Ja, es ist bald wieder soweit. Der Sommerurlaub rückt immer näher. Endlich! Wohin es diesmal geht, hängt leider nicht allein von uns ab, sondern von einem kleinen Virus, das die Welt seit Monaten in Schach hält. Doch trotz allem, oder gerade deshalb, ist ein Tapetenwechsel für Groß und Klein so gut und wichtig. (Foto: 123rf / Evgeny Atamanenko)
Wie entscheiden Sie denn, wohin es in die Sommerfrische geht? Tagt der Familienrat oder darf jeder in der Runde einmal bestimmen? Wird mit geschlossenen Augen auf eine Landkarte getippt oder geht es gar dahin, wo Sie als Kind immer glücklich waren? Schon die anstehende Entscheidung, ob es in die Berge oder ans Meer geht, kann eine stundenlange Diskussion auslösen. Auch die Frage, ob es eher immer der gleiche Ort sein sollte oder jedes Jahr ein neues Urlaubsziel auserkoren wird, kann zu spontanen Protesten führen. Und nicht zuletzt die Frage nach den mitreisenden Personen … Nur der „inner circle“ – oder kommen Oma und Opa mit? Oder vielleicht auch die Meiers von nebenan, weil die Kinder miteinander so gut befreundet sind?
Endlich raus aus dem Alltag
Jede Familie hat bei der Entscheidung, wohin es gehen soll, ihre ganz eigenen Methoden. Und egal, welches Ziel es dann letztendlich wird, schon allein die Vorstellung von Urlaub, lässt einen trüben Regentag plötzlich nicht mehr so grau erscheinen. „Viele Familien benötigen zudem dringend einen Tapetenwechsel. Die vergangenen Monate waren geprägt von einer unfreiwilligen Häuslichkeit, in der Eltern und Kinder viel mehr Zeit zusammen in den gemeinsamen Räumen verbracht haben als jemals zuvor“, sagt Tourismus-Expertin Kirsten Harms aus Lübeck: „Auch wenn diese Zeit in den Familien unterschiedlich erlebt wurden, war es für alle eine herausfordernde und lange Phase. Eltern und Kinder sind dabei an ihre Grenzen gekommen.“
Viele Familien benötigen dringend einen Tapetenwechsel.
Kirsten Harms, Tourismus-Expertin
Nicht schnell, schnell – slow down ist angesagt
Als Familie auf Reisen zu gehen, das bedeutet, sich aufeinander einzulassen. Endlich lenkt der Alltag nicht mehr ab, muss es nicht schnell, schnell gehen, weil der Bus wartet, die Schule gleich beginnt, die Küche aufgeräumt werden muss oder es schon viel zu spät ist, um noch ein Buch vorzulesen. Ein Urlaub ist zwar auch nicht frei von Pflichten, aber das gemeinsame Zeitkontigent ist stressfreier. Zudem meint Kirsten Harms, dass ein Urlaub für die meisten Familien ein wahrer Lichtblick und eine wichtige Zäsur im Corona-Alltag sei: „Eltern und Kinder hungern nach Anregungen von außen, Kontakten und neuen Eindrücken. Im besten Fall können sie im Urlaub Neues entdecken und Interessen nachgehen, die in den vergangenen Monaten nur schwer zu befriedigen waren – zum Beispiel Tennis spielen oder sich bei Wellness-Anwendungen erholen. Und so eine unbeschwerte Zeit als Familie abseits des im Vorjahr oft als anstrengend empfundenen Alltags erleben“, weiß die Expertin.

Tolle Begleiter auf jeder Reise
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Ferienwohnung oder Familienhotel?
Wer mit dem Nachwuchs verreist, sollte ein paar wichtige Dinge beachten, um Konflikte mit Kind und Partner zu vermeiden. So ist beispielsweise zu überlegen – sobald das geografische Ziel feststeht –, ob ein Ferienhaus oder Appartement mit Selbstversorgung, ein Hotel nur mit Frühstück oder ein Club mit All-inklusive-Angebot gebucht werden soll. Da entscheidet sicherlich die Urlaubskasse mit, aber auch derjenige, der sich dann im Zweifel um die Versorgung der Familie kümmert, falls täglich gekocht werden muss. Es ist natürlich charmant, vor allem, wenn in den vergangenen Wochen und Monaten durch Home Schooling und Home Office selbst mehrfach am Tag gekocht wurde, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen. Und dann nur wählen zu müssen, welche Vorspeise und welcher Hauptgang es sein soll, anstatt sich Gedanken zu machen, wer den Tisch ab- und den Geschirrspüler einräumt.
Über Wochenmärkte schlendern, sich von der Küche der jeweiligen Urlaubsregion inspirieren lassen und gemeinsam ohne Hektik zu kochen, hat auch was für sich.
