Man stelle sich das mal vor: Ein Kunstmuseum stellt Betten in seine Räume – und lässt Besucher zwischen Gemälden, Skulpturen und edlen Möbelstücken schlafen. Klingt nach verrücktem Happening? In Rom ist es – so ähnlich – Standard. Tatsächlich stellt sich Gästen des Cavalieri Rome – diesem ebenso riesigen wie von außen schlichten Gebäude auf einem der höchsten Hügel der Stadt – nach Betreten des Hauses oft dieselbe Frage. Ist das nun eine Herberge – oder doch eine Kunstgalerie? Antwort: beides. Und beides auf allerhöchstem Level.
Ein Kaffee vorm Gemälde
Denn das 5-Sterne-Haus, ein Waldorf Astoria Resort, rühmt sich einer der umfangreichsten privaten Kunstsammlungen des Landes. Deren Ausstellungsstücke sind im ganzen Gebäude verteilt. Wer seinen Espresso in der Lobby mit den bequemen Sesseln und Sofas oder an der stylischen Bar trinkt, sitzt zum Anfassen nahe (gesichert durch Panzerglas) am opulenten und millionenschweren Gemälde-Zyklus von Giovanni Battista Tiepolo – Achilles wird, als Magd verkleidet, von Ulysses entdeckt. Schräg gegenüber prangen, farbenfroh und filigran, Wandteppiche von Beauvais – sonst nur noch zu sehen im Pariser Louvre, dem Getty-Museum Los Angeles oder dem Metropolitan Museum in New York. Jeder Weg über die Treppen mit ihren dicken Teppichen, vom Fahrstuhl zu den Suiten oder entlang der Gänge Richtung Spa: ein Kunstspaziergang. Und auch nachts zu besichtigen – welches Museum bietet das noch? Was das alles wert sein mag, die Skulpturen, die Original-Kostüme von Startänzer Nurejew, die Popart-Gemälde von Andy Warhol? Alexandra Massini schweigt vielsagend auf diese Frage. Sie ist Kunsthistorikerin und führt Gäste im Auftrag des Hotels durch die tausend gesammelten Werke. Das Internet ist weniger schweigsam, auch über den geheimnisvollen Eigentümer von Hotel und Kunst: Von 600 Millionen Euro Wert ist da die Rede, die ein Sammler und italienischer Groß-Industrieller (Spitzname: „König des Nickel“) zusammengetragen haben sollen. „Kein Kommentar“, sagen Alexandra Massini und auch sonst alle Beschäftigen im Cavalieri. Diskretion ist eben alles. Filmstars, Politiker und Unternehmer wissen das zu schätzen und gehören zu den Stammgästen im Cavalieri. Sie lieben vor allem den Blick auf die ewige Stadt – samt Vatikan und dutzenden Kirchen – von den Balkonen der mehr als 350 Zimmer und Suiten. Und sie kommen wegen Starkoch Heinz Beck. Seit 13 Jahren kredenzt er im Restaurant La Pergola im neunten Stock Kost von Weltruf. Das einzige Drei-Michelin-Sterne-Restaurant Roms ist in der Hand des aus Friedrichshafen stammenden Kochkünstlers. Dazu kommt ein Weinkeller, in dem auf zwei Etagen edle Tropfen lagern – manche Flasche so teuer wie ein Mittelklassewagen. Was Besucher nicht abhält, sie zum Menü zu ordern. Und das ist gar nicht so einfach zu haben: Ein Tisch im La Pergola ist heiß begehrt – und das Lokal meist Monate im Voraus ausgebucht.
Im Cavalieri Grand Spa Club geht es zum Glück kurzfristiger, aber mindestens ebenso kulinarisch zu: bei einer Massage zum Beispiel mit Schokolade, Kaviar, Honig oder Gewürzen. Oder mit der Schweizer Marke La Prairie. Wer danach am Pool unter Palmen und Pinien entspannt, möchte gern ewig in der Stadt bleiben.
Rome Cavalieri
Rund 45 Minuten Taxifahrt sind es von beiden Rom-Flughäfen bis zum Hotel.