Eine Woche lang entdecken wir, sechs Journalisten aus Deutschland, Italien, Ungarn und Kanada, mit unserem „Mannschaftsbus“ das kleine Land im Indischen Ozean. Sri Lanka ganz groß – gerade erst wurde es vom Reiseführer Lonely Planet zum Nummer-1-Reiseziel 2019 gekürt. In rasantem Tempo ist das passiert, hat sich Sri Lanka in den vergangenen zehn Jahren doch vom verlorenen zum wiederentdeckten, aufstrebenden Paradies gemausert. Der Grund, warum es so lange auf der Reiseliste fehlte, war der 26 Jahre andauernde Bürgerkrieg, der erst 2009 endete. Rund drei Viertel der Inselbewohner sind buddhistische Singhalesen, etwa 18 Prozent meist hinduistische Tamilen. Diese Minderheit fühlte sich unterdrückt und von Regierung, Polizei und Militär ausgeschlossen. Es kam zum ethnischen Konflikt, der besonders den Norden hart traf. Waren es beispielsweise 2010 gerade mal 650 000 Touristen, kamen zwei Jahre später bereits mehr als eine Million und 2016 mehr als doppelt so viel. Ehrgeiziges Projekt: Für 2020 werden vier Millionen internationale Besucher angepeilt. Gäste aus Deutschland stehen dabei an dritter Stelle – nach England und Indien.
Die Essenz der Insel
Was den Reiz von Sri Lanka ausmacht, konnten wir bei dieser Reise eindrücklich feststellen. Knapp 700 Kilometer haben wir auf unserer Rundreise zurückgelegt: Sie ist ein Konzentrat all dessen,was dieses kleine Land – ungefähr so groß wie Bayern – ausmacht. Urlauber genießen Temperaturen von tropisch schwül in der Tiefebene bis feucht und kühl im Hochland. Wir haben die schönsten Tempel besucht und konnten die vielen Buddhastatuen gar nicht mehr zählen. Wir waren fasziniert von den imposanten grauen Dickhäutern, von denen es in Sri Lanka an die 4000 gibt. Wir haben Tee direkt in der Teeplantage verkostet, wurden schließlich in die Geheimnisse des Ayurveda und der Edelsteinbearbeitung eingewiesen und haben die Kunst der Entschleunigung bei einer Zugfahrt gelernt. Auch beim Autofahren mussten wir uns an viel Zeit für wenig Strecke gewöhnen. Für 40 Kilometer ist eine gute Stunde einzuplanen, auch wenn der Fahrer sich ins Zeug legt und mit teils waghalsigen Überholmanövern Zeit gut machen will. Dabei wird immer und überall laut und ausdauernd gehupt. Scheint auch ein Volkssport zu sein. Wie Kricket. Das haben übrigens die Engländer eingeführt, wie auch bekanntermaßen den Tee. Unter dem Namen Ceylon-Tee ist er Ihnen bestimmt ein Begriff. Ceylon, so hieß Sri Lanka als britische Kolonie bis 1948.
Curry, Roti, Hopper – Kulinarische Hits
Das mit dem Hupen, das muss wohl so sein. Denn der Verkehr ist schlicht wahnsinnig. Überall kurven knatternd dreirädrige Tuk-Tuks, teils Familienkutsche, Lastenfahrzeug oder Taxi, herum, Autos, Fahrräder, LKWs – das kann schon nerven. Die orangegewandeten Mönchen mit gelben Regenschirmen nehmen’s mit buddhistischer Gelassenheit. Die schlafenden Hunde mitten auf der Straße, denen Fahrer im Wechsel mit Schlaglöchern ausweichen müssen, und der Müll am Straßenrand gehören zum Lokalcolorit. Und apropos Farbe: Überall an den Straßen stehen kleine Buden, die die tollsten, köstlichsten tropischen Früchte und Gemüse anbieten, aber auch Snacks und warmes Essen, wie Hopper, Currys oder Kottu Roti. Hopper sind eine Art Pfannkuchen. Kottu Roti wiederum ist eine Spezialität, die mit schnellen Hack-Geräuschen einhergeht. So wird sie zubereitet: Ein Roti (Fladenbrot) wird in Streifen geschnitten, mit Currys oder sonstigem pikant gewürztem, kurzgebratenem Gemüse, Eiern oder Fleischstückchen vermischt und heiß serviert. Für uns willkommene und häufige Stopps. Sri Lanka ist eine Gewürzinsel, wir waren also dort, wo der Pfeffer wächst, aber auch Zimt, Muskat, Vanille und vieles mehr, was in ein echtes Curry gehört. Die Sri-Lanker lieben es scharf. Wie gut, dass ihnen die Portugiesen während ihrer Herrschaft über die Insel im 16. Jahrhundert das Chilli hinterlassen haben.