Narges Rashidi, Sie sind im März, in der Corona-Hochphase, 40 geworden. Konnten Sie trotzdem etwas feiern?
Ich war sowieso unentschlossen, ob ich groß feiern möchte mit all meinen Liebsten oder ob ich es dieses Jahr doch lieber ruhiger angehe und mir Zeit zum Reflektieren nehme. Ich war, ehrlich gesagt, etwas überfordert, denn 40 erscheint so wichtig. Und große Partys, bei denen ich meine Freunde und meine Familie um mich herum habe, sind inzwischen wirklich kompliziert. Die eine Hälfte lebt in Deutschland und die andere in den USA. Corona hat mir diese Entscheidung abgenommen. Ich war zuhause mit meinem Mann und mit meinem Hund. Meine beste Freundin kam vorbei, hatte einen Kuchen gebacken und mir eine Riesenbox voller „Liebesbriefe“ gebracht, von all den Menschen, die nicht da sein konnten. Wir haben im Garten zwei Meter entfernt voneinander Kuchen gegessen und waren sehr lange spazieren. Es war wunderschön. Die Party hole ich nach, sobald sich Corona endlich aus unser aller Leben verabschiedet hat. Dann feiere ich nicht mehr unbedingt meinen 40., aber das Leben!

Was hat sich durch die Pandemie für Sie verändert?
Einiges! Wie viele andere Menschen auch konnte ich meine Freunde und Familie nicht sehen. Einige Filmprojekte wurden entweder erstmal abgesagt oder verschoben. Ich versuchte dennoch, das Beste daraus zu machen, indem ich die Zeit nutzte, Sachen zu tun, die sonst aus zeitlichen Gründe nicht möglich gewesen wären. Mein Mann und ich haben jeden Morgen zusammen Sport gemacht, ich habe viel gelesen, war viel draußen und habe viel nachgedacht.

Wenn die Reisebeschränkungen wieder ganz aufgehoben sind, wohin werden Sie als erstes privat reisen?
Da ich in Los Angeles lebe, möchte ich als allererstes nach Berlin und alle meine Freunde sehen und umarmen.

Haben Sie in Berlin ein Lieblingshotel?
Klar gibt es viele tolle Hotels in Berlin. Allerdings ist mein Lieblingshotel um die Ecke im idyllischen Spreewald – das „Bleiche Resort & Spa“.

Wie gestalten Sie Ihren nächsten Urlaub: ganz entspannt, viel Kultur und Genuss oder super aktiv mit vollem Fitnessprogramm? Der perfekte Urlaub für mich ist die Mischung aus allem. Entspannt viel Sport machen, an manchen Tag viel Kultur und an anderen darf es gerne der Traumstrand mit leckerem Essen sein.

Sie sehen immer ganz natürlich schön aus. Was tun Sie in Sachen Beauty?
Ich mache Sport, ich esse sehr gesund und meistens vegan, ich trinke sehr selten Alkohol und ich benutze Sonnencreme, aber das Wichtigste ist: ich versuche, mir immer schöne Gedanken zu machen. So subjektiv Schönheit auch ist, ich bin der festen Überzeugung, dass wahre Schönheit von innen kommt.

Demnächst läuft bei uns die Sky-Serie „Gangs of London“ an, ein actiongeladenes Gangster-Epos. Verraten Sie uns etwas über Ihre Rolle?
Auf diese Figur musste ich mich mit viel körperlichem Training vorbereiten und zusätzlich habe ich noch ganz schön Zeit investiert, um Kurdisch zu lernen. Ich spiele Lale, eine knallharte kurdische Drogenbaronin, die all ihr Geld nach Kurdistan schickt, um ihr Volk zu unterstützen. Sie ist eine sehr starke Frau, die sich über die Jahre ein extrem dickes Fell anlegen musste, um zu überleben. Lale ist eine Kampfmaschine, getrieben von ihrem Schmerz, und alles was sie macht, macht sie für das Wohl ihrer Leute.

Glauben Sie, Ihre Rollen sind reduziert auf „Frau mit Migrationshintergrund“, ein Begriff den Sie ja gar nicht mögen?
Das war mit Sicherheit lange der Fall, ist aber zum Glück inzwischen nicht mehr so. Mehr davon bitte!

Im Iran geboren, in Deutschland aufgewachsen und ausgebildet, seit 2011 in den USA. Welche „Heimat“ spiegelt sich in Ihnen wie wider?
Ich würde sagen, ich bin hybrid, ich kann nicht mehr nur eine dieser Nationalitäten sein, man macht gewisse Erfahrungen im Leben und die prägen einen für immer. Aus dem Iran habe ich meine Herzlichkeit, Wärme, den Hüftschwung und die Liebe zum Essen und aus Deutschland die Loyalität, Pünktlichkeit und meine Freunde. Mit Kalifornien verbindet mich der sehr gesunde Lifestyle mit viel Grünkohl, Avocado, Yoga und eine Portion Grund-Freundlichkeit.

Was, würden Sie sagen, ist typisch deutsch an Ihnen?
Sehr, sehr viel, unter anderem die Liebe zu Graubrot, Ahle Wurst (Anm. d. Red.: geräucherte, luftgetrocknete Wurst), Frankfurter grüne Sauce und Obatzter. Und bin ich zuverlässig und gründlich.