Als nachhaltiger Hotelier verschreibt man sich dem Wohl der Gäste und sorgt dafür, dass diese ihren Urlaub voll und ganz genießen können. Das betont Marc Traubel, Gastgeber im Hubertus Mountain Refugio Allgäu, im Interview mit Green Pearls, der Informationsplattform für nachhaltiges Reisen. Sein 5-Sterne-Haus in Balderschwang zählt zu den Pionieren in Sachen Nachhaltigkeit.
Herr Traubel, wie lange sind Sie schon im Hotelbusiness tätig?
Das sind jetzt schon über 30 Jahre, wenn nicht sogar noch länger, die ich in der Hotellerie oder wenn man so will im Gastgewerbe arbeite. Mit zehn Jahren stand ich das erste Mal mit hinter der Theke, habe mitgeholfen auf unserer Hütte, die wir damals gehabt haben. Vor zirka 25 Jahren habe ich meine Lehre angefangen. Und seit 12 Jahren bin ich hier im elterlichen Hotel.
Berufliche Erfahrung habe ich in diversen Hotels gesammelt, angefangen im Oberallgäu, wo ich meine Lehre gemacht hab. Danach durfte ich zur Bundeswehr. Dann habe ich für eine Wintersaison in Lech gearbeitet, zwei Jahre im Schwarzwald, zwei Jahre in Nürnberg. In Heidelberg habe ich Betriebswirtschaft studiert und den Betriebswirt gemacht. Es folgten zwei Jahre in Dubai, dann kam ich zurück in den elterlichen Betrieb.
Hat Sie das Thema Nachhaltigkeit im Hotel von Anfang an interessiert?
Mein Vater hat schon sehr, sehr früh angefangen, verschiedenste technische Möglichkeiten im Haus zu implementieren. Und ich sag es ganz krass: Nicht um Strom zu sparen, sondern ich behaupte mal: Der Vorgänger von Nachhaltigkeit war einfach Geld sparen. Man hat früher einfach geschaut, dass man Energie einspart, weil es an den Geldbeutel gegangen ist. Die Räume wurden nur solange geheizt, wie man es gebraucht hat, und die Lüftungen wurden auch möglichst kurz eingeschaltet. Es gibt zahlreiche solche Maßnahmen, die man früher aus einem anderen Hintergrund gemacht hat. So kenne ich das von sehr vielen Hotels: Es ist einfach um’s Geld gegangen. Und jetzt wird das Ganze als nachhaltig dargestellt. Aber ich glaube, da sind schon sehr viele Hoteliers lange dran und schauen, wie man effizient arbeiten kann. Jetzt ist es Ressourcen schonend, früher war es Geldbeutel schonend.
„Wir Hoteliers haben eine gewisse Bildungsaufgabe und die müssen wir mit gesundem Menschenverstand an unsere Gäste weitergeben. Das ist etwas, was mir am Herzen liegt.“
Marc Traubel
Gab es einen Schlüsselmoment, an dem die Entscheidung gefallen ist, aus dem Hubertus ein nachhaltiges Hotel zu machen?
Das ist schleichend und in vielen Schritten passiert. Ich meine, wir haben seit zwölf Jahren eine Pelletheizung, hatten aber parallel die letzten zehn Jahre noch mit einer Ölheizung geheizt. Die haben wir vor zwei Jahren entfernt. Doch diese Entscheidung hatte nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Sie war eine Ausfall-Versicherung, die haben wir im Jahr fünf Mal gebraucht. Aber wir haben sie gebraucht. Diesen eindeutigen Moment, diesen Urknall gab es also nicht. Oft waren es einfach nur Erkenntnisse.
Wir leben mitten in der Bergwelt. Die Natur bestimmt unser Leben, prägt unser Leben. Und das schon immer. Natürlich spielt das bei gewissen Entscheidungen auch mit rein. Besonders nach dem Lawinenabgang in 2019 ist die Natur noch mehr in unser Bewusstsein gerückt. Wir haben im wahrsten Sinne gelernt, dass man sie respektieren muss. Und haben das dann im Neubau des Mountain Spring Spa mit eingebracht.
