Lilial gehört zu den umstrittenen Duftstoffen in Kosmetika. Auch in Waschmittel oder Reinigungsmitteln ist der nach Maiglöckchen riechende Stoff enthalten. Bisher musste Lilial namentlich auf der Verpackung gekennzeichnet sein. Ab März 2022 darf das aromatische Aldehyd nicht mehr in Kosmetika verarbeitet werden.
Der Grund: Der Duftstoff, der dazu beiträgt, dass Düfte, Cremes, Shampoos & Co. blumig nach Maiglöckchen riechen, besitzt ein gewisses Allergierisiko. Zudem soll der Stoff im Tierversuch fortpflanzungschädigende Eigenschaften gezeigt haben.
Alternativen gibt es. Neu entwickelte Verbindungen zeigen ein ähnliches Geruchsprofil. Doch man kann sich vorstellen, wie aufwändig es ist, betroffene Produkte auf andere Inhaltsstoffe umzustellen. Was den Herstellern lange bekannt war, wurde offensichtlich vielfach nicht klar und deutlich an Partner wie Distributeure und Parfümerien kommuniziert.
„Es ist ein Desaster“, klagt ein Distributeur. „Wir haben von etlichen Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, im Vorfeld keinerlei Infos bekommen. Anrufe von Parfümerien, ob wir Waren zurücknehmen, haben uns erst auf diese Problematik aufmerksam gemacht.“ In aller Schnelle partnerschaftlich zu agieren, sei ein „Riesen-Stress“.
Auch ein anderer Distributeur wurde erst durch Anrufe von Parfümeriekunden auf das Thema Lilial aufmerksam. „Große Konzerne haben vielfach von langer Hand geplant und waren daher gut vorbereitet. Doch viele kleine Marken haben sich erst spät um Alternativen für Lilial gekümmert.“
In Parfümerien hat man andere Erfahrungen gemacht. „Kleinere Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, haben sich vorbildlich verhalten, schon früh auf das Thema aufmerksam gemacht, ihre Rezepturen verändert und sogar Retouren-Formulare beigelegt, falls diese benötigt werden. Große Marken haben zum Teil noch im Februar Ware einverkauft, die Lilial enthält“, so eine Parfümerieinhaberin. „Das finde ich inakzeptabel.“
Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin des IKW: „Der Austausch einzelner Stoffe in kosmetischen Produkten stellt die Kosmetikhersteller immer wieder vor große Herausforderungen. Im Falle des Inhaltsstoffes Lilial haben wir unsere Mitgliedsunternehmen daher schon vor längerer Zeit über das Verbot informiert, so dass die Hersteller den Stoff durch Alternativen ersetzen konnten.“
Sie sieht kein Problem darin, wenn einzelne kosmetische Produkte, die Lilial enthalten und sich möglicherweise noch in den Regalen des Handels oder bei den Verbrauchern im Badezimmer befinden. „Sie stellen kein gesundheitliches Risiko für die Verbraucher dar“, so Birgit Huber. Und sie betont: „Lilial in kosmetischen Produkten ist sicher und Verbraucher können Kosmetika, die Lilial enthalten, weiterhin ohne Bedenken verwenden.“
Dennoch: „Da Lilial im Chemikalienrecht als fortpflanzungsgefährdend (reproduktionstoxisch) neu eingestuft wurde, darf der Stoff nach EU-Kosmetikrecht ab 1. März 2022 nicht mehr in kosmetischen Mitteln verwendet werden“, bestätigt Birgit Huber.
Ein hilfreicher Tipp, kommt vom Verband Deutscher Drogisten e.V.: „Sogenannte Wortfindungs-Apps, wie z. B. die App Find: Command+FforCamera (Apple App-Store, kostenlos) erleichtern das Auffinden von Inhaltsstoffen. Das zu suchende Wort kann eingegeben und abgespeichert werden. Wenn man mit der App die Kamera auf die Inhaltsstoffe des Produkts richtet, wird durch Hervorhebung angezeigt, ob das gesuchte Wort gefunden wurde.“
Empfehlenswert ist auch die Nutzung der Cosmile-App (www.cosmile.app), die von den Herstellern mit Informationen befüllt wird. Hat ein Hersteller die Daten zum Produkt noch nicht in die Datenbank der App geliefert, kann der INCI-Reader verwendet werden.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Hat Sie das Thema Lilial „kalt erwischt“ oder waren Sie vorbereitet? Welchen Aufwand bringt Lilial für Sie? Senden Sie gern eine mail an stoll@redspa.de