Ein Beitrag von Birgit Corall, Geschäftsführerin cobicos GmbH
Die Kosmetikindustrie steht vor einigen Herausforderungen durch die Corona-Maßnahmen. Meiner Meinung nach ist die Naturkosmetik hier noch stärker betroffen als die klassische Kosmetik. Die Rohstoffbeschaffung ist oft eng mit dem Lieferanten verknüpft. Aufgrund guter Partnerschaften können wir uns auf gleichbleibend gute Qualität verlassen und können so den hohen Standard der Produkte halten. Außerdem sind viele Rohstoffe in zertifizierter Bioqualität mit Zertifikaten versehen. Hier muss in den Anbauländern die Pflege, Ernte und Weiterverarbeitung der Pflanzen gegeben sein und die Zertifizierung durch Behörden. Bei Kurzarbeit oder geschlossenen Firmen wird dies unmöglich. Außerdem haben pflanzliche Rohstoffe eine begrenzte Haltbarkeit und müssen in bestimmten Zeiträumen verarbeitet werden.
Wir können unsere Rohstoffe nicht in beliebig hohen Mengen im Labor herstellen und haben dadurch auch keinen riesigen Vorrat. Ein Großteil der Rohstoffe kommt aus dem Ausland. Die Lieferungen aus dem Ausland sind teilweise stark verzögert oder extrem teuer geworden. Den Preis können wir nicht einfach auf den Kunden abwälzen. Ein weiterer Punkt sind die Verpackungen. Für Naturkosmetik wird oftmals Glas verwendet. Die meisten Glasgefäße kommen aus China und liefern ihre Produkte an den deutschen Großhandel. Wir haben bereits Problem gehabt, für unsere hochwertigen Seren Opalglasflaschen zu bekommen. Die Produktion hat sich dadurch verschoben.
Bei uns haben wir gleich zwei weitere Knackpunkte: unsere Eigenprodukte cobicos werden zwar regional in einer Salzburger Manufaktur hergestellt. Der Betrieb ist dort aber im Homeoffice und Produkte werden nur abends mit einer sehr kleinen Belegschaft hergestellt. Also trotz Nähe tritt eine unglaubliche Zeitverzögerung auf. Und bei der die neuseeländische Naturkosmetik Living Nature, die ich seit 25 Jahren importiere, haben wir Beschaffungsprobleme: Zum einen hat auch hier die Firma vier Wochen komplett geschlossen und muss jetzt die Produktion wieder anlaufen lassen. Aufträge stauen sich und ich rechne auch hier mit längeren Wartezeiten und erhöhten Transportkosten.
Im Verkauf gibt es Gewinner und Verlierer: im Onlinehandel steigen die Kundenzahlen, im stationären Handel bricht der Umsatz aber stark ein. Es findet keine Beratung mehr statt und Tester dürfen nicht mehr im Regal stehen. Die Kosmetikerinnen sind massiv von der Corona Krise betroffen. Vieles sind kleine Betriebe, die auf kein großes Polster zurückgreifen können. Es gibt bereits kleinere Institute die ganz schließen und sich beruflich umorientieren. Und die schrittweise Öffnung hilft ihnen nur bedingt: Eine Kundin, die zum Friseur geht, kann eine Schutzmaske tragen. In der Kosmetikkabine geht das allenfalls bei Fuß- oder Körperbehandlungen. Viele haben aber auch sehr kreativ reagiert, schreiben ihre Kundinnen an und bieten Beratung zum Hautzustand und Produktauswahl über Videokonferenzen an und bieten einen Lieferservice nach Hause. Wir versuchen unsere Kosmetikerinnen so gut es geht zu unterstützen und versenden deren Kundenbestellungen direkt – das spart Zeit und Geld auf Seiten der Kosmetikerin.