Es ist fast zu schön, um wahr zu sein: Als wir auf Mykonos angekommen und mit dem Mietwagen starten, werden wir den Eindruck nicht los, dass hier in ganz großem Stil retuschiert wurde. Das Türkis des Meeres! Das goldfarbene Licht! Die weißen Häuser! Und ein Duft von sonnengetrockneten Kräutern in der Luft. So unglaublich schön, dass wir einfach ins Blaue weiterfahren würden – wenn es nicht noch so viel anderes zu sehen, fühlen und auch hören gäbe. Wir zumindest sind sofort von den sagenhaften Geschichten der Trauminsel fasziniert, die in Griechenland von Generation zu Generation weitererzählt werden: Da ist etwa die Rede von Sirenen, die Seefahrer mit ihrem bezaubernden Gesang in die Tiefe ziehen. Oder von Riesen, die der Gott Herakles besiegte und ins Meer warf – wo sie zu Steinen erstarrten. Und einer der Steine soll tatsächlich das heutige Mykonos sein.
Schifffahrt in die Vergangenheit
Genauso beeindruckend ist die Geschichte der zu Mykonos gehörenden Nachbarinsel Delos, die als wichtiges kulturelles und religiöses Zentrum gilt. Einem Mythos zufolge sind hier Zeus’ uneheliche Kinder geboren, die Götter Artemis und Apollo. Bis heute ist Delos daher nicht nur eine heilige Stätte, sondern auch Unesco-Kulturerbe, das unbedingt besucht werden will. Wir wagen die Schifffahrt auf die Insel, die – zugegeben – im Herbst doch etwas stürmischer ist als im Sommer. Dafür werden wir nach der Ankunft mit einer Stimmung belohnt, die nicht nur Gedanken an die frühere Zeit aufkommen lässt, sondern auch die perfekte Atmosphäre fürs Fotografieren bietet. Die heute unbewohnte Insel ist ein einziges OpenAir-Museum. Zahlreiche Antiquitäten, Häuser, Statuen und Tempel geben uns sofort das Gefühl, einem Schauspiel vergangener Zeiten beizuwohnen. Zurück auf die große Schwesterninsel, präsentiert sich Mykonos-Stadt den Besuchern ganz anders. Statt grauem Geschichtsgestein strahlen hier weiße Häuser um die Wette, in der Sonne funkelnd wie frisch geputzt Zähne. An den Wänden winden sich Blumen der gesamten Farbpalette, der Geruch des salzigen Meeres und frisch zubereiteter Köstlichkeiten strömt durch die engen Gassen. Während in den Sommermonaten kaum mehr ein Durchkommen ist, herrscht im Herbst eine sehr entspannte Atmosphäre – Schlendern statt Hetzen heißt die Devise. Jetzt können Gäste in Ruhe über die mit runden Steinen gepflasterten Wege flanieren und sich beim Bummeln mit farbenfrohen Hippie-Accessoires und Souvenirs eindecken.
Einzigartiges Flair in „Klein Venedig“
Auch in der Nachsaison lohnt es sich, von einem der hübschen Cafés oder einer lässigen Bar aus die gestylten Menschen durch eine große Sonnenbrille zu beobachten und das einzigartige Flair von Mykonos aufzusaugen. Besonders schön ist dies in einem kleinen Stadtteil direkt am Meer, den die Griechen liebevoll „Klein Venedig“ getauft haben. Die bunten Häuschen direkt an der Küste, gegen die im Herbst die Wellen bis zu zwei Meter hoch schlagen, sind ein Überbleibsel der venezianischen Zeit. Überwacht werden sie von einem Meisterwerk kykladischer Architektur aus dem 15. Jahrhundert. Die fünfteilige, weiß getünchte asymmetrische „Panagia Paraportiani“-Kapelle thront auf einem Fels ganz oben im Viertel, weshalb die Sonnenuntergänge dort legendär sind. Doch Mykonos zählt nicht umsonst als Ort mit den schönsten Sonnenuntergängen. Auch beim Wahrzeichen des griechischen Eilandes, den Windmühlen „Kato Mili“, können Besucher eindrucksvoll beobachten, wie die letzten Sonnenstrahlen den Himmel rot und die Silhouette der riesigen Flügel schwarz werden lassen. Früher mahlten die Mühlen das Getreide der Umgebung, heute zählen sie zu den beliebtesten Fotomotiven Griechenlands. Weniger bekannt ist der „Armenistis Leuchtturm“ am äußersten Zipfel im Nordwesten. Während der starke Herbstwind unsere Haare zerzaust, blicken wir auf das weite Meer und die Nachbarinseln – Freiheit pur!
Entspannen in Bestlage
Nach einem ereignisreichen Urlaubstag ist erst einmal Erholung angesagt. Die findet sich beispielsweise im Thalasso-Spa des eleganten Luxusresorts „Myconian Ambassador“ (www. myconianambassador.gr), im stylischen Mykonos Theoxenia Boutique Hotel (www.mykonostheoxenia.com) oder in den mondänen Kensho Luxushotels (www.kenshomykonos.com). Alle Häuser haben Bestlage und genügend Rückzugsorte, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Bevor es am nächsten Tag wieder auf Inseltour geht.
Anna Bader