Alles begann vor etwa 30 Jahren, doch so richtig in Schwung kam Sarah Maria Suns Karriere 2017: Da wurde sie vom Magazin Opernwelt als Sängerin des Jahres nominiert, und veröffentlichte sechs vielbeachtete CDs. Inzwischen arbeitet die Sopranistin mit den besten Dirigenten und Komponisten auf den Konzert- und Opernbühnen der Welt. SPA inside sprach mit der 41-Jährigen mit dem sonnigen Nachnamen (Sun, aus dem Englischen) über vegane Ernährung, Beautyrituale und Bühnenfavoriten.

Frau Sun, wie kamen Sie zum Gesang und speziell zur Neuen Musik?
Sarah Maria Sun:
Meine Eltern lebten auf einem Bauernhof, machten mit Freunden oft und viel Musik – die Popklassiker von damals wie Beatles, Joan Baez … Klar, dass ich auch Gitarre spielen und singen können wollte wie die beiden. Später, während meines Gitarren- und Gesangsstudiums, fand ich moderne Stücke viel interessanter und abenteuerlicher als Opern-Arien. Schon wegen der Texte der meist noch lebenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller, da sie was mit all den Eindrücken und Informationen zu tun haben, die wir tagtäglich verdauen müssen. Dafür Klänge zu erfinden, ist phänomenal und sie zu singen, gibt mir nach wie vor einen Kick.

Auf welcher Konzertbühne fühlen Sie sich am wohlsten?
Sarah Maria Sun:
Hm, das ist so als sollte ich mich für ein Lieblingsessen entscheiden. Kann ich gar nicht – sonst müsste ich viel zu viel ausschließen. So ist es auch mit Räumen! Meistens gewinnt man den Raum lieb, in dem man gerade arbeitet. Ein paar wenige Ausnahmen gibt es. Die klingen, als stünde man in einer staubigen Schuhschachtel.

Haben Sie ein Ritual bevor Sie vor den Vorhang treten?
Sarah Maria Sun:
Nein, überhaupt keins. Meine Tagesabläufe sind viel zu chaotisch dafür. Manchmal proben wir noch bis wenige Minuten bevor der Vorhang hochgeht. Manchmal ist man morgens stundenlang angereist und muss hauptsächlich inhalieren, um die Schleimhäute wieder zu befeuchten, die Muskulatur einerseits zu entspannen, andererseits zu aktivieren und Verkrampfungen zu lösen. Das Beste ist, unvoreingenommen alles auf sich zukommen zu lassen.

Eine Oper zu bestreiten ist Leistungssport. Bis zu 3000 Kcal werden dabei pro Abend verbrannt …
Sarah Maria Sun
: Ja, das ist Hochleistungssport! Allerdings einer, den man auf wenigen Millimetern innerhalb des Körpers betreibt. Nicht nur, dass man alle Muskeln optimal ausbalanciert einsetzen muss, um etwa besonders riesige Schall(druck)wellen zu produzieren – man spürt auch jede kleinste Veränderung auf der Stimme. Schnupfen, Halsweh, Periode, Menopause, wenig Schlaf, falsches Essen … – man muss lernen, mit und trotz solcher Unwägbarkeiten täglich eine akzeptable bis außerordentliche Leistung zu bringen. Um mich dafür im Kopf und körperlich fit und flexibel zu halten, gehe ich joggen, mache täglich Yoga, meditiere und ernähre mich vegan. Ich glaube, sonst wäre ich schon lange aus den Latschen gekippt.

Sie sind schon seit vielen Jahren Veganerin, wie kam’s?
Sarah Maria Sun: In sieben herrlichen Kindheitsjahren auf einem Hof im Ruhrgebiet bin ich mit und zwischen verschiedenen Tieren aufgewachsen, wurde von ihnen getröstet und beschützt. Tiere haben ein mindestens so reiches emotionales Leben wie Menschen. Wenn ich das in Betracht ziehe, kann ich nicht eine Industrie finanziell unterstützen, die Tiere foltert und umbringt. Ich war 30 Jahre lang Vegetarierin bevor ich verstand, wie fatal nicht nur die Fleisch-, sondern auch die Ei- und Milchindustrie ist. Und schließlich ist da noch der Umwelt-Aspekt. Ehrlich gesagt, kann man nach einer Weile gar nicht mehr verstehen, wie man NICHT vegan essen will.

Ist konsequente vegane Ernährung schwierig, wenn Sie auf Reisen sind?
Sarah Maria Sun:
Heute nicht mehr. Es gibt tolle Apps, die einem in jedem Winkel des Planeten helfen, passende Restaurants oder Cafés oder Shops zu finden. Fast jedes Hotel bietet inzwischen Pflanzenmilch an und zunehmend ein veganes Gericht.

Sie haben eine „Glasharfensopran“-Stimme. Wie pflegen Sie sie?
Sarah Maria Sun:
Genug essen. Viel trinken. Sport – aber nicht zu viel. Man darf nicht zu viel Fettanteil verlieren. Sonst nimmt auch der winzige Fettanteil der Stimmlippen und der Ohrtuben ab und das ist fatal. Davon kann ich ein Lied singen. Also: nicht zu dünn werden! Und immer schön feucht und von Durchzug und Viren fern halten. Im Flieger und Zug mit einer idiotischen Pandabärenkapuze und einer Befeuchtungsmaske sitzen – da denken die Leute oft, man ist verrückt und halten Abstand!

Ihr Schönheitselixier?
Sarah Maria Sun:
Vegane Kosmetik natürlich! Börlind mag ich sehr, ich probier‘ aber auch immer gerne Neues aus. Mein tägliches Beautyritual: heißkalte Katzenwäsche, Wimperntusche, ein Zitronenwasser auf nüchternen Magen trinken – und dann so viel Liebe, Lachen und Freundlichkeit wie möglich abgeben und aufsaugen. Das macht ein Gesicht am schönsten (lacht).

Ihre schönster Ort zum Runterkommen?
Sarah Maria Sun:
Unter Wasser zwischen Fischen. Oder eine lange Bergwanderung.

Interview: Dorit Schambach