Wenn sie über Düfte redet, ist sie in ihrem Element: Ganz lässig und eloquent nimmt sie auf ihrem Youtube-Kanal Parfum-Fans und die, die es werden wollen, mit in die wundersame Welt der Düfte. Und trifft damit einen Nerv, wie ihre Aufrufe zeigen. Die 37-Jährige verrät SPA inside ihre Duftlieben und andere Geheimnisse.
Marlene Waldthaler erreicht mit ihrem YouTube-Kanal „Leni’s Scents“ über 430 000 Duftfans. Dort stellt sie Parfums für Männer und Frauen, für Alt und Jung, Designer- und Nischendüfte, für großes und kleines Budget vor, gibt Empfehlungen und Einschätzungen zu Düften für jede Gelegenheit. Die zweifache Mama ist außerdem leidenschaftliche Fotografin. Im August zieht Leni mit ihrer Familie von Regensburg nach
Bozen, in die Heimat ihres Mannes.
Leni, vor vier Jahren haben Sie sich als Parfumkritikerin und Duft-Creatorin mit Ihrem Youtube-Kanal erfolgreich selbstständig gemacht. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Eigentlich war es nie eine bewusste Entscheidung, ich bin einfach reingerutscht. Als ich schwanger wurde und meine erste Tochter dann auf der Welt war, habe ich festgestellt, dass ich Gerüche intensiver wahrnehme und meine Nase sehr sensibel geworden ist. Meine Tochter ist 2019 geboren, und da hatte ich ja dank Corona zum einen viel Zeit. Zum anderen habe ich meine Beautyprodukte vorwiegend online bestellt. Als Goodies lagen den Päckchen immer Parfumpröbchen bei. Die schnupperte ich alle nach und nach durch und war so fasziniert, dass ich weiter bestellte – irgendwann die Original-Flakons und plötzlich hatte ich über 30 Düfte im Wohnzimmer stehen. Ein Tipp: Parfum mögen es kalt, dunkel und trocken, deshalb besser nicht im Bad lagern. Dort sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit viel zu instabil.Einer meiner ersten Klassiker war Narciso Rodriguez ‚for her‘ im schwarzen Flakon. Damals dachte ich noch dieser „Schwangerschafts-Tick“ ginge vorüber, aber tatsächlich war es erst der Anfang.
Kann man seine Nase trainieren?
Ja, absolut. Also ich sage immer, es gibt drei Fitnessstudios für die Nase: Küche, Garten und den Wald. Wir riechen täglich 1000 Sachen, die wir aber nur unterbewusst wahrnehmen und gar nicht abspeichern. Deshalb sollte man einfach mal versuchen, einen Duft ganz bewusst auf sich wirken zu lassen. Holz, Moos, würziges Harz, das nach dem Regen wieder ganz anders riecht. Getrocknetes Moos hat einen anderen Duft als frisches. In der Küche, unserem zweiten Studio, lässt sich die Nase an Gewürzen und Kräutern trainieren. Viele Düfte verdanken ihre einzigartige Note Gewürzen wie Zimt, Muskatnuss, Kardamom oder Vanille. Und im Garten steckt man die Nase einmal tief in eine Rose, Maiglöckchen, Lavendel oder Iris. Und wenn man jetzt weiter üben will, kann man sich auch die Essenzen der einzelnen Noten besorgen.
Was macht einen guten Duft aus?
Bei der Qualität der Inhaltsstoffe gibt es durchaus große Unterschiede, die sich auch auf die Duftintensität auswirkt und wie lange der Duft sich auf der Haut hält. Aber mein Kriterium Nummer eins ist, dass der Duft mich emotional abholt. Das heißt, dass er eine Erinnerung wachruft, meine Stimmung beeinflusst oder dass er mich zum Träumen anregt. Und nicht immer ist der sündhaft teure Duft unbedingt der bessere.
Ihre Dos & Don’ts beim Auftragen von Parfum?
Als erstes: nicht zu viel und nicht zu wenig. Man muss herausfinden, was die perfekte Dosis für seinen Duft ist. Ist es etwa ein leichter, frischer oder ein warmer, üppiger orientalischer Duft? Ich rate immer zum Testen, fange mit zwei Sprühern an und erhöhe dann auf maximal fünf. Manche Düfte haben so einen bestimmten Spot, wo sie maximal schön wirken. Und wenn man da drüber geht, dann werden sie leider nervig.
Die besten Stellen für Parfum sind übrigens die Hautstellen, die gut durchblutet sind. Also Handgelenke, hinter den Ohren und seitlich am Hals. Auch direkt auf die Kleidung kann man sprühen. Nur bitte nicht aufs Dekolleté! Die Haut ist dort sehr empfindlich und der Alkohol im Parfum trocknet sie aus. Meine liebste Stelle im Sommer, wenn man ein luftiges Kleid tragen kann, sind die Kniekehlen. Von dort zieht der Duft dezent nach oben und umhüllt mich.
Wie viele Lieblingsparfums haben Sie derzeit?
Schwer zu sagen, ich wechsle natürlich ständig. Derzeit sind es so um die zehn Düfte. Sehr gerne trage ich Le Musc & La Peau von Pierre Guillaume, das ist ein wunderbarer Alltagsduft: Dezent, aber präsent. Auch schön ist Fig von der Mallorquinischen Marke Arquinesia.
Ein unglaublich schöner, fruchtiger Sommerduft mit Sandelholz und Iris. Ein toller Sommerduft kann nach Zitrusfrüchten, Sandelholz, Kokos oder Meeresbrise riechen. Und ozeanische Noten erinnern mich immer an sonnengebräunte Haut.
Sie fotografieren und reisen auch sehr gerne. Welche Region zieht Sie immer wieder an? Und wie duftet sie?
Ich hab auch schon etliche Videos gemacht zum Thema Urlaubsorte und Düfte. Immer wieder zieht es mich nach Südtirol: Majestätische Landschaft, exzellente Küche, sympathische Menschen. Ein Duft, der diese Region für mich perfekt einfängt, ist Pinus der Schweizer Marke Odur. Er erinnert mich an das würzige Aroma der Latschenkiefer.
Familie, ein zeitintensiver Job – wie und wo laden Sie Ihre Batterien auf?
Am liebsten in der Natur und bei Spaziergängen mit unserem Hund. Und ich lese wahnsinnig gerne.
Interview: Dorit Schambach
Kurz & Knackig
Meine Lieblingsfarbe …
Ein kühles Grün. Duftet nach nassem Wald gleich nach dem Regen.
Soulfood …
Spaghetti allo Scoglio (Spaghetti mit Meeresfrüchten)
Lieber zu Fuß oder mit dem Rad …
zu Fuß
Ich lese gerade …
Outlive – von Dr. Peter Attia. Ein Buch zum Thema langes und gesundes Leben.
In meiner Handtasche findet man immer …
mehrere Parfumzerstäuber mit meinen Lieblingsdüften.
Mein Motto …
Stop and smell the roses.
In jeder Ausgabe von SPAinside stellen wir inspirierende Power-Frauen vor.