Kämpferherz trotz Defibrillator – lange Jahre war Katharina Bauer aktive und erfolgreiche Stabhochspringerin. Künftig will die Sportlerin mehr auf dem Boden bleiben – mit Yoga- und Meditation. Für ihr erstes Yoga-Retreat hat sie sich gleich ein paradiesisches Setting auf den Malediven ausgesucht.
Katharina Bauer wurde 2018 Deutsche Hallenmeisterin im Stabhochsprung – kurz nach einer Herz-OP und wenige Wochen bevor ihr wegen einer Herzerkrankung ein Defibrillator implantiert wurde. 2019 schwang sich die heute 33-jährige Wiesbadenerin 4,55 Meter in die Lüfte und über die Latte und hat sich damit für die Hallen-Europameisterschaften in Glasgow qualifiziert. Nun startet sie ihre neue Karriere.
Kurz & Knackig
Lieblingsschwäche …
… Ordnungsfimmel
Soulfood …
… ein gesunder Burger und Süßkartoffel Fries
Glücklich macht mich …
… Zeit mit meiner Familie zu verbringen
Heimat ist …
… der Ort, an dem meine Seele zur Ruhe kommt
Motto
Smash your comfort zone
Frau Bauer, nach fast 20 Jahren tauschen Sie jetzt Stab und Latte mit Yogamatten – wie fühlt sich das an?
Eigentlich fühlt es sich im Moment noch nicht so wirklich anders an. Denn nachdem ich im September mit dem Leistungssport im Stabhochsprung aufgehört habe, war sowieso Trainingspause. Und dann ging es ja auch gleich los mit meinem ersten Yoga-Retreat auf den Malediven. Der perfekte Ort, um etwas Neues im Leben zu starten (lacht). Und dank Tine Bielecki, mit der ich auch das Yoga-Buch geschrieben habe, haben sich bereits weitere berufliche Optionen ergeben. Im Mai starten wir unser nächstes gemeinsames Yoga- und Meditations-Retreat im Alpenresort Schwarz in Tirol. Zusätzlich zu den Übungssessions setzen wir Schwerpunkte mit Vorträgen zu Themen wie Selbstheilung, Achtsamkeit und den Umgang mit Rückschlägen. Ich freue mich darauf.
Wie kamen Sie überhaupt zum Stabhochsprung?
Das ist fast unglaublich, aber dieser Sport hat mich schon mit drei Jahren wahnsinnig fasziniert. Als ich erstmals bei einer Leichtathletikweltmeisterschaft die Sportler über die Latte fliegen sah, war es um mich geschehen. Das wollte ich auch. Aber es sollte noch eine Weile dauern bis ich übers Kunstturnen zur Leichtathletik und mit 13 Jahren zum Stabhochsprung kam. Mit 15 übersprang ich die magische Schallmauer von vier Metern. Da war ich mächtig stolz!
Und seit wann machen Sie Yoga und Meditation? Was bedeutet es für Sie?
Ich mache das jetzt seit gut 10 Jahren und es hat mir im Laufe meiner Karriere sehr geholfen und mein Leben verändert. Im Alter von sieben Jahren wurden bei mir Herzrhythmusstörungen festgestellt, die immer gravierender auf bis zu 18 000 Extra-Herzschläge mehr am Tag anstiegen. Und ich hatte immer wieder mit Verletzungen, mit Rückschlägen zu kämpfen, wollte aber den Leistungssport dennoch nie aufgeben.
Unterstützt hat mich meine Mutter. Sie ist Hypnose-Coach. Regelmäßiges Yoga und Meditation waren super hilfreich. Für mich sind das nicht nur Übungen, sondern ein Lebenskonzept. Ich habe dadurch Achtsamkeit gelernt, mehr auf meinen Körper zu hören und bewusster mit ihm umzugehen. Wegen meiner Herzerkrankung war das überlebenswichtig.
Was kann Yoga/Meditation beim Leistungssport bewirken?
Definitiv viel. Gerade im Wettkampf, der beim Stabhochsprung in der Regel vier bis fünf Stunden dauert, ist es wichtig, sich zwischendurch runterzuholen ohne Energie und Spannung zu verlieren. Sich auf sich zu fokussieren, das habe ich beim Yoga und Meditieren gelernt. Auf der Yogamatte ist man nicht im Wettkampfmodus, da gibt es keine Konkurrenz, kein Vergleichen, sondern nur die eigene innere Ruhe und Balance. Und das ist auch für den Leistungssport wichtig. Denn da geht man ja über seine körperlichen Grenzen hinaus, und dafür braucht‘s eine enorme mentale Stärke. Meditieren bringt Gelassenheit!
Das konzentrierte Atmen unterstützt beispielsweise bei Ängsten: es reguliert den Puls, lässt einen ruhiger werden, manches weniger wichtig zu nehmen. Für mich war das Atmen enorm wichtig, fast lebenswichtig. Und weil ich weiß, was man damit alles erreichen und verbessern kann, möchte ich meine Erfahrungen weitergeben. Deshalb engagiere ich mich auch ehrenamtlich für den Verein Defibrillator Deutschland.
Was wünschen Sie sich für die nächsten fünf Jahre?
Die Themen Herzgesundheit, Achtsamkeit und Meditation liegen mir sehr am Herzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich möchte dafür sensibilisieren, über das „Leben mit Defi“ und auch über den Umgang mit Rückschlägen informieren – in Vorträgen und weiteren Büchern zum Beispiel. Und ganz privat: Heiraten, Kinder kriegen, glücklich sein.
Sie haben jetzt ja mehr Zeit, auf was freuen Sie sich?
Zuerst Abtrainieren, das ist für den Körper eines Leistungssportlers sehr wichtig. Für den Sommer haben mein Partner und ich eine USA-Reise geplant und immer wieder mal ein Wochenende ins nahe gelegene Belgien, das wir lieben. Und ich freue mich sehr über die neu gewonnenen Freiheiten und berufliche Neuorientierung.
In jeder Ausgabe der SPAinside stellen wir inspirierende Power-Frauen vor.