In der Kulinarik liegt bei uns schon lang der Fokus auf Regionalität. Zum Beispiel bei unserem Fleisch. Wir haben schon viele Jahre lang eigene Schweine. So zeigen wir den Gästen den Rhythmus des Lebens. Die Schweine werden im Sommer gefüttert, haben ein schönes Leben und irgendwann landen sie dann bei uns auf dem Grill. Ob man das als Umweltbildung bezeichnet oder als Nachhaltigkeit, weiß ich nicht, aber es hat ein Wandel im Kopf stattgefunden.
Über das Hubertus Mountain Refugio
Gelegen im kleinsten Ort Deutschlands, umgeben von den Bergen der Allgäuer Alpen und geprägt von der Architektur eines einzigartigen Gebäudes: das Hubertus Mountain Refugio Allgäu. Herzstück des Hotels ist der neu errichtete Mountain Spring Spa. Die auffällige Architektur des Gebäudes, das von mehreren Wasserflächen umrahmt ist, fällt auf und lädt zum Wohlfühlen und Entspannen ein. Holistic Lifestyle heißt das Konzept, der grüne Faden des Hauses.
Was braucht man bzw. wie wird man Ihrer Meinung nach ein nachhaltiger Hotelier?
Gesunder Menschenverstand. Das ist das A & O. Nachhaltigkeit in der Hotellerie steht, behaupte ich mal, auf zwei großen Säulen. Zum einen die Lebensmittel: Wo kommen die her, wie werden die Tiere gehalten? Das ist entscheidend. Es kann einfach nicht sein, dass ein Kilo Schweinefilet fünf Euro kostet.
Wir haben den größten Teil der Küche auf Bio umgestellt. Unser Fleisch, Schwein, Rind, Huhn, beziehen wir von vielen regionale Lieferanten. Und das zweite ist die Sache der Energieerzeugung, der Energiegewinnung. Es ist nicht damit getan, dass man sagt: Okay, ich stelle jetzt hier zwei Flüssiggas-Blockheizkraftwerke hin und vielleicht noch zwei Spitzenlast-Pelletkessel dazu. Ich bin da ein großer Technikfreak, der viel rumprobiert, um die Effizienz der Anlagen möglichst nach oben zu drehen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Auf gewisse Art und Weise müssen wir alle umdenken. Ein Hotel in unserer Größe, egal wie es geheizt wird, ist ein Luxusobjekt. Man braucht keinen Pool. Man braucht keine vier Saunen. Man braucht kein auf 30 Grad beheiztes Hotelzimmer. Das ist Luxus. Und wir Hoteliers haben eine gewisse Bildungsaufgabe und die müssen wir mit gesundem Menschenverstand an unsere Gäste weitergeben. Das ist etwas, was mir am Herzen liegt.
Es gibt immer schlechte Zeiten, aber genauso gibt’s auch wieder gute. Ich habe von einer guten Freundin ganz am Anfang der Pandemie einen Brief bekommen. Sie hat mir die Geschichte geschickt, von einem König und seinem Berater. Der Berater sagte: ,,Mensch, lieber König, ich gebe dir einen Zettel. Den versteckst du irgendwo. Wenn’s dir echt beschissen geht, dann holst du den Zettel raus und liest das, was da draufsteht. Und auch wenn’s dir richtig gut geht, dann nimmst du den gleichen Zettel raus und liest, was da draufsteht.“ Und da stand drauf: ,,Auch das geht vorüber.“
Also wenn es dir richtig schlecht geht, wenn du den größten Liebeskummer hast, wenn dich eine Lawine trifft, … – auch das geht vorüber. Und wenn du auf der Welle deines Erfolges schwimmst, wie letztes Jahr, als wir den besten Sommer unserer Geschichte hatten, wir so viel gearbeitet haben wie nie und richtig gute Umsätze gemacht haben – auch das geht vorüber.
Und ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, also höre ich auf, da drüber zu sinnieren, sondern schau nach vorne und ins Jetzt. Jetzt kann ich etwas ändern.
Marc Traubel ist Gastgeber und Geschäftsführer im Hubertus Mountain Refugio Allgäu. Er führt das Wellnesshotel in dritter Generation zusammen mit seinen Eltern Karl und Christa Traubel und seiner Frau Sabrina.