Ein kleiner Kulturschock ist es schon, in vielerlei Hinsicht. Wer bisher dachte, er begibt sich in äußerste Gefahr, wenn er eine belebte Straße in Deutschland ohne Zebrastreifen und Ampel überquert, der sollte sich in Hanoi auf etwas gefasst machen. Der Tipp von Einheimischen: Schauen Sie auf keinen Fall auf die Masse Mopeds, Rikschas und Autos, die in einem schier endlosen Fluss, laut hupend die Boulevards entlang brausen, sondern laufen Sie einfach los. Nicht stehen bleiben, nicht zögern und schon gar nicht rennen. Und wenn Sie heil auf der anderen Seite angekommen sind – erst einmal tief durchatmen. Nicht nur auf den Straßen von Hanoi geht es bunt und wild zu. In der Millionen-Stadt trifft Tradition auf Moderne. Winzige Gassen in der Altstadt vollgestopft mit kleinen Geschäften, vor denen die Bewohner in typisch hockender Haltung auf dem Bordstein ihre Pho-Suppe aus Plastikschalen löffeln. Dazwischen unscheinbare Eingänge, die in den oberen Stockwerken zu schicken In-Restaurants führen. Nur drei Ecken weiter wird eifrig an der Eröffnung eines Geschäftes eines angesagten Modelabels aus Hanoi gewerkelt.
In die Bucht oder ins Bergland
Wer genug hat vom Tag- und Nacht-Brausen in Vietnams Hauptstadt, den wilden Gerüchen und vielen Menschen, der startet entweder Richtung Halong-Bucht (und trifft all die Touristen wieder, die ebenfalls aus Hanois Lärm geflohen sind) oder begibt sich ins Hinterland. Hier warten abgeschiedene Bergdörfer darauf, entdeckt zu werden. Terrassen Das förmige Reisfelder, imposante Wasserfälle und nebelverhangene Berge bieten ebenso tolle wie mystische Fotomotive wie die dort lebende Bevölkerung. Doch Achtung, hier gilt ganz besonders, wie in Vietnam grundsätzlich: Bevor Sie auf den Auslöser von Fotoapparat oder Smartphone drücken, fragen Sie die Person(en), die Sie ablichten möchten. Das kann aufgrund der Sprachbarriere und der generellen Höflichkeit der Vietnamesen etwas schwierig sein, achten Sie deshalb auf die Körpersprache. Meist kommt trotz eines leisen Lächelns auch eine eindeutige Handbe- wegung, die signalisiert, ob der- oder diejenige fotografiert wer den möchte oder eben nicht.
Apropos Verhaltensregeln: Sowohl beim Betreten von Tempeln und Pagoden als auch, wenn Sie Vietnamesen zu Hause besuchen: Schuhe ausziehen. Die hohen Türschwellen sind im Übrigen nicht als Sitzgelegenheit gedacht, sondern dienen dazu, böse Geister fernzuhalten. Wer kein Unglück anziehen möchte, sollte zudem nicht auf die Türschwellen treten.
Kühler Rückzugsort
Das Bergland im Norden des Landes ist abwechslungsreich, aber bis auf die Region um Sapa auch weniger touristisch erschlossen. Das heißt einerseits, Sie sollten viel Zeit für die Reise an sich einplanen und weniger Luxus bei der Übernachtung erwarten. Andererseits offenbart sich Ihnen hier das ursprüngliche Vietnam. In den Bergen treffen Sie auf die einheimischen Hmong, eine von 54 Ethnien in Vietnam. So auch in Sapa, wo die Frauen der Hmong ihre bunten handgefertigten Kleider sehr geschäftstüchtig verkaufen und so wesentlich zum Einkommen der Familie beitragen. Sapa liegt 1600 Meter hoch und gilt als kühler Rückzugsort, wenn es in Hanoi zu schwül wird. Von hier aus können versierte Wanderer zum höchsten Berg Vietnams aufbrechen. Der Fan Si Pan ist 3143 Meter hoch. Doch hält auch in dieser Region langsam die Moderne Einzug. Seit 2016 können Besucher mit einer Seilbahn den Berg hinauf