Natürlich digital
Zwei scheinbare Widersprüche bestimmen den Zeitgeist: die fortschreitende Digitalisierung des Alltags einerseits und der Wunsch nach einem gesunden Lebensstil mit Produkten natürlichen Ursprungs andererseits. Die vermeintlichen Gegensätze gehen zunehmend eine Symbiose ein.
Trend 1
E-Fitness Die Digitalisierung macht auch vor dem Sport nicht halt. Tracking-Apps sowie eine Vielzahl an Workout-Angeboten stellen User vor die Qual der Wahl. Peloton hat mit seinem Indoor-Bike, einer Kombi aus Fitnessgerät mit extragroßem Display und App vorgemacht, wie interaktive Fitness funktioniert. Auch das Thema Virtual Reality entwickelt sich zu einem Mega-Trend (nicht nur) in Sachen Fitness. Dank neuer Entwicklungen auf dem US-Markt dürfte der Hype um Mixed Reality-Training den Mega-Trend E-Fitness weiter befeuern.
Trend 2
Pflanzenbasierte Ernährung erfreut sich weiter wachsender Beliebtheit. Bei den Superfoods rückt der Fokus, auch im Sinne der Öko-Bilanz, verstärkt auf heimische Erzeugnisse. Wer keine Zeit hat, sich morgens einen antioxidativen Weizengras-Smoothie zu mixen oder mittags die Zutaten für eine Buddha Bowl zu schnippeln, greift auf Nahrungsergänzungsmittel zurück. Die Zahl der Anbieter wächst ebenso wie die Bandbreite an Inhaltsstoffen, wie etwa Quercetin oder Apigenin, zwei pflanzliche Flavonoide.
Trend 3
Wirkstoffkosmetik Apparative Methoden schleusen hochkonzentrierte Wirkstoffe wie Vitamine, Peptide oder Hyaluronsäure besonders effektiv in die Haut ein. Hydroporationstechniken wie JetPeel tun dies mit Hilfe eines Aerosolstrahls, andere arbeiten mit Sauerstoff, Ultraschall oder Radiofrequenz. Innovative pflanzliche Wirkstoffe wie Bakuchiol oder Algen entsprechen dem Zeitgeist.
Trend 4
Guter Schlaf Die Bettdecke hat ein Upgrade bekommen: Es gibt Therapiedecken, die aufgrund ihres erhöhten Gewichts ein Gefühl von Schwere, Umhüllt- und Geborgensein vermitteln und den Körper zur Ruhe bringen sollen. Oder solche, die mit Zirbenholzspänen gefüllt sind, dem Naturmaterial schlechthin für guten Schlaf. Immer mehr Wellness-Ressorts bieten ihren Gästen nicht nur ein Kissenmenü, sondern mehrtägige Schlafprogramme an.
Trend 5
Longevity Die Zahl hochtechnisierter Kliniken mit Schwerpunkt Langlebigkeit wächst laut Global Wellness Summit rasant. Über 1000 gibt es aktuell. Die meisten bieten fortschrittliche Diagnosemethoden wie Biomarker-Tests, Ganzkörper-MRTs oder Hormontests an, um Probleme zu erkennen, bevor sie entstehen. Auch experimentelle, weniger bekannte Ansätze wie Stammzellenbehandlungen und Plasmaaustausch gehören zum Portfolio. Längst bewährte regenerierende Behandlungen wie Infusionen, Kryo- oder Ozontherapie werden nun im Zeichen der Langlebigkeit angeboten.
Sport gehört für über ein Drittel der Deutschen unverzichtbar zum Leben dazu. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Civey im Auftrag der Trisport AG (Kettler Sport) im vergangenen Jahr. Demnach trainieren besonders die 18- bis 39-Jährigen bevorzugt zu Hause, viele mit einem oder mehreren Fitnessgeräten. Zugleich weist Global Wellness Summit in seinem Trend-Report 2024 darauf hin, dass nach Jahren einsamer Alleingänge im Gym wieder mehr Menschen das Bedürfnis nach Bewegung in Gesellschaft haben. Hier schließen Mixed Reality Trainings und E-Fitness eine Lücke.
Wie Global Wellness Summit außerdem beobachtet hat, wollen immer mehr Menschen auf Leistungssport-Niveau trainieren. Vermisst werden dabei Einrichtungen, die Wellness, regenerierende Treatments und zeitgemäß ausgestattete Gyms vereinten. Dies ändere sich gerade, heißt es weiter. Der Report der weltweiten Organisation verweist dabei u. a. auf die Aman Resorts, die seit Kurzem Retreats unter Leitung der fünffachen Grand Slam Siegerin Maria Sharapova anbieten. Auch andere Hotelketten nehmen Spitzensportler mit an Bord, um ihren Gästen den besonderen Fitness-Thrill zu bieten. Oder sie richten ihr Angebot direkt an Spitzensportler – mit Gyms auf Profi-Niveau, Personal Trainern, hirnstimulierender Technologie zur Leistungssteigerung und einem Erholungsprogramm, das von Kryokammern bis zu Infusionen reicht.
Wer sich tagsüber ausgepowert hat, sollte abends in tiefen Schlaf fallen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Dabei hängen Gesundheit und Leistungsfähigkeit ganz wesentlich von einem erholsamen Schlaf ab. Kein Wunder, dass das Thema in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist. Immer mehr Wellness-Hotels bieten ganze Programme an, von der Einschlaf–Meditation über die abendliche Lavendel-Massage bis hin zum Zirbenholz-Bett. Dabei geht der Blick immer mehr ins Detail. So haben neueste Forschungen ergeben, dass die Körpertemperatur ein wesentlicher Faktor für stabilen Schlaf ist. Liegt sie außerhalb der so genannten idealen klimatischen Komfortzone, leidet die Schlafqualität. Hier soll thermoregulierende, atmungsaktive Sleepwear für eine optimale Klimaregulation sorgen. Der Schlaf kann zudem digital unterstützt werden, z. B. mit Schlafmasken, ausgestattet mit hauchdünnen Bluetooth-Kopfhörern und 100-prozentigem Blackout-Effekt. Auch Schlaf-Tracker sowie Meditations-Apps fördern den Tiefschlaf 3.0.
Gekommen, um zu bleiben, ist der Mega-Trend Longevity. Der demografische Wandel spielt Dienstleistern und Herstellern von bedarfsgerechten Angeboten und Produkten in die Hände. Longevity mit Medical-Anspruch haben etwa SHA Wellness (Spanien) und Clinique La Prairie (Schweiz) im Angebot. Letztere plant 40 neue städtische ,,Langlebigkeitszentren“, so Global Wellness Summit. Unter dem Namen RoseBar bietet Six Senses personalisierte Langlebigkeitsprogramme an, die anhand einer umfangreichen Diagnostik und epigenetischer Daten individuell zusammengestellt werden. Sie umfassen neben Ernährungstipps, Bewegung und Biohacking-Empfehlungen auch eine Einführung in spirituelle Techniken. Eine charmante Spielart des Longevity-Trends sind die Blue Zones Retreats, die etwa vom Borgo Egnazia in Apulien oder dem Kamalaya Koh Samui angeboten werden. Sie basieren auf dem gleichnamigen Projekt, das der Journalist Dan Buettner 2009 ins Leben gerufen hat. Dabei nahmen Wissenschaftler Lebensweise, Traditionen und Umwelt von Regionen unter die Lupe, in denen die Menschen am gesündesten sind und überdurchschnittlich lange leben. Fünf solcher Blue Zones hatten die Forscher ausgemacht. Von ihren Bewohnern sollen die Gäste lernen.
Ein weiterer Trend-Faktor ist die richtige Ernährung. ,,Richtig“ bedeutet aktuell für eine wachsende Zahl von Menschen pflanzenbasiert. Trendy sind nach wie vor Superfoods, Smoothies und ayurvedische Ernährung. Bei den Superfoods rückt der Fokus im Sinne der Öko-Bilanz verstärkt auf heimische Erzeugnisse. Auch die Zahl der Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln wächst.
Kosmetik muss heute vor allem eines sein: wirksam! Das haben auch immer mehr Wellness-Resorts erkannt. Reine Wohlfühlmassagen teilen sich in den Spa-Menüs den Platz mit apparativen Facials wie etwa Ultraschall, Radiofrequenz oder dem JetPeel. Dabei werden mit Hilfe eines Aerosolstrahls hochkonzentrierte Vitamine, Peptide, Antioxodantien oder Hyaluronsäure mit 720 Stundenkilometern tief in die Haut eingearbeitet.
Bei den Wirkstoffen selbst entsprechen pflanzliche Substanzen dem Zeitgeist. So wird der beliebte Anti-Aging-Wirkstoff Retinol vermehrt durch pflanzliche Alternativen wie Bakuchiol ersetzt.
Ein ebenfalls natürlich vorkommender, gut nachwachsender Rohstoff mit besten kosmetischen Qualitäten sind Algen. Diese wiederum tauchen auch immer häufiger beim Thema gesunde Ernährung auf.