Es war einmal … eine Zeit, in der die Parfumnische noch überschaubar war. Bis vor zehn, fünfzehn Jahren gab es in der Welt der Düfte tatsächlich noch einzelne Kritiker und Parfumistas, die einen annähernd kompletten Überblick besaßen und beinahe alles kannten, was sich auf dem Markt tummelte. Ich würde behaupten wollen, dass das dieser Tage fast unmöglich ist. Zu zahlreich sind die Neulancierungen sowie die vielen Brands, die – wie die Steinpilze in meiner neuen Heimat – von einem Tag auf den anderen aus dem Boden sprießen.
Damals aber stürzte ich mich wie viele andere gierig auf jede Neuerscheinung, vor allem auf neue Häuser, neue Marken – wie jeder Duftliebhaber stets auf der Suche nach einem weiteren heiligen Gral. 2008 erschienen Odori. Italiener, wie unschwer zu erkennen, die die gehegten Erwartungen hinsichtlich kraftvoller, charakterstarker und „typisch italienischer“ Düfte vollauf erfüllten – nicht nur meine. Die sechs Düfte von Odori erfreuten sich regen Zuspruchs, sowohl on- als auch offline. Dennoch verschwand die Marke einige Jahre später fast sang- und klanglos vom Markt. „Discontinued“, das mit Abstand schlimmste Wort für olfaktorische Obsessionisten.
Der Duft von Florenz
Vor einiger Zeit dann wurde mir eine für mich bis dato unbekannte Marke zum Testen vorgestellt – Profumo di Firenze. Ein Blick auf die Namen der Düfte ließ mich eilig die Pröbchen zücken, vage Hoffnung … vielleicht können Sie sich vorstellen, wie groß meine Wiedersehensfreude war? Profumo di Firenze ist Odori 2.0. Die Familie Galardi, vielen von uns bereits durch BOIS 1920 bekannt, hat ihr Herzensprojekt Odori erneut aufgelegt – und zwar unter dem Namen Profumo di Firenze, der Duft von Florenz.
Nomen est Omen – die Galardis zählen zu jenen wenigen florentinischen Familien, die sich in der klassisch italienischen Parfumherstellung schon lange einen Namen gemacht haben. Selbstredend schwingt im Namen noch mehr mit – die Liebe zur Heimat, zu der wundervollen Stadt Florenz, deren Geschichte seit der Renaissance untrennbar verbunden ist mit der hohen Kunst der Parfumherstellung. Mit Profumo di Firenze zollt die Familie Galardi dieser Altehrwürdigen florentinischen Tradition Tribut und fängt nicht nur den Duft bzw. die Düfte, sondern auch Geschichte und Geist ihrer Heimat ein – jener sagenhaften Stadt, die anerkanntermaßen zu den schönsten der Welt zählt. Sechs Eaux de Parfum umfasst die Kollektion – Cuoio, Fico, Iris, Odori, Spigo und Zafferano, allesamt in der 100 ml-Größe erhältlich.
Reduziert aufs Wesentliche
Den Flakon der Düfte Odoris zierte eine markante Holzumrahmung, die zwar hübsch anzusehen, aber nicht besonders praktisch war – zumindest für Damenhände und Handtaschen. Davon hat man sich verabschiedet. Die Kollektion Profumo di Firenze (über Oepen Markenvertrieb) präsentiert sich in einem schlichten, minimalistischen Flakon, reduziert auf das Wesentliche – die Düfte. Diese wurden behutsam reformuliert und perfektioniert – und sind mit Ausnahme von Fico, der den vorherigen Tobacco ersetzt, zumindest dem Namen nach gleich geblieben.
Was dürfen Sie erwarten? Wenn Sie, wie ich, Odori bereits kannten – die Rückkehr des herrlichen (Gli) Odori, jenem einzigartigen herb-aromatischen, mediterranen, dunkelgrün schillernden Kräuterlings sowie des prächtigen Lederdufts Cuoios. Die sinnlich-feminine Iris, die noch schöner erstrahlt als sie es damals bereits tat. Das Gleiche gilt im übrigen auch und vor allem für Zafferano, der mehr Oud-Rose ist, als der Name vermuten lässt und dem man noch ein Quentchen mehr jenes gewissen Etwas‘ verleihen konnte, mit dem er vor Jahren schon Duftliebhaber begeisterte. Spigo, der Lavendel-Immergeher in gewohnt exzellenter Qualität. Und Fico, der Neuling – eine sommerliche Feige mit Pfirsich, eine seltene Kombination, die hervorragend harmoniert.
Auch preislich interessant
Und dann gibt es da noch einen Aspekt, der im Hinblick auf Ihre Kunden sicherlich erfreulich ist. Wie soll ich es formulieren? Vielleicht mit einem Verweis auf meine schwäbische Natur. Rar, aber wahr – die Düfte sind günstiger geworden, was unter anderem dem neuen Packaging geschuldet ist. 100 ml liegen im VK bei 79 Euro – das ist ein „Trendbrecher“ in der Welt der Nischendüfte, in der sich die Preisspirale immer weiter dreht und mittlerweile schwindelerregende Höhen erreicht hat. Genau hier wird Profumo di Firenze für diejenigen unter Ihnen interessant, die (noch) nicht mehrheitlich Nische verkaufen oder über einen Kundenstamm verfügen, der ähnlich wie ich Luftsprünge macht, wenn er hört, dass es Odori wieder zu kaufen gibt. Meiner Meinung nach werden Sie im Nischenduftbereich nur sehr wenige Marken und Düfte finden, die ein derartiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, zumal bei einer solch hohen Qualität.
Text: Ulrike Knöll. Die Philosophin und Pädagogin betreut den Blog www.alzd.de von „Aus Liebe zum Duft“. In jeder Ausgabe der INSIDE beauty blickt sie hinter die Kulissen eines Dufthauses.