Noch heute werden Musicals und Theaterstücke aufgeführt. Kleine Pause gefällig? Dass es in The Loop Cafés, Restaurants und Bars wie Sand am See gibt, versteht sich von selbst. Eine tolle Adresse mit Aussicht ist Cindy’s Rooftop Restaurant im Chicago Athletic Association Hotel, direkt gegenüber des Millennium Parks. Nicht weit entfernt, und ein Muss für Kunstinteressierte, ist das Art Insitute of Chicago. Seine Akkus kann man dort in einem der drei schicken Cafés aufladen.

Kilometerlange Sandstrände

Wenn man dann genug von Architektur und Kunst hat, und auch schon die piekfeine North Michigan Avenue, genannt Mag(nificent) Mile, zum Edelshoppen rauf und runter gelaufen ist, dann wird es Zeit, mal wirklich zu entspannen. Gehen Sie an einen der vielen Strände. Insgesamt 42 Kilometer Sandstrand gehören zum Stadtbereich von Chicago. Der schmale Abschnitt am östlichen Ende der Ohio Street, gleich neben dem Vergnügungsviertel am Navy Pier, ist der zentralste: Von der „Mag Mile“ sind es zu Fuß keine zehn Minuten. Spazieren oder radeln Sie den knapp 30 Kilometer langen Lake Shore Trail entlang. Oder flanieren Sie am Riverwalk. Diese knapp zwei Kilometer lange Promenade mit Terrassen, Rasenflächen und zahlreichen coolen Bars sowie schicken Restaurants führt direkt am Südufer des Chicago River entlang und ist beliebter und pulsierender Treffpunkt zu jeder Tageszeit. Hier kann man die Ausflugsboote, Wassertaxis und Kanus beobachten, die unter den eisernen Klappbrücken durchfahren. Abends verwandelt sich der Chicago Riverwalk in ein buntes Lichtermeer zu Füßen der Wolkenkratzer. Dann ist es Zeit, das musikalische Wahrzeichen von Chicago zu erleben: Blues und Jazz. Gar nicht weit entfernt befindet sich das House of Blues, wo es jeden Abend Livemusik gibt.

Unsere Hotel-Tipps für Chicago:

  • The Peninsula Chicago
  • W Chicago Lakeshore
  • Dana Hotel and Spa
  • Four Seasons Hotel Chicago

Titelbild: www.choosechicago.com