Fünf Jahre sind vergangen, seit ich das erste Mal hier war: im Daberer, Biohotel der ersten Stunde. Und es ist noch schöner und größer als damals, das nachhaltige Konzept um Genuss und Wohlbefinden noch ausgefeilter. Das Hotel finden Sie etwas abseits der üblichen Touristenrouten. Im Gailtal in Kärnten, im südlichsten Österreich, im Dreiländereck mit Slowenien und Italien. Diese zauberhafte Abgeschiedenheit passt zu diesem Haus, das alles ruhig und immer schon etwas anders angeht. Eigenständig, eigensinnig. Der Daberer, das sind die mit dem Vogel. Stimmt, ein hübscher runder Piepmatz ist das Wahrzeichen des Hauses
und überall zu finden, an Wänden, als Logo auf den Daberer-Produkten, sogar als Schlüsselanhänger. Schönes Symbol, so ein Vogel: frei, fröhlich, kommunikativ und heimatverbunden. Ganz so wie die Daberers. Als Zugvogel hat sich Marianne Daberer versucht, die nach einem Ausflug in die Welt wieder zurück ins Gailtal flog. Ins Nest.
Zusammen mit ihrem Bruder hat sie das Biohotel Daberer im Örtchen St. Daniel von ihren Eltern übernommen. Und daraus ein herrlich unkompliziertes Lifestyle-Refugium geschaffen: natürlich lässig, undogmatisch grün, herzerfrischend und wohltuend. Das Haus gibt Gästen das Gefühl, zu Gast bei Freunden zu sein. Einer der Familie ist immer im Haus – sicht- und ansprechbar für die Besucher, die herkommen zum Genießen und Runterkommen. Viele von ihnen zum wiederholten Mal.
Grünes Engagement weit übers Hotel hinaus
Nun sitze ich mit der sympathischen Hotelchefin, die vor Energie nur so sprudelt, in der „kochwerkstatt.tafelfreunde“. „Hier treffen wir uns als Familie zum Mittagessen, machen Mitarbeiter-Meetings, laden aber auch unsere Gäste zu Kochworkshops ein“, erklärt mir Marianne Daberer die Idee dahinter. Kochen und Genießen stehen ganz eindeutig im Zentrum dieses 4-Sterne-Superior-Hauses. Bio natürlich, so wie von Anfang an schon gekocht wurde, als die Eltern hier noch das Zepter schwangen.
Doch Marianne und ihr Bruder Christian sind noch ein paar Schritte weitergegangen. Sie haben hier die erste Slow-FoodTravel-Region der Welt mitbegründet und sind voll Engagement und mit viel Leidenschaft dabei, auch andere von diesem Projekt zu überzeugen sowie es weiterzuentwickeln. Und Mitstreiter zu finden, die – wie sie – für Nachhaltigkeit, echten Genuss, Authentizität, Tradition und die Liebe zur Region stehen. Alles, was von den umliegenden Bauern, Bäckern, Metzgern, Bierbrauern oder Kaffeeröstern in die Daberer-Küche kommt, ist wie erwähnt bio – muss aber nicht unbedingt zertifiziert sein. „Dogmatisch sind wir nicht“, versichert Marianne Daberer. „Ich weiß ja, wo meine Produkte herkommen, kenne die Produzenten. Egal, ob hier im Tal, oder hinter der Grenze in Slowenien oder Italien.“
Am Anfang war die Quelle
Zum Frühstück, Mittag und Abendessen gibt es stets eine Karaffe mit frischem Quellwasser. Das sprudelt nämlich direkt hinterm Haus und ist quasi der Ursprung allen Daberer Seins. Vom Urgroßvater wurde die mineralstoffreiche Quelle am Waldrand von St. Daniel 1928 entdeckt und als Heilbad gegründet – mit Kurbetrieb und Wannenbädern. 50 Jahre und zwei Generationen später beginnen Inge und Willi Daberer mit ihrem Biohotel. Das Wasser fließt noch immer und versorgt das gesamte Haus, füllt dazu die Teiche der eigenen Forellenzucht hinterm Hotel nahe beim Waldteich.