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Viele Familien mit kleineren Kindern wissen vor allem die Vorzüge eines Hotels und da am besten eines Familienhotels zu schätzen. Solche Hotels oder Resort bieten jede Menge Spaß und Action, haben Spielplätze, Kinderpools, Animation und Clubs, in denen die Kinder altersgerecht betreut werden. Diese sorgen dafür, dass im Urlaub keine Langeweile aufkommt und die Eltern sich entspannt zurücklehnen können. Wohl wissend, dass die Knirpse in guten Händen sind. Sind Ihre Kinder etwas wählerisch beim Essen? Dann fragen Sie am besten vorher im Hotel an, wie flexibel das Küchenteam ist, um lange Gesichter am Tisch zu vermeiden. Auch ein vorheriger Blick in die Ausstattung und Einrichtung des Hotelzimmers kann nicht schaden, wenn es kein ausgewiesenes Kinderhotel ist. Im Urlaub teilen sich oft alle Mitreisenden einen Raum. Umso wichtiger ist die Größe und deren optimale Nutzung. Ein Beistellbett oder ein verfügbarer Durchgang zum angrenzenden Zimmer sind beispielsweise von großem Vorteil.
Gemeinsame Freizeit ist unbezahlbar
Quietschbunte Plastik-Kinderwelten, in denen die Kids morgens ab- und abends wieder auftauchen, oder Programme, die oft schon lange vor der Anreise gebucht werden mussten: Trifft das heute noch den Zeitgeist moderner Familien im Urlaub? Das wollte SPA inside von Touristikerin Kirsten Harms wissen: „Nach meiner Erfahrung unterliegen die Bedürfnisse von Familien ebenso einem stetigen Wandel wie die der Gesamtbevölkerung. Der allgemeine Trend zu Individualismus äußert sich bei Familien beispielsweise darin, dass es für sie immer wichtiger wird, dass die Urlaubsbedürfnisse eines jeden Familienmitglieds befriedigt werden. Gemeinsame Zeit, um sich neu zu entdecken. Zeit, in der die Kinder mit ihren Urlaubs-Spielkameraden spielen. Zeit für die Erwachsenen als Paar. Zeit für den Vater, alleine mit seiner Tochter aktiv zu werden. Oder Zeit als Erwachsener, sich ganz entspannt in einem Wellness-Bereich verwöhnen zu lassen.“ Die Herausforderung – auch schon bei der Urlaubsplanung – liege daher darin, die einzelnen Interessen der Eltern und Kinder zu identifizieren – und den Urlaub dementsprechend anzugehen. Damit verbunden ist auch immer wieder die Frage, mit wem der Urlaub verbracht wird. Urlaub mit mehreren Generationen sei ein großer Trend, sagt Kirsten Harms und erklärt: „Viele Familien wohnen weit entfernt voneinander und nutzen den Urlaub gerne, um sich mit viel Zeit wiedersehen zu können: Bruder und Schwester fahren beispielsweise mit ihren Familien und den gemeinsamen (Groß-)Eltern in den Urlaub.“ Das Tolle daran sei, dass die Bindung der Familienmitglieder zueinander, oft im Fokus die Großeltern-Enkel-Bindung, gestärkt wird und für alle eine Bereicherung ist. „Und die Eltern haben vielleicht auch mal einen Abend für sich, weil die Großeltern das Babysitting übernehmen.“
So können sich die Eltern auch einmal als Paar im Urlaub begegnen und Zeit füreinander haben. Schwierig werde es nur dann, wenn die Erwartungen an den gemeinsamen Urlaub zu unterschiedlich sind und das vorher nicht klar benannt wurde. Expertin Harms: „Das gilt genauso für den Urlaub mit einer befreundeten Familie. Da sollte unbedingt vorher besprochen werden, ob man die Ferientage komplett zusammen verbringen möchte oder sich einfach nur ab und zu trifft und etwas gemeinsam unternimmt. Wer mit Freunden verreist, tut dieses meist auch aus unterschiedlichen Gründen: Ein Spielgefährte für das Kind, der Wunsch nach Austausch und Geselligkeit genau mit diesen Menschen oder auch die gemeinsamen Interessen aller oder einiger Familienmitglieder, denen sie gemeinsam im Urlaub nachgehen möchten.“ Je genauer das besprochen wird, um so harmonischer sind dann die Tage in großer Runde.
Weißt du noch, als wir damals …
Auch wenn es sicher hin und wieder kracht und nicht immer eitel Sonnenschein herrscht, ein gemeinsamer Urlaub stärkt die Familie in vielerlei Hinsicht. „Miteinander in Ruhe reden, etwas zusammen unternehmen … Im Urlaub bietet sich die Möglichkeit, sich ganz neu zu entdecken, zum Beispiel bei dem Erlernen einer neuen Sportart. Hier können sich auch die Rollen ändern und die Kinder zeigen den Eltern, wie etwas geht oder dass sie es vielleicht so gar besser können. Der andere Blick auf die Familienmitglieder führt zu einer anderen, manchmal überraschenden, Wahrnehmung untereinander. Das tut allen gut“, ist sich Tourismus-Expertin Kirsten Harms sicher. „Das Erlebte schweißt zusammen und führt sie zu wunderbaren Erinnerungen!“
Mehr über das Thema Reisen in Familie finden Sie in der Ausgabe 03/2021 des Wellness-Reise-Magazins SPA inside – am Zeitungskiosk oder im Abo.