Lissi empfängt ihre Gäste mittendrin in Wien – am Fleischmarkt im 1. Bezirk, einen Katzensprung vom Stephansdom entfernt. Lilly lockt im Münchner Szeneviertel Maxvorstadt, wo jede Menge angesagte Restaurants und Bars liegen. Und wer bei Lotti in Hamburg nächtigt, schläft an der Stadthausbrücke, nicht weit weg von Speicherstadt, Landungsbrücken und HafenCity.
Zu Gast bei Lissi & Co.
Lissi, Lilly und Lotti: So heißen drei der aktuell acht Ruby-Hotels. Wer gern ganz zentral wohnen möchte, Wert auf schickes, urbanes Design legt, der ist in den Häusern der Kette richtig – und darf sich noch dazu über einen auch fürs kleine Portemonnaie erschwinglichen Preis freuen. „Lean Luxury“ nennt sich die Philosophie der Ruby Gruppe, schlanker Luxus also. „Nach dem Vorbild moderner Yachten bringen wir unseren Luxus auf relativ kleiner Fläche unter“, fasst Gründer und CEO Michael Struck das Konzept zusammen. Dass die Idee aufgeht, beweist die Expansion der Ruby-Idee. Fast 20 weitere Hotels sind aktuell geplant. Viele etablierte Hotelketten und auch eine ganze Reihe neuer Anbieter wollen Gästen den Wunsch nach schick, komfortabel und günstig erfüllen. Economy heißt das Zauberwort. Unwesentliches wird weggelassen, hinter den Kulissen zentral und automatisiert gearbeitet. Dennoch soll die Lage – für Urlauber nahe an Sehenswürdigkeiten, für Business-Gäste zum Beispiel in der Nähe von Messen – ebenso gut sein wie der unkomplizierte Check-in. Und wer glaubt, dass es dabei in den Zimmern oder in der Lobby und dem Restaurant ganz spartanisch zugeht, liegt falsch. Design-orientiertes Wohnen auf Zeit mit Markenausstattung, hochwertigen Möbeln und Fußböden ist an der Tagesordnung. Wie sich die Trends doch ändern können. Noch vor Jahren galt als purer Luxus, was an goldenen Wasserhähnen und mit viel Etikette gleich auf den ersten Blick zu sehen war. BudgetHotels hatten dagegen den Ruf als Schmuddelkinder der Branche – mit Standorten am Autobahnkreuz etwa und Getränkeautomaten auf der Etage.
Schluss mit Schnickschnack
„Wir sparen am Schnickschnack – Sie am Preis“, heißt der leicht verständliche Werbeslogan heute zum Beispiel bei den B&B Hotels. In einem Test mehrerer Budget-Hotel-Anbieter – erstellt vom Deutschen Institut für Service-Qualität im Auftrag des Nachrichtensenders ntv – lag B&B auf Rang zwei unter den deutschen Economy-Marken. Service, Preis und Ausstattung wurden dabei unter die Lupe genommen. Spitzenreiter wurde Motel One. Die deutsche Hotelgruppe, gegründet 2000 vom ehemaligen Accor-Manager Dieter Müller, hat in 20 Jahren europaweit mehr als 70 Häuser eröffnet – mit rund 20 000 Zimmern. Platz 3 ging an die Meininger Hotels. Ein günstiger Preis im Hotel muss nicht zu Lasten der Qualität gehen. Auch das fand die Untersuchung heraus. Sowohl im Service als auch bei den Konditionen schnitten die Budget-Hotelketten positiv ab. Resümee: Die meisten Budget-Hotels überzeugen mit einladender Hotelgestaltung und sauberen Zimmern. Zudem punkten viele Häuser mit recht kurzen Wartezeiten beim Check-in und Check-out sowie mit ausgedehnten Frühstücks- und Rezeptionszeiten.
Ganz gemütlich statt Standard
Jeder Gast ist anders – manch einer schätzt den Service mehr, andere legen Wert auf die Ausstattung, wieder andere wollen Extras wie Sauna, Pool, Massagen. Für den Budget-Hotel-Test wurden die Anbieter nach einzelnen Kategorien durchleuchtet. Holiday Inn Express – Teil der Hotelkette Ghotel Group – setzt zum Beispiel auf standardisierte Zimmer mit mehr Platz und konnte so in der Kategorie „Hotelausstattung“ den ersten Platz für sich beanspruchen – in der Gesamtwertung reichte es dennoch nur für Rang 7. Die A&O Hotels sicherten sich zumindest bei der Frage nach den Konditionen mit vergleichsweise günstigen Preisen den Spitzenwert. Weil die bundesweit mehr als 2000 Testgäste den Service der Häuser als nur zufriedenstellend bewerteten, landete A&O in der Gesamt-Tabelle auf Platz 6.
Dass Motel One am Ende den Spitzenwert erringen konnte, liegt nicht zuletzt am kreativen Konzept, mit dem die Häuser um Gäste buhlen. Schon wer eines der Hotels betritt, ist überrascht: von der gemütlichen Lobby mit Sesseln und Sitzecken. Von den Zimmern mit italienischen Design-Leuchten, Flachbild-Fernsehern, ja Marmorbädern gar und Duschen, wie sie sonst eigentlich nur in Luxusherbergen erwartet werden. Bei Motel One: Standard. „Viel Design für wenig Geld“ – das ist das Motto, unter dem Gründer Dieter Müller die Kette zum Erfolg führte und zugleich den Markt aufmischte. Kein Wunder, dass auch viele andere Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt haben – und ihre Angebote auf dem Budget-Markt ausbauen. Design-Hotels zum kleinen Preis: Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Und sie werden weiter wachsen, prognostiziert der Deutsche Hotelverband.
Die für ihren Luxus bekannten Ketten wie Intercontinental, Hilton und Marriott haben längst eigene Budget-Marken entwickelt: Holiday Inn Express, Hampton by Hilton und Moxy-Hotels. Bei letzteren arbeitet Marriott mit Ikea zusammen, was sich in der Einrichtung widerspiegelt. Wer mehr als nur Übernachtungen sucht, findet in den a-ja Resorts bezahlbare Wellness-Häuser in bester Lage – ob an der (Ost-)See, in den Bergen oder in der Stadt. Schicke Zimmer, dazu Restaurants, Bars, Wellnesslandschaften – und gebucht wird nach dem BaukastenPrinzip. Denn das ist das Konzept: Warum für etwas zahlen, was nicht genutzt wird? Urlauber entscheiden so ganz für sich, ob sie morgens ans Buffet gehen wollen und ob sie Lust auf einen Tag im Bad haben – oder lieber sparen und sich anderweitig vergnügen. Der Geldbeutel entscheidet, langweiliger wird es dadurch nicht.
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