Anlegen, wo es einem gefällt: Bei einer Reise mit dem Hausboot sitzt man selbst am Steuer, ist frei in der Planung und genießt neben dem entschleunigenden Flow auf dem Wasser eine herrlich ursprüngliche Natur. Eine besonders schöne Route für maritime Einsteiger und Gourmets: der Rhône-Sète-Kanal in Südfrankreich. Hier führt der Weg vorbei an pittoresken Hafenstädtchen mit toller Kulinarik, schönen Stränden und jeder Menge pinker Flamingos – na dann, Leinen los!

Wasser-Safari Der Leuchtturm markiert die Mündung des Canal du Midi beim Étang de Thau ins Mittelmeer (Foto: iStock-Philippe-Paternolli)

Leben wie Gott in Frankreich: Dafür braucht es kein Luxus-Hotel oder Sterne-Restaurant. Es genügt, bei schönstem Wetter ein Hausboot durch die Kanäle der südfranzösischen Camargue zu lenken und dabei den Fahrtwind auf der Haut zu spüren. Der Blick verliert sich in der Weite, das Wasser funkelt im Sonnenlicht und unweit vom Kanalufer staksen immer wieder Flamingos umher – idyllischer und erlebnisreicher geht es kaum!

Wasser-Safari Der Leuchtturm markiert die Mündung des Canal du Midi beim Étang de Thau ins Mittelmeer (Foto: iStock-Philippe-Paternolli)

Auf die Idee eines Hausbootsurlaubs brachte mich mein Mann. Er ist wie ich ein großer Fan von Kreuzfahrten, am liebsten auf kleinen Segelschiffen. Wir finden es schön, nachts mit dem beruhigenden Schaukeln vom Wasser einzuschlafen und jeden Morgen an einem anderen Ort aufzuwachen. Warum also nicht einmal selbst Kapitän sein und seine eigene Route festlegen? Losgelöst von fixen Frühstücks- und Abendessenszeiten sowie straffen Tagestour-Programmen. Gemeinsam mit einem befreundeten Paar (ebenfalls Kreuzfahrt-Liebhaber) buchen wir beim Anbieter Le Boat ein modernes, geräumiges Hausboot mit großer Küche, zwei Kabinen, integriertem Grill auf dem Oberdeck und – ganz wichtig bei vier Personen – zwei Bädern. Sieben Nächte, acht Tage und knapp 200 Kilometer Wasserwege liegen vor uns! Das Abenteuer Hausbooturlaub kann beginnen …

Nina Zeller


Marseillan

Heimat des Wermuts

Auf der knapp dreistündigen Zugfahrt von Paris nach Montpellier in den Süden Frankreichs, wo unsere Reise startet, kommen mir erste Zweifel: Sind wir eigentlich verrückt, ein Boot alleine steuern zu wollen? Ganz ohne entsprechenden Führerschein oder nautische Vorkenntnisse? Die Idee, sein eigener Kapitän zu sein, ist zwar äußerst charmant, aber auch etwas erschreckend. Doch tatsächlich darf man in den meisten europäischen Ländern Hausboote ohne Lizenz fahren, ob in England, Italien, Holland, Portugal oder eben in Frankreich.
Als wir vom TGV ins Taxi steigen, um nach Port Cassafières zu gelangen, wo unser elf Meter langes Hausboot auf uns wartet, verfliegen die düsteren Gedanken mit den zurückgelegten Kilometern. Die Sonne scheint, die Landschaft wird immer mediterraner und die Laune bei uns vier Leichtmatrosen ist ausgelassen. Nach ein wenig Papierkram an der Station heißt es gut aufpassen: Unser Einweiser Olive – ein lässiger Typ mit Kappe und Tattoos – gibt uns auf Englisch eine ausführliche Einweisung für unser schwimmendes Zuhause auf Zeit: Wie funktioniert die Toilette? Wo lese ich ab, ob noch genug Frischwasser im Tank ist? Wie manövriere ich das Boot sicher an einen Anlegeplatz? Nach einer guten Dreiviertelstunde Theorie samt Probefahrt fühlen wir vier uns einigermaßen sicher und starten den Motor. Auf geht’s in die Camargue!