Jedem seinen Lieblingsplatz
Platz und Lieblingsplätze gibt’s im Daberer reichlich, drinnen wie draußen. Wiesen, durchzogen von kleinen Bächen und Wegen, die Bänke dort laden zum Naturtanken ein, zum Lauschen, in die Sonne blinzeln. Im Wald hinterm Haus der Naturteich, an dem die Vögel zwitschern. Ab und zu ist fröhliches Gelächter aus der Waldsauna zu hören.
Im Hotel selbst gibt es viel Natur, dazu einen ordentlichen Schuss Lifestyle, eine Brise Designaffinität. Insgesamt 44 gemütliche Zimmer warten auf die Gäste. Im Stil ganz unterschiedlich, aber alle mit heimischen Hölzern wie Eiche, Lärche und Erle. Klare, sanfte Linien, Filz, Stein, Wolle, edle Stoffe, erdig und warm, machen Lust, darin zu wohnen. Große Fensterflächen bieten weiten Blick nach draußen, ins Tal oder in den Wald. Klar, dass ein Hotel mit solch einem hohen grünen Anspruch mit einem nachhaltigen Energiekonzept und Resourcenschonung aufwartet. Im Zimmer knipsen Gäste nicht nur dem Alltag das Licht aus, sondern auch Handy und Laptop. Netztrennschalter, um energiefressenden Stand-by-Betrieb zu vermeiden, sind in den Zimmern obligatorisch. Wer schmökern will, findet sicher in der Bibliothek Wortreich das passende Buch oder eine Zeitung. Und macht es sich in einem der roten Ohrensessel oder im Wohnzimmer beim Kamin gemütlich.
Wellness auf vier Ebenen
Großen Raum nimmt im Biohotel Der Daberer der Wellnessbereich ein. Sichtlich stolz ist Marianne Daberer auf dieses neu gestaltete, vergrößerte Refugium. Auf vier Ebenen in luftig lichtem Naturambiente. Schon die Spa-Rezeption ist so einladend, dass Gäste gerne auch länger bleiben und gemütlich in den Fensterbänken sitzen, der Blick ins Grün entspannt. Schon wieder so ein Lieblingsplatz, von den Ruheräumen will ich gar nicht reden. Herrlich: der große Yoga-Raum in kräftigen Farben, an der Schwelle zwischen drinnen und draußen, ganz nah am Wald. Hatha Yoga, Gesundheitsyoga bis zum ganzheitlichen Sivananda-Yoga stehen auf dem Plan. Ganzjährig vier bis fünfmal die Woche sind hier tiefe, zufriedene Ooms zu hören. Zusätzlich gibt es Bio-Yogaretreats mit wechselnden Expertinnen an mehreren Wochen im Jahr.
Einzigartig ist der Faszienraum. An verschiedenen Geräten werden nach dem Konzept der Faszien-Physiotherapeutin Gabriele Kiesling Übungen zur Lockerung ausgeführt. Das ziept manchmal ganz schön. Wesentlich angenehmer ist da doch eine Verwöhnbehandlung. Natürlich ganz natürlich von fachkundigen Händen und der Kraft heimischer Kräuter. Mit Kosmetikprodukten der Marken Hauschka und Gertraud Gruber. Bei so viel Wohltat werde ich vielleicht nicht noch einmal fünf Jahre ins Land gehen lassen, um wiederzukommen.
DER DABERER – DAS BIOHOTEL
Von München sind es knapp vier Autostunden, den Flughafen Klagenfurt fliegt Eurowings von Köln aus an, dann sind es noch eineinhalb Stunden.
Das komplette Special über Kärnten inklusive Vorstellung der Hotels und Reisetipps wurde in SPA inside 5/2020 veröffentlicht – die auch als E-Paper erhältlich ist!