Es könnte so einfach sein. Eine Tablette für mehr Feuchtigkeit in der Haut, eine Kapsel für kräftige, seidig glänzende Haare dazu. Und obendrauf ein Pulver für innere Ruhe und Entspannung. Oder doch lieber das Konzentrat für mehr Power und positive Energie? In den Drogeriemärkten sind die Regale voll mit verheißungsvollen Schachteln, deren Inhalte genau das versprechen. Insgesamt wurden 2018 in Deutschland 225 Millionen Packungen Nahrungsergänzungsmittel (NEM)verkauft. Das sind ganze 12 Millionen Packungen mehr als im Jahr zuvor. Und die Nachfrage steigt.
Das Vitaminwunder
Mit dem etwas sperrigen Wort Nahrungsergänzungsmittel – oder neudeutsch: Supplements – werden Lebensmittel bezeichnet, die unsere Ernährung in Form von Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen oder sekundären Pflanzenstoffen ergänzen sollen. Dabei greifen die Deutschen am häufigsten zu Vitaminen und Mineralstoffen. Die beliebtesten sind, ganz klar, Vitamin C, gefolgt von Vitamin B12, dem Vitamin B-Komplex sowie den Vitaminen A und D. Gern gekauft werden auch Multivitamin-Komplex-Angebote. Hier sind praktischerweise gleich alle wichtigen Vitamine komprimiert enthalten.
Bei den Mineralstoffen steht Magnesium weit vorn an der Spitze, gefolgt von Calcium, Kalium und Zink. In der kalten Jahreszeit steigt der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, aber auch Mittel für den Herz-Kreislauf, Präparate für Gelenke und Muskeln, für die Immunstabilisierung und probiotische Produkte für die Darmgesundheit sind beliebt.
Unter den Supplements tummeln sich auch immer mehr Produkte, die speziell für schönere Haut, Nägel und Haare, Vitalität, Regeneration und Jugendlichkeit werben. Schließlich wächst auch die Zahl der Anhänger eines gesunden und fitten Lebensstils und eines vitalen Äußeren. Aber auch zur Unterstützung bei starkem Stress oder täglichen herausfordernden Denkleistungen werden NEM angeboten. Im Prinzip gibt es heute für jedes „Wehwehchen“ eine Tablette, ein Pulver oder eine Kapsel. Keine Frage, der Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen sollte an erster Stelle stehen, wenn es um eine optimale Versorgung des Körpers geht. Das sieht auch Ernährungsberaterin Julia Zichner so: „Erst wenn es nicht möglich ist, das gesamte Spektrum an Nährstoffen aufzunehmen, kann ein Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein, um Nährstoffdefizite auszugleichen. Die Analyse des Essverhaltens und die Bestimmung aussagekräftiger Parameter im Blut helfen, abzuklären wo ein Mangel ist.“ Die Einnahme eines Multi-Präparates könne beispielsweise bei einer längerfristigen Reduktionsdiät sinnvoll sein, so die Expertin.
„Sind einzelne Nährstoffe defizitär, bieten sich gezielte Supplements an. Wer Eisen einnimmt, kombiniert am besten mit Vitamin C. Dagegen sollten Eisen und Zink nicht parallel zugeführt werden. Gleiches gilt für Magnesium und Calcium – getrennt aufgenommen, kommt, zumindest theoretisch, mehr im Blut an.“ Generell gelte: Vorsicht vor (zu) hohen Dosen, denn viel hilft definitiv nicht viel. Wer auf Leistungssteigerung durch Mikronährstoffe setzt, wird diese Wirkung nur dann wahrnehmen, wenn tatsächlich ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen vorliegt und mittels NEM ausgeglichen wird, so die Einschätzung von Julia Zichner. Bei den angesagten Beauty Supplements ist vor allem darauf zu achten, dass auf Trenn- und Füllstoffe verzichtet wird. Wie so oft gilt auch hier: Qualität steht vor Quantität.
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