Fußball-EM und Olympia: In diesem Sommer dreht sich alles um Sport. Für jeden gilt: Sport ist wichtig, auch für das Gehirn. Prof. Ralf K. Reinhardt, Dozent im Fachbereich Gesundheit an der IU Internationalen Hochschule, verrät, wie sich der Geist durch Bewegung stärken lässt und wie man sich zum Sport motiviert.

Sport trainiert den Kopf – wie kommen Sie zu der Erkenntnis?

Ich unterrichte seit mehr als zwanzig Jahren Kampfsport. Dabei habe ich immer wieder beobachtet, dass die Kinder, die bei uns trainieren, nicht nur physisch, sondern auch kognitiv profitieren. Sie können sich in der Schule besser konzentrieren und leichter Probleme lösen, wie uns viele Eltern erzählen. Diese Beobachtungen weckten meine wissenschaftliche Neugier, und so untersuchte ich vor ein paar Jahren in einer groß angelegten Studie, ob regelmäßiges Lauftraining einen Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns hat.

Mit welchem Ergebnis?

Sport macht tatsächlich schlau. Die Studienteilnehmer, die ein Lauftraining absolvierten, verbesserten anders als die inaktiven Teilnehmer in der Kontrollgruppe ihr visuell-räumliches Gedächtnis, machten beim Lösen von Aufgaben weniger Fehler und konnten sich länger konzentrieren. Die Effekte waren auch sechs Wochen nach Ende der Testphase noch nachweisbar. Wichtig ist aber: Sport erhöht nicht den IQ, hilft uns aber dabei, unsere höchsten kognitiven Fähigkeiten auszuspielen. Es handelt sich um eine Art Tuning fürs Gehirn. 

Welche Sportarten haben den größten Effekt?

Untersucht haben wir nur das Laufen, aber es ist davon auszugehen, dass andere Sportarten, die die Ausdauer trainieren, ähnliche Effekte erzielen. Neben dem Laufen, Fußball und Kampfsport sind das zum Beispiel Radfahren, Schwimmen oder Tanzen. Auch Nordic Walking oder schnelles Spazierengehen ist gut. Menschen mit Übergewicht sollten nicht direkt mit dem Joggen starten, sondern zunächst lange Spaziergänge machen. Das schont die Gelenke.

Wie oft sollte man trainieren?

Zweimal pro Woche eine Stunde Sport ist optimal für den Beginn. Das ist deutlich besser, als eine Woche extrem durchzustarten und dann drei Wochen nichts zu tun. Ziel sollte es sein, dauerhaft dabei zu bleiben. Das Schöne am Sport ist: Jede Minute Bewegung zählt und bringt etwas für den Körper und den Kopf.

Wie motiviert man sich am besten?

Der Anspruch, dass Sport immer Spaß machen muss, führt dazu, dass man schnell wieder aufgibt, sobald der Spaß ausbleibt. Es hilft, wenn man Bewegung als etwas betrachtet, das erledigt werden muss, um ein gesundes Leben zu führen. Wie das Zähneputzen. Wenn man dann merkt, dass das Fitnesslevel steigt und man sich wohler fühlt, ist das die beste Motivation.

Sie unterrichten an der IU Internationalen Hochschule im Fernstudium. Was empfehlen Sie Ihren Studierenden und allen anderen, die zu Hause lernen oder arbeiten?

Mein Tipp lautet: ganz konkrete Aktivitätspläne schreiben. Wann wird Sport getrieben? Wie oft? Wo? Bei der Planung sollten bereits mögliche Hindernisse erahnt und Lösungen gesucht werden. Was ist, wenn ich draußen laufen möchte und es regnet? Das Aufraffen fällt vielen Menschen auch leichter, wenn sie in Gruppen mit Gleichgesinnten zu festen Zeiten trainieren. Außerdem sollte man sich Ziele setzen. Wichtig ist aber, dass die Ziele erreichbar sind. Hat man sie dann erreicht, sollte man diesen Moment genießen und stolz auf sich sein.

Prof. Dr. Dr. Ralf K. Reinhardt ist Dozent im Fachbereich Gesundheit an der IU Internationalen Hochschule. Mit der Studie „Laufen macht schlau“ hat er 2009 im Fach Sportwissenschaft promoviert. Nebenberuflich leitet Reinhardt die Kampfsportschule Chon-Ji in Ulm.

Fotocredit: © Halfpoint