Der Weg zu unserem nächsten Halt – Sète – führt über den Étang de Thau. Ein 75 Quadratkilometer großer Küstensee, der bekannt ist für seine Austern-Farmen. Er stellt den Übergang dar vom Rhône-Sète-Kanal in den Canal du Midi, auch als „Kanal des Südens“ bekannt. Aufgrund der Größe und geringen Wassertiefe des Étang de Thau kann schon ein leichter Wind zu hohem Wellengang führen. Daher ist das Bootfahren über den See nur bei günstigen Wetterverhältnissen und tagsüber erlaubt. Unweit vom See, im Kanal legen wir in Frontignan an. Weil sich die dortige Hebebrücke nur wenige Male täglich öffnet (zweimal in der Nebensaison, dreimal in der Hochsaison), nächtigen wir in dem Ort. Die unmittelbare Umgebung des Kanalufers ist lange nicht so ansprechend wie der Hafen in Marseillan, aber dafür gibt es keinen Wellengang, was guten Schlaf verspricht.

Die Region zwischen Languedoc und Provence, eingeschlossen vom Rhône-Delta und Mittelmeer, ist größenteils Naturschutzgebiet und bietet somit genau das, was wir wollten: tolle Landschaften, einsame Strände, fast keine Schleusen und verträumte Hafenstädtchen. Ein solches steuern wir als erstes an: Marseillan. Gerade mal knapp 7700 Leute leben in der Gemeinde in der Region Okzitanien, rund
50 Kilometer von Montpellier entfernt. In Marseillan scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gibt nur zwei Supermärkte und die wenigen Restaurants sind so bezaubernd, dass man denkt, man habe sich in der Filmkulisse der „Fabelhaften Welt der Amélie“ verirrt. Unser Favorit: die urige Weinbar „Une Bouteille à la mer“ (5, Rue Achille Maffre de
Baugé) und das Fine-Dining-Lokal „La Table d’Emilie“
(www.la-table-demilie-marseillan.com).
Sehenswert neben dem bildhübschen Hafen mit seiner Flaniermeile ist das Hauptquartier von Noilly Prat. Schon seit 1813 produziert die Firma französischen Wermut, sprich Weißwein, der mit Kräutern und Gewürzen aromatisiert wird. Die 210-jährige Historie von Noilly Prat (www.noillyprat.com) kann man wunderbar bei einer geführten Tour (auch auf Deutsch) kennenlernen, inklusive Tasting der vier verschiedenen Likörweine.

So schmeckt Südfrankreich Das Traditionshaus Noilly Prat mit Hauptsitz in Marseillan stellt seit 1813 Wermut her – die heutige Kollektion der Likörweine umfasst vier Sorten. Unser Favorit: Rouge, passt perfekt zu Schokoladen-Desserts! (Foto: Mike Badstuebner)

So schmeckt Südfrankreich Das Traditionshaus Noilly Prat mit Hauptsitz in Marseillan stellt seit 1813 Wermut her – die heutige Kollektion der Likörweine umfasst vier Sorten. 
Unser Favorit: Rouge, passt perfekt zu 
Schokoladen-Desserts! (Foto: Mike Badstuebner)

Frontignan und Sète

Süßweine und Sterneküche

Erst mal Kaffee: Die erste Nacht an Board war extrem unruhig. Das lag daran, dass wir erst um 19 Uhr in den Hafen von Marseillan einliefen und nur mehr einen Platz am Steg ergatterten, nicht an der Kaimauer. Dort ist der Wellengang extrem spürbar, was für angenehmes Schaukeln sorgt, aber auch für laute Gluckergeräusche, wann immer das Wasser gegen das Boot schlägt. Anfängerfehler! Künftig werden wir früher in die Häfen einfahren, entscheiden wir beim Frühstück an Deck unseres Bootes. Das erneut traumhaft schöne Wetter und der Blick auf den pittoresken Hafen Marseillans entschädigen uns für den wenigen Schlaf.


