In der Beauty-Branche ist der Trend zum Upcycling angekommen. Natürliche Rohstoffe mit Beauty-Potenzial, die eigentlich als Abfall gelten, werden jetzt für Kosmetikprodukte verwendet. Mit Erfolg!

Der Begriff Upcycling ist rasch erklärt: Natürliche Rohstoffe, die bei Produktionen anfallen, oder auch deren Nebenprodukte werden nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet – für Cremes und Seren. „Die Kunden möchten Produkte, die sich wiederverwenden lassen und nicht nur die Plastiktüte durch einen Stoffbeutel ersetzen“, erklärt Franziska Breisinger, Geschäftsleitung von AOT All Organic Treasures. Das Allgäuer Familienunternehmen liefert ökologische Rohstoffe und verzeichnet eine steigende Nachfrage. Kompotts, Fruchtsäfte oder Marmeladen: Unmengen von Früchten werden zu verschiedenen Produkten verarbeitet. Was übrig bleibt, sind Obstschalen, Fruchtfleisch und Kerne. Bei vielen Obstsorten können die Kerne gepresst und so das enthaltene Öl gewonnen werden. Eines der vielen Bio-Öle im Sortiment von AOT ist das Granatapfelkernöl. „Bei der Herstellung von Granatapfelsaft sind die Kerne ein Nebenprodukt. Aus den Kernen, die sonst nicht weiterverwendet werden würden, pressen wir das Granatapfelkernöl“, erklärt Franziska Breisinger.

Obst und Gemüse mit Mehrwert

Fruchtfleisch, -schalen und Samen enthalten oftmals effektive Wirksubstanzen wie beispielsweise Vitamine oder Antioxidantien, die als Extrakt verwendet oder durch Pressung gewonnen werden können. Auch Avocados lassen sich upcyceln. So kauft ein Kosmetikhersteller Bio-Avocados aus Peru, die für den Handel ungeeignet sind und extrahiert aus diesen Früchten Avocado Perseose, eine Zuckerkombination, die die Hautbarriere stärkt.

Nüsse sind ebenfalls zum Upcycling geeignet. AOT bezieht Mandeln als Mandelbruch. Die winzigen Stücke gelten als Abfallprodukt, da sie zu klein sind, um in Tüten abgefüllt im Supermarkt zu landen. Stattdessen wird Mandelöl gepresst. Und auch der Presskuchen, der bei der Ölpressung übrig bleibt, wird genutzt, um Bio-Mandelprotein herzustellen, das etwa beim glutenfreien Backen verwendet wird. Jede Tasse Kaffee, die wir trinken, hinterlässt Kaffeesatz, der normalerweise im Müll landet – allein in Deutschland jährlich mehr als eine Million Tonnen. Die Marken Circly und Mellow Noir nutzen Kaffeeöl aus wiedergewonnenem

Kaffeesatz. Die britische Marke Upcircle beispielsweise ist eine Partnerschaft mit kleinen Cafés eingegangen, die das im Geschäft produzierte Kaffeemehl zur Verfügung stellen. Das aus dem Kaffeesatz gewonnene Kaffeeöl ist reich an Fettsäuren, sowie Antioxidantien, die die Hautbarriere stärken. Kaffeeöl soll die Kollagenproduktion anregen und wie ein Energiebooster für die Haut agieren. Die Produkte der Kosmetikmarke Doctor Babor Cleanformance enthalten als Wirkstoff einen Extrakt der Rotahornrinde. Dank der antioxidativen regenerativen Eigenschaften erhält die Haut mehr Elastizität und Spannkraft. Für Babor ist der Extrakt der erste vollständig nachhaltige und klinisch getestete kosmetische Inhaltsstoff, der aus recycelter, roter Ahornbaumrinde gewonnen wird – sonst würde sie als Abfall verbrannt werden.
Britta John