„Oh, da hinten sind wieder Elefanten“, rufe ich begeistert. Um im nächsten Moment zu erkennen, dass es sich doch nur um einen Stein handelt. Zum Glück bin ich damit nicht allein. Denn in Safari-Kreisen gibt es für solche Verwechslungen sogar einen eigenen Begriff – inklusive Abkürzung. „ALT“ oder ausgesprochen „Animal Looking Thing“ werden solche Gegenstände gerne genannt. Und wenn es im Eifer des Entdecken-Wollens passiert, brechen die meisten Urlauber erst einmal in schallendes Gelächter aus. Macht ja nichts, passiert so gut wie jedem. Doch auch wenn in einem von drei Fällen ein ALT hinter der Entdeckung steckt, so sind doch in den anderen beiden Fällen echte Tiere Ursache für aufgeregte Rufe. Groß ist der Stolz, wenn auf einer Tour auf 100 Meter Entfernung ein kleiner Honigdachs oder Kudu erspäht wird. Oder ein auf dem Baum sitzender Leopard.

Leichter sind da die Elefanten zu sehen – denn die gibt es im Chobe-Nationalpark in Botswana zuhauf. Rund 100 000 Exemplare leben hier. Und fast nirgends können die friedlich grasenden Giganten so ausführlich angeschaut werden, wie im dazugehörigen privaten Linyanti Reserve. Dort liegt auch unser Camp, von dessen Terrasse der Blick über den Linyanti-Fluss reicht. Ganze Elefantenherden können hier manchmal beobachtet werden, die sich ihren Weg durchs hohe seerosenbedeckte Wasser bahnen. Manchmal ist es so hoch, dass Elefantenbabys ordentlich kämpfen müssen. Zum Glück haben sie ihre Herde um sich herum, die die Kleinen mit Rüsselschubsern und kräftigen Schüben an rettende Ufer befördert.

Auch abends ist an der Wasserstraße viel los. Wenn die Tropensonne wie Glühkohle hinter den Bäumen am Sambesi sinkt, Elefanten verträumt durch die Fluten waten und Flusspferde mit den Ohren wackeln, kehrt Ruhe im Herzen von Afrika ein. Vermeintlich. Denn das ein oder andere Mal schrecke ich nachts auf – die Löwenschreie, Hippogrunzer und raschelnden Büsche wirken durch die dünne Zeltwand hindurch doch sehr nah. Gefahr besteht in der luxuriösen Unterkunft freilich keine – höchstens die, das pure, pulsierende Leben zu spüren. Und nie wieder weg zu wollen.

Anna Bader