Nach einer kurzen Erkundung der kleinen hübschen Altstadt Frontignans, die für ihren gleichnamigen süßen Muskat-Wein bekannt ist, nehmen wir den Zug und steigen nach nur fünf Minuten in Sète an der Mittelmeerküste aus. Die belebte Hafenstadt eignet sich aufgrund der dort starken Strömungen weniger gut für das Anlegen mit einem Hausboot, ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Unsere Highlights sind der begehbare Leuchtturm, die vielen netten Boutiquen und schönen Restaurants am Wasser. Diese bieten frischestes Seafood und natürlich Austern an – für unfassbar günstige sieben Euro für sechs Stück!
Wer sich erst mal orientieren will, macht sich auf zum Mont Saint-Clair. Auf den 183 Meter hohen Hausberg fährt ein Bus, zurück zum Hafen führt ein Treppenweg mit 400 Stufen. Sète ist Geburtsstadt des französischen Dichters und Schriftstellers Georges Brassens, der vor allem aber ein berühmter Chansonnier war. Bekannt ist Sète auch für das alljährliche Fischerstechen bei der Fête Saint-Louis, das seit mehr als 350 Jahren stattfindet.
Den zwölf Kilometer langen Lido von Sète, an den sich nahtlos die Strände von Marseillan anschließen, lassen wir links liegen – schließlich haben wir für morgen schon einen tollen Bade-Stopp auf einer Halbinsel geplant. Stattdessen bummeln wir durch die Altstadtgassen, essen Eis und genehmigen uns an einer Bar einen Pastis. Den typisch französischen Anislikör trinkt man mit Wasser verdünnt, geschmacklich erinnert er an Ouzo. Besonders nett sitzt man im Rio bei Tapas und Live-Musik – eines der drei Lokale von Sternekoch Denis Martin (www.the-marcel.fr). Zu später Stunde geht es dann mit dem Taxi (ca. 16 Euro) in nur knapp 15 Minuten zurück nach Frontignan. Das Licht der Laternen am Kanalufer spiegelt sich im Wasser des Kanals wider und der Mond leuchtet vom sterne-bestickten Himmel. Ein wahrlich kitschiges Flair, das uns auf unserem Hausboot schön träumen lässt.

Mit etwa 8000 Kilometern schiffbarer Wasserwege auf Flüssen und Kanälen wartet Frankreich als traditionelles Hausboot-Land auf abenteuerlustige Freizeitkapitäne. Hausboot fahren geht hier ganz ohne Führerschein. Eine der beliebtesten Routen führt durch die Kanäle der Camargue. Dort lässt es sich leicht durch Salzwasserlagunen schippern und nach den schönsten Stränden Ausschau halten – oder auf den Märkten der kleinen Hafenstädtchen nach frischem Fisch und Meeresfrüchten. Vom Boot aus kann man aber auch selber angeln.
Mit etwa 8000 Kilometern schiffbarer Wasserwege auf Flüssen und Kanälen wartet Frankreich als traditionelles Hausboot-Land auf abenteuerlustige Freizeitkapitäne. Hausboot fahren geht hier ganz ohne Führerschein. Eine der beliebtesten Routen führt durch die Kanäle der Camargue. Dort lässt es sich leicht durch Salzwasserlagunen schippern und nach den schönsten Stränden Ausschau halten – oder auf den Märkten der kleinen Hafenstädtchen nach frischem Fisch und Meeresfrüchten. Vom Boot aus kann man aber auch selber angeln.

Urlaub auf dem Wasser

Spannende Städte und schöne Regionen vom Wasser aus zu entdecken, hat einen besonderen Reiz. Vor allem, wenn man selbst am Ruder stehen und navigieren darf. Der Anbieter, Hausboot-Experte Le Boat ist mit über 50 Jahren Expertise Marktführer für führerscheinfreie Hausboot-Urlaube und überzeugt mit …

  • 17 Fahrgebiete Nicht nur durch acht europäische Länder, sondern auch durch Kanada kann man mit Le Boat übers Wasser schippern. Als die schönsten der rund 200 verschiedenen Touren gelten: der irische Fluss Shannon, die Themse in England, der Rideau Canal im Osten Ontarios nahe Ottawa sowie der Canal du Midi in Südfrankreich und die Mecklenburgische Seenplatte.
  • Flexible Größen Sie wollen mit mehreren Freunden oder der Großfamilie verreisen? Kein Problem! Die meisten Boote bieten Platz für bis zu 12 Personen. Mindest-Mietdauer sind drei Nächte.
  • Hunde-Freundlich Vierbeiner sind auf allen Schiffen gegen eine Gebühr herzlich willkommen!
  • Komfort für jeden Geschmack (und Geldbeutel) Alle 900 Boote bieten einen geräumigen Salon, separate Schlafkabinen, Badezimmer mit fließend Warm- und Kaltwasser sowie komplett ausgestattete Bordküchen. Vom Besteck und Geschirr bis zu Bettwäsche und Handtüchern ist alles vorhanden. Eingeteilt in vier Komfortklassen von Standard bis Premium findet jeder die passende schwimmende Ferienwohnung.
  • Urlaub nach Maß Ob Genuss-Tour im französischen Burgund, Badeferien im Land der Tausend Seen vor den Toren Berlins, Golfen an der Adria-Küste oder Hiking in den schottischen Highlands: Le Boat bietet für jede Art von Urlaub passende Routen und Länder.
  • Kosten: Eine Woche Hausboot-Urlaub auf dem Rhône-Sète-Kanal in der Camargue für 2 Personen ab/bis Port Cassafières kostet im September ab 1499 Euro. www.leboat.de

Der Rhône-SÈte-Kanal in Südfrankreich
Zwischen Port Cassafières und St. Gilles liegen rund 100 Kilometer schönste Natur mit weitläufigen Stränden, mittelalterlichen Hafenstädten und malerischen Fischerdörfern.
Der Rhône-SÈte-Kanal in Südfrankreich Zwischen Port Cassafières und St. Gilles liegen rund 100 Kilometer schönste Natur mit weitläufigen Stränden, mittelalterlichen Hafenstädten und malerischen Fischerdörfern.

5 Tipps für den Hausboot-Urlaub

  • Genug Kleingeld mitnehmen An vielen Häfen kann man für Frischwasser und Strom nicht mit der Kreditkarte bezahlen. Ebenso kosten die Liegeplätze in den Häfen etwas. Die Gebühren bezahlt man auch am besten bar.
  • Tasche statt Koffer Weekender bags lassen sich nach dem Auspacken an Bord zusammenfalten und besser verstauen als Hartschalen-Koffer. So nimmt das Gepäck nicht unnötig Platz weg.
  • Räder dazu buchen! Man kann sie zwar auch immer mal wieder direkt am Hafen oder in nahegelegenen Städten mieten, aber mit dem bootseigenen Bike unterwegs zu sein, ist einfach praktischer.
  • Route sorgsam auswählen Hausboot-Neulinge sollten lieber einen Abschnitt wählen mit wenig Schleusen.
  • Kurze Strecken Drei bis maximal vier Stunden pro Tag fahren. Dann ist man nicht zu gestresst und hat genug Zeit, Land und Leute kennenzulernen – oder auch, um einfach mal nichts zu tun.

Den gesamten Hausboot-Reisebericht von Nina Zeller lesen Sie in der SPAinside