Vom 24. bis 25. September traf sich die Naturkosmetikbranche in Berlin zum 12. Naturkosmetik Branchenkongress, der sich mit Vorträgen und Expertenrunden zu aktuellen Branchenthemen einmal mehr als Branchen-Highlight erwies. „Authentisch und innovativ in die Zukunft“ lautete das diesjährige Motto des Kongresses – zwei Tage diskutierten rund 270 Fachteilnehmer der Naturkosmetikbranche, was dies angesichts des sich wandelnden Kosmetikmarktes und der tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche für die Branche bedeutet.
Die Daten und Fakten sind signifikant: Eine seit Jahren steigende Käuferreichweite für Naturkosmetik und eine klare Käuferwanderung hin zu naturnaher und Naturkosmetik zeigen die Dynamik des Kosmetikmarktes, wie Branchenexpertin Elfriede Dambacher, Inhaberin naturkosmetik konzepte, zum Auftakt des Kongresses bestätigte. Allein im 1. Halbjahr 2019 erreichte Naturkosmetik im deutschen Naturkosmetikmarkt ein Umsatzplus von 8 Prozent.
Das bisherige Marktumfeld der Kosmetikbranche hat sich ebenso rasant wie radikal verändert. „Diese Veränderungen betreffen den gesamten Kosmetikmarkt, damit verbunden sind jedoch auch besondere Herausforderungen für die Naturkosmetikbranche – diese müssen ebenso authentisch wie innovativ gemeistert werden“, fasst es Wolf Lüdge, Programmvorsitzender und Geschäftsführer des naturkosmetik verlags, der in Kooperation mit der Vivaness den Naturkosmetik Branchenkongress ausrichtet, zusammen.
Keynote Speaker Marta Kwiatkowski Schenk, Senior Researcher und Deputy Head Think Tank am Gottlieb Duttweiler Institut, nahm die Zukunft des Beauty-Handels ins Visier. Klar im Fokus steht künftig die Digitalisierung – durch das sich verändernde Konsumverhalten verschmelzen Mensch und Technologie immer mehr. Produkte, Anwendungen und Treatments werden individualisiert und personalisiert und auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden abgestimmt. Doch auch die Rolle der Marke verändert sich: Weniger Marke, mehr Wirkung – dies wird in Zukunft der maßgebliche Faktor sein, erklärte die Expertin.
Im Anschluss an die Keynote wurde die Zukunft des natürlichen Beauty-Marktes in einer Expertenrunde mit Handel, Industrie, Medien und Keynote Speakerin Marta Kwiatkowski Schenk eingehend diskutiert. Fehlende Definitionen von Clean Beauty und eine notwendige Abgrenzung zu diesem Segment wurden dabei ebenso besprochen wie der Markteintritt der Global Players in den Naturkosmetikmarkt. Fazit von Sebastian Wölke, Gründer und Geschäftsführer von No Planet B: „Profil zu zeigen als Marke ist wichtig – und dabei darf man ruhig ein wenig anecken.“
Einblicke in das aktuelle Thema natürliche Rohstoffe und die explodierende Nachfrage gewährte Dr. Ulrike Eberle. Die Naturwissenschaftlerin und Inhaberin von corsus – corporate sustainability beleuchtete das Ungleichgewicht zwischen Rohstoffen, Nutzflächen und der steigenden Nachfrage und mahnte an, vorausschauend zu handeln. Ihr Rat an die Branche: „Agieren Sie, statt zu reagieren. Und orientieren Sie sich konsequent an den Nachhaltigkeitszielen der UN. Es gibt keine Alternative!“
Für mehr Pioniergeist und für ein gemeinsames Handeln der Naturkosmetikbranche plädierte Verpackungsexpertin Carolina. E. Schweig, Inhaberin von C.E. Schweig Verpackung. In ihrem Vortrag zu Eco-Design motivierte sie zu einem kritischen Hinterfragen und Überdenken bisheriger Regelungen, speziell in den Bereichen Mehrweg und Recycling, wie gegebenenfalls auch unternehmensinternen Aktivitäten und Projekten im Zusammenhang mit ökologischen Verpackungskonzepten.
Mit dem Keynote-Vortrag von Prof. Jan Teunen stimmte der 12. Naturkosmetik Branchenkongress auch nachdenklich: Denn das Ganzheitliche sollte nicht aus dem Blickwinkel verschwinden. Mit seinem inspirierenden philosophischen Vortrag über das Wesen der Schönheit, die Natur und den Menschen stellte der Cultural Capital Producer klar, dass wir die Schönheit brauchen – auch als Ausgleich zu den vielen Herausforderungen unserer heutigen Welt.
Der 13. Naturkosmetik Branchenkongress findet am 29. und 30. September 2020 in Berlin statt.