Ein Interview zu den aktuellen Herausforderungen der Wellnesshotels

Energiekrise, Inflation und Mitarbeitermangel, das sind nur drei von vielen Themen, die über die Wellnessbranche hereinbrechen. Wie gut die Hotels durch die raue See kommen und welche Lösungen es geben kann, um sicher ans Ziel zu kommen, das fragten wir Michael Altewischer von den Wellness-Hotels & Resorts.

Pandemie, Inflation, Lieferengpässe, Mitarbeitermangel, Energiekrise – aktuell bewegen die Menschen viele Themen. Wie ist allgemein die Stimmung bei den Wellness-Hotels & Resorts?
Derzeit wirkt sich die verhaltene Verbraucherstimmung noch nicht negativ auf die Wellnesshotelbranche aus. Den uns angeschlossenen Häusern geht es – Stand Dezember 2022 – gut.Aber die aktuelle Lage ist sehr herausfordernd und die kalten Monate von Januar bis Ende April 2023 stehen uns noch bevor. Der starke Kostendruck belastet die Hoteliers und Zulieferer und verursacht Sorgenfalten.
Die seit dem Sommer massiv gestiegenen Preise für Energie, Wareneinsatz und Löhne verschärfen dieses Problem. Alle stehen vor der Aufgabe, die entstandenen Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben, ohne zu riskieren, dass die Betten leer bleiben.
Der Facharbeitermangel ist ein branchenübergreifendes Problem, das unsere Gesellschaft insgesamt fordert. Coronabedingte Schließungen haben für Hotellerie und Gastronomie definitiv die Entwicklungen negativ beschleunigt.

„Wenn es ein Umdenken gibt, dann ist es höchstwahrscheinlich ein ‚Weggehen‘ von den in Teilen überdimensionierten Spa-Anlagen.“

Michael Altewischer

Die Energiekrise ist für die Hotels ein harter Brocken. Wie gut waren bzw. sind die Hotels darauf vorbereitet?
In allen Wellnesshotels hat das Thema Energie seit jeher eine hohe Priorität. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden vielfältige energiesparende Maßnahmen umgesetzt.
Grundsätzlich haben alle Hoteliers je nach Standort ihre eigenen Energiekonzepte von Photovoltaik über Blockheiz-Kraftwerke, Hackschnitzel-Anlagen, Fernwärme bis hin zu Biogasanlagen oder auch Geo-Thermie umgesetzt. Diese eigene Energiegewinnung, vor allem Photovoltaik, wird weiter ausgebaut.
Die Hotelbetreiber versuchen, vorhandenes Einsparpotenzial sinnvoll zu nutzen. Kurzfristig helfen hier auch kleine Schritte, wie zum Beispiel Induktionsplatten für Herde oder elektrische Kombidämpfer. Aber auch eine Dusch-Durchfluß-Begrenzung ist eine energiesparende Maßnahme, Perlatoren reduzieren den Wasserverbrauch um drei bis vier Liter pro Minute, ohne eine Einschränkung des Duschkomforts. Das spart enorm in der Warmwasser-Aufbereitung.

Welche Empfehlung und Unterstützung geben Sie Ihren Häusern?
Die Empfehlungen kommen häufig von den Kollegen für die Kollegen und das seit über zwei Jahrzehnten. Es gibt immer wieder neue Technologien, die es zu prüfen gilt. Wenn die Ergebnisse und Empfehlungen aus einer vertrauenswürdigen Quelle kommen, verhindert das schon lange vor der Inbetriebnahme mögliche Fehlinvestitionen.
Wir bei den Wellness-Hotels & Resorts stehen in regelmäßigem Austausch mit den Hotels, sowohl in Präsenz als auch in Zoom-Meetings. Ein fester Bestandteil dieser Treffen ist dabei der Punkt ,,Wir haben gebaut.“ Und jeder, der unsere Branche kennt, dem ist bewusst: Hoteliers bauen eigentlich immer.


Wellness-Hotels & Resorts
Seit 1997 steht die Hotelkooperation mit ihrem Markenzeichen dem Wellnessbaum an der Spitze der deutschen Wellnesshotellerie. Zur Hotelkooperation gehören ausgesuchte Hotels im 4- und 5-Sterne-Bereich, die in regelmäßigen Abständen vom TÜV Rheinland überprüft werden.
www.wellnesshotels-resorts.de

Der von den Wellness-Hotels & Resorts empfohlene Energiesparrechner des Unternehmens Ilisin & Sohn: www.ili-ds.com/de/energierechner.html


Kann die Energiekrise das Thema Nachhaltigkeit in den Hotels beschleunigen oder sehen Sie da eher keinen Zusammenhang?
Privat-Hoteliers gehen in der Regel ,,mit eigenem Geld Fußball spielen“. Sie denken vor Neu-Investitionen immer darüber nach, was vernünftig ist und da spielt auch die Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Das gilt nicht nur für einzelne Maßnahmen, sondern liegt in den mir bekannten Betrieben in der DNA der jeweiligen Betriebs-Philosophie.

Wie schätzen Sie die nahe Zukunft für die Wellnesshotels ein. Sehen Sie eine grundsätzliche Neuausrichtung?
Alle Branchen haben sich über die vergangenen Jahrzehnte an billige Energie gewöhnt. Aus meiner persönlichen Sicht wird kein fossiler Brennstoff auf Dauer wieder so günstig werden wie vor dem Ukraine-Krieg.
Wenn es ein Umdenken gibt, dann ist es höchstwahrscheinlich ein ,,Weggehen“ von den in Teilen überdimensionierten Spa-Anlagen. Die hierfür aufgewendeten Bau- und Betriebskosten können nur bedingt an den Gast weitergegeben werden.
Somit wird Software wichtiger als Hardware, Positionierung wichtiger als umbauter Raum.Der 3- und 4-Sterne-Hotelmarkt gerät unter Druck und der Prozess wird schmerzhaft.Das Preisniveau für Urlaub in Deutschland wird sich dauerhaft erhöhen, aber nicht jeder wird den für sein Objekt notwendigen Preis am Markt durchsetzen können.

Der Mitarbeitermangel ist ebenfalls ständig präsent in den Hotels. Sehen Sie hier mittel- bzw. langfristig eine zufriedenstellende Lösung?
Dienstleister sind abhängig von der Qualität ihrer Mitarbeiter. Wenn das Preis-Leistungspaket nicht stimmt, bleiben Kunden aus. Bewertungsportale wie Trip-advisor beeinflussen ebenfalls die Gastentscheidung.
Hoteliers und Gastronomen müssen den, von einigen bereits eingeschlagenen, Weg hin zu einer guten ,,Work-Life-Balance“-Situation ihrer Mitarbeiter sicherstellen. Hierzu gehören attraktive Arbeitszeiten und flexible Arbeitsmodelle. Die Kollegen, mit denen ich spreche, zahlen bei den Stundenlöhnen deutlich mehr als den gesetzlich geforderten Mindestlohn. Aber es hängt in der Regel nicht nur am Geld, sondern auch am Gesamteindruck, den das Unternehmen auf Mitarbeiter und Bewerber macht.Die Folgen von Personalmangel lassen sich auch durch sinnvolle Investitionen in KI-Technologie reduzieren. Front-Office-Mitarbeiter von Standard- und Routine-Aufgaben zu befreien und den gewonnenen Freiraum für die Gästebetreuung zu nutzen, ist da ein Weg.

Michael Altewischer (Jahrgang 1961) ist Geschäftsführender Gesellschafter in der Düsseldorfer Zentrale der Wellness-Hotels & Resorts GmbH. Seine Schwerpunkte liegen in der Wellness-Betriebsplanung und der betriebswirtschaftlichen Führung von Spa-Abteilungen.