Woran denken Sie, wenn Sie Ayurveda hören? Wellnessbegeisterten Menschen fallen sofort die Stichwörter wohltuende Massagen mit viel Öl, Indien, Stirnguss und vielleicht auch noch Synchronmassage ein. Immerhin, denn vor ein paar Jahren war diese Heilkunst bei uns noch weitestgehend unbekannt. Inzwischen findet man auf vielen Spa-Menüs auch eine Rubrik mit ayurvedischen Anwendungen. Meist sind es Massagen mit wohlriechenden Ölen, die die Muskeln lockern und rundum entspannen. Der Hauch Exotik, der sie umgibt, macht sie zusätzlich zu einem ganz besonderen Wohlfühlerlebnis. Doch mit der tatsächlichen Lehre Ayurveda hat das wenig zu tun. Ayurveda ist eine uralte traditionelle indische Heillehre, bei der es um weit mehr geht als um ein paar entspannende Augenblicke während eines Wellnessurlaubs. Sie wird seit Jahrtausenden in Indien praktiziert. Ayurveda-Ärzte durchlaufen ein mehrjähriges Studium, das auf diesen alten überlieferten Heilkünsten basiert.

Grundsätzlich steht bei Ayurveda ganz klar der Mensch in seiner Ganzheit im Mittelpunkt.

Mal eben schnell ein Pulver gegen irgendein Problem bekommen, das wird es nicht geben. Ayurveda wirkt langsam, aber sicher. Dabei geht man davon aus, dass Disharmonien, Krankheiten, Leiden überall dort entstehen, wo das Gleichgewicht der Kräfte gestört ist im Körper, im Kopf, im engeren Umfeld, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder im Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Im Ayurveda versucht man mit individuellen Ansätzen ein Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu erlangen und das möglichst ein Leben lang. Das wird einem zumindest auch im Ansatz klar, wenn man Ayurveda übersetzt, das aus dem Sanskrit stammt, der alten Hochsprache Indiens. Denn Ayurveda bedeutet die „Wissenschaft vom langen Leben“.

Aller guten Dinge sind drei

Untrennbar mit Ayurveda sind die sogenannten Doshas (siehe unten) verbunden. Damit gemeint sind die drei Konstitutionstypen Vata, Pitta und Kapha, welche man vielleicht mit Bioenergien gleichsetzen kann. Es gilt, diese Doshas in Einklang zu bringen und zu halten.

Die Bestimmung der Doshas erfolgt bestenfalls durch einen Ayurveda-Arzt. Der wendet dabei nicht nur die berühmte Pulsdiagnose an, sondern achtet auch auf die Beschaffenheit von Haut, Haar sowie Körperbau, fragt nach der Ernährung, nach dem sozialen und emotionalen Umfeld, schaut in die Augen und auf die Zunge. Erst wenn man seine Doshas korrekt bestimmt hat (in der Regel überwiegen zwei dieser Typen), kann man feststellen, ob eventuell ein Missverhältnis vorliegt, dem man mit entsprechenden ausgleichenden Maßnahmen entgegenwirkt. Wichtige Komponenten bei der Wiederherstellung und dem Halten des Dosha-Gleichgewichts sind unter anderem die Ernährung, Yoga, Meditation und spezielle (Reinigungs-)Behandlungen. Letztere bestehen aus Ölmassagen, aber auch aus Schwitzkuren, Güssen, Bädern und Packungen.

Die Königsdisziplin dieser Behandlungen ist die Panchakarma-Kur. Sie darf nur in Begleitung eines Arztes absolviert werden und läuft nach einer bestimmten Reihenfolge ab. Wer eine Panchakarma-Kur bucht, sollte dafür mindestens 14 Tage, optimalerweise 21 bis 30 Tage einplanen. Diese intensive Reinigung ist ausgesprochen anstrengend und fordert viel, sowohl körperlich als auch mental.

Es muss nicht immer Indien sein

Ayurveda hat eine stetig wachsende Fan-Gemeinde, was sicherlich zum großen Teil an dem ganzheitlichen Ansatz der Lehre liegt. Zudem lassen sich die ayurvedischen Prinzipien relativ leicht in den Alltag integrieren. Anderserseits nimmt das Interesse an der eigenen spirituellen Entwicklung bzw. Erfahrung zu und da kann auch Ayurveda durchaus unterstützend sein, beispielsweise bei Fragen nach dem Sinn des Lebens. Wer eine Ayurveda-Kur plant, steht oft vor der Frage, wo man sich den Behandlungen unterziehen soll. Fliegt man tatsächlich dafür nach Indien oder Sri Lanka, oder entscheidet sich doch besser für eines der Zentren in Europa, die genauso authentische Behandlungen anbieten? Eine allgemeingültige Antwort darauf gibt es nicht. Ganz klar sprechen sicher die kurzen Anfahrtswege, das heimische Klima und die Sprache für einen Ayurveda-Aufenthalt in hiesigen Gefilden. Doch kann auch die Reise ins Ursprungsland eine einzigartige Erfahrung sein. Entscheidend ist: Egal, ob nun in Europa oder in Indien, Ayurveda ist nur dann sinnvoll, wenn man es ernsthaft betreibt und die Regeln in seinen Alltag integriert – für ein langes, gesundes und harmonisches Leben.

Unsere Hotel-Tipps für Ayurveda-Kuren:

  • Ayurveda Parkschlösschen, Traben-Trarbach
  • Kurzentrum Rosana, Rosenheim
  • Bergkristall, Oberstaufen
  • European Ayurveda Resort Sonnhof, Thierseetal/Tirol, Österreich
  • Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum, Birtsein
  • Gräflicher Park, Bad Driburg
  • Vier Jahreszeiten, Schluchsee
  • Alpino Atlantico, Madeira

DIE 3 DOSHA-TYPEN

1. Vata

… besteht aus den Elementen Luft und Äther und ist das Dosha der Bewegung. Typisch für Menschen dieses Konstitutionstypes sind ihre Schnelligkeit und Flexibilität, ihr schnelles Denken und ihre Kreativität. Besitzt man zuviel Vata, wird man vergesslich und oft eher ängstlich. Vata-Typen neigen zu Untergewicht.

2. Pitta

… setzt sich aus den Elementen Feuer und Wasser zusammen – es ist das Dosha der Umwandlung. Ein Pitta-Typ hat eine durchschnittliche Figur, ist agil und entscheidungsfreudig, übernimmt gern die Führung, aber verliert auch schnell die Fassung. Dieses Dosha hat ein starkes Verdauungsfeuer, aber deshalb oft Probleme mit der Verdauung.

3. Kapha

… vereint die Elemente Erde und Wasser und ist das Dosha der Substanz. Zu Personen mit Kapha gehört ein korpulenter Körperbau. In Stresssituationen reagieren solche Menschen gelassen, manchmal aber fast zu ruhig. Kapha-Typen verdauen sehr langsam, und zeigen durch mangelnde Bewegung meist Anzeichen von Übergewicht.