Vorsicht: Wer sein Körpergewicht lieber ignorieren möchte, der sollte auf seine Schritte achten. Nur ein paar Meter sind es vom Fahrstuhl im elften Stock des Swissôtel-Hochhauses bis zum Eingang des Pürovel Spa. Mitten im weichen Teppich, kaum zu sehen, ist dort ein kleines Display eingebaut – und wer darauf eine Zahl angezeigt bekommt, der wurde schon gewogen. Kleiner Gag der Schweizer Hotelbetreiber? Oder einfach nur Motivation für alle, die den Weg in Richtung Fitnessstudio einschlagen – um am Abend noch schnell ein paar Kalorien zu verbrennen? Wer weiß. Kann jedenfalls nicht schaden, kleine Sünden nach einem Streifzug durch die Tallinner Küche auf diese Weise auszugleichen. Tatsächlich weht hier mittendrin im höchsten Hotelgebäude der Hauptstadt ein Hauch Schweizer Bergluft. Heidi & Co.? Nein, absolut nicht. Doch Pürovel (und Swissôtel überhaupt) hat sich das Heimatland des Unternehmens als Vorbild für die Ausgestaltung der Räume genommen. Urlaub im Baltikum mit eidgenössischen Anleihen ist dabei herausgekommen. Viel Stein und Holz wurden verbaut, alles dreht sich rund ums Wasser – und die Flora kommt dank alpiner Blütendeko und den verwendeten Pflegeprodukten auch zur Geltung. Dazu gibt es belebende Alpenluft und die wechselnden Jahreszeiten der Schweizer Berge … So steht es zumindest in der Eigenwerbung des Wellness-Areals. Klingt gut, soll aber nun gleich mal selbst ausprobiert werden.

Mineralwasser aus den Alpen

Tatsächlich empfängt Besucher im Pürovel Spa eine ganz frische, angenehme Atmosphäre. Nach links biegt ab, wer zum Sportstudio will. Nach rechts geht es ins Reich von Massagen, Pool, Sauna und Wohlbefinden. Zunächst den Fragebogen zur Behandlung ausfüllen, dazu gibt es einen Tee und hausgebackene Hafer-Bisquits. Darf ich bei der Massage eigentlich die Augen geöffnet lassen? Der Clou hier auf der halben Höhe des Hotels ist nämlich die Aussicht! Fast zimmerhoch sind die Fenster, je nach Lage des Raumes ist ganz am Horizont das Ende Tallinns zu sehen (oder was sich als solches vermuten lässt) – oder auch der Hafen. Das ist vor allem am frühen Abend romantisch, wenn die Lichter langsam angehen. Weil Tallinn so weit im Norden liegt, sind im Winter die Nächte lang und es wird schon am späten Nachmittag dunkel. Und das vollzieht sich recht schnell: Kaum hingelegt zur Pürovel Signature Massage (60 Minuten mit belebendem Öl und viel Druck) ist die Behandlung schon wieder vorbei – und draußen ist es dunkel. Schweizer Effizienz direkt an der Ostsee also.

Wer nach der Behandlung noch Zeit oder als Tallinn-Besucher einfach Lust auf Erlebnis und Wellness hat, der nutzt all die anderen Möglichkeiten des Pürovel. Das Mineralwasser hier ist kostenlos und stammt tatsächlich aus den Alpen. Cremes, Shampoos & Co. der hauseigenen Pürovel-Marke bestechen mit ätherischen Ölen und frischem Duft – extra entworfen für die Spas der Hotelkette und aus Kräutern, Blüten und Hölzern aus der Schweiz angefertigt. Entsprechend wohlig riecht es rund um den großen Indoor-Pool (in Form eines riesigen Ovals – oder besser: einer Bohne), im Dampfbad, in den Hydrotherapie-Wannen oder in der Sauna. Die ist nicht unbedingt klein, doch gerade wenn es draußen richtig kalt ist, ist sie überaus beliebt und entsprechend gut gefüllt. In der Mitte schnauft der Ofen, drumherum sitzt und schwitzt die Gästeschar. Oder sie schaut aus dem Saunafenster nach draußen auf die Stadt. Kleidung ist hier übrigens – Standard in Estland – Pflicht. Nacktsauna gibt es allenfalls an Tagen, an denen nur für Frauen oder Männer geöffnet wird. Ansonsten heißt Sauna: Badekleidung nicht vergessen.

Dass die Schweizer Hotelbetreiber ausgerechnet diesen Standort für ihr Haus gewählt haben, überrascht wenig. Mitten im belebten Geschäfts- und Einkaufsviertel Maakri steht der moderne Wolkenkratzer. Die Skyline Tallinns ist insgesamt eher flach – nur an dieser Stelle ragen ein paar (Banken-)Hochhäuser auf enger Fläche gen Himmel. Zusammen mit dem daneben stehenden Zwillingsgebäude ist das Swissôtel eines der höchsten Gebäude der Stadt. Die Lage ist ideal als Ausgangspunkt für einen Stadtbummel. Das Opernhaus ist in ein paar Minuten zu Fuß erreicht. Shoppingangebote für jeden Geschmack liegen quasi direkt vor der Haustür in den Malls der Nachbarstraßen. Und wer die Altstadt sehen will, hat es auch nicht weit.

In der Horisont-Bar klingt der Abend aus

Dabei lässt sich der Tag – oder auch gleich ein ganzes Wochenende – ganz wunderbar im Swissôtel selbst verbringen. „Grüezi“ wird der Gast schon beim Check-in empfangen – so
steht es auf der Schutzhülle für die Schlüsselkarte zum Zimmer. Die Suiten sind komfortabel ausgestattet und groß genug, es gibt einen gemütlichen Sessel direkt vor der Fensterfront und ein Bad mit viel Marmor. Zum Frühstück ans Buffet geht es in den achten Stock ins The Quarter – wo neben Fisch und Käse aus der Region auch ein kleiner Bereich für russische Spezialitäten zu finden ist. Abends steht hier estnische Küche auf der Karte. Wem der Blick von der achten Etage nicht reicht, der fährt ganz hinauf – ins Horisont. Das Restaurant bringt die ganze europäische Küche auf den Teller und die gleichnamige Bar ist perfekt für den Cocktail zum Ausklang des Abends. Und weil nicht nur die Schweizer für süße Köstlichkeiten bekannt sind, ist vorher ein Abstecher ins No 3 Deli (direkt in der Lobby) Pflicht: Die hausgemachten Kuchen und Törtchen dort sind unglaublich lecker.

SWISSÔTEL TALLINN
Zehn Minuten mit dem Taxi sind es vom Tallinner Flughafen bis zum Hotelhochhaus, das ein paar Minuten zu Fuß außerhalb der Altstadt liegt.

www.swissotel.de