Aktuelle Trends im Spa-Design
Biophile Gestaltungsansätze, multifunktionale Tools und multisensorische Erlebnisse sind die großen Trends in der Spa- und Wellness-Branche. Dabei vereinen sich Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein mit zeitgemäßer Technologie.
Neue Zeiten erfordern neue Antworten. Das gilt auch für Wellness und Spa. Im Zeitalter des Klimawandels mit immer regelmäßiger auftretenden Extremwetterlagen kann die energie- und ressourcenintensive Branche nicht mehr munter weitermachen wie bisher. Hersteller, Dienstleister und Zulieferer haben das längst erkannt und ihr Portfolio angepasst. Nachhaltigkeit heißt die Klammer, die die zwei größten Trends zusammenhält: Biophilie sowie multifunktionale und multisensorische Technologien.
Neo-Ökologie
,,Kunden bevorzugen natürliche Materialien wie Holz und Stein, kombiniert mit modernen Technologien wie Hautanalysegeräten oder Kryokammern“, sagt etwa Mike Troska. Der Leiter strategische Vertriebsentwicklung des Beauty- und Spa-Ausstatters Olymp weiß aus Erfahrung, dass immer mehr Spas auf energieeffiziente Lösungen und umweltfreundliche Materialien setzen, Stichwort Neo-Ökologie.
Im Bezug auf das Spa-Design führt Troska den Begriff Healing Architecture ins Feld. Er meint damit eine Umgebung, die körperliche und emotionale Heilung unterstützt, indem sie eine beruhigende Atmosphäre erzeugt und somit Stress reduziert. Olymp setzt diesen Trend mit Räumlichkeiten um, die durch harmonische Linienführungen und die Verwendung biophiler Elemente wie Pflanzen und natürlichem Licht eine heilsame Umgebung schaffen.
Auch Tim Bohmann, Director Category Management bei Dornbracht, verweist auf das Thema Biophilie. ,,Die Nähe zur Natur wirkt sich nachweislich positiv auf unser Wohlbefinden aus, reduziert Stress, verbessert die Stimmung, fördert Konzentration sowie Kreativität und stärkt das Immunsystem“, ist er überzeugt. Biophiles Interior Design strebe danach, eine Verbindung zwischen Mensch und Umwelt zu schaffen. Dabei helfen etwa Pflanzen, große Fenster und Glasflächen sowie natürliche Materialien. Der Spezialist für Designarmaturen und -accessoires beliefert die Branche mit Erlebnisduschen, die natürliche Erscheinungen wie Gewitterregen oder kühlenden Nebel simulieren.
Wetterphänomen bringt auch der Saunabauer Klafs ins Spa, z. B. mit dem Eisnebelbad Frimas. Daneben setzt das Unternehmen auf digital gesteuerte Multifunktionalität. Gerade wurde die Vitality Boost-Funktion für Saunen vorgestellt, die mittels Sprachsteuerung vollautomatisch aufgießt und verwedelt. ,,Smarte Steuerungen für Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtfarben, Klänge und andere Funktionen werden vermehrt zum Saunaerlebnis beitragen“, ist sich CEO Philipp Rock sicher.
Touchless Treatments
Gharieni verfolgt ebenfalls diese Strategie. Chief Operating Officer Andreas Beckmann bringt dabei ein weiteres Argument vor: ,,Der Personalmangel zwingt die Spas zum Umdenken und Weiterentwickeln ihrer Konzepte“, weist er auf die Vorteile von Wellnessliegen hin, die vom Kunden selbst gesteuert werden können und keine Mitarbeiter für längere Zeit binden. ,,Touchless“ lautet das Schlagwort. So kann die Liege Amphibia mit dem binauralen Welnamis-System ausgestattet werden, einer computergesteuerten Akustik- und Vibrationstherapie, die das Gehirn trainiert sich zu entspannen. Während spezielle Klänge die mentale Aktivität beruhigen, sollen Schwingungsfrequenzen gezielt auf die Energiezentren des Körpers wirken.
Der österreichische Künstler und Wahrnehmungsforscher SHA, der schon viele Projekte mit Spas und Wellness-Betrieben umgesetzt hat (siehe das 3-Minuten-Interview auf S. 1 dieser Ausgabe von SPA direkt) hat auch eine wachsende Nachfrage nach immersiven und multisensorischen Erlebnissen im Spa-Bereich festgestellt. ,,Es gibt einen klaren Trend hin zu Räumen, die nicht nur visuell, sondern auch akustisch, haptisch und olfaktorisch ansprechend gestaltet sind“, sagt er.
Individualisierung
Spannend findet er auch die zunehmende Individualisierung der Spa-Erlebnisse, bei der Nutzer die Möglichkeit haben, ihre Umgebung und die Sinneseindrücke nach ihren persönlichen Vorlieben anzupassen.
Abschließend fasst Mike Troska von Olymp zusammen: ,,Einige der bemerkenswertesten Spas zeichnen sich durch die Integration von Hightech und Natur aus. Sie bieten multisensorische Erlebnisse, kombiniert mit modernsten Wellness-Technologien wie Soundtherapien und personalisierte Beleuchtung. Diese Projekte setzen neue Maßstäbe.“
Luxus Natur
,,Der Raum ist ein aktiver Teil der Wellness-Philosophie. Die Architektur sollte mit der Region verflochten sein, lokale Materialien verwenden und sich mit dem ,genius loci‘ verbinden – voller Respekt für den Planeten. Nicht zufällig gilt die Natur als neuer, ultimativer Luxus. Davon leiten sich einige neue Trends ab. Medical Spa richtet sich an eine Klientel, die auf psychische und physische Balance, Ernährung und Ästhetik achtet. Der Biotourismus setzt auf biokompatible Wellness-Zentren, die sich in die Morphologie der Landschaft integrieren und recycelte, wiederverwertbare Materialien, erneuerbare Energiequellen sowie wassersparende Anlagen verwenden. Erlebnis-Wellness interpretiert Wellness auf unterhaltsame Weise neu, unter Einbeziehung emotionaler und sensorischer Komponenten mit Hilfe neuester Technologien, Augmented Reality und interaktiver Beleuchtung.“
Aufmacher-Photo ebenfalls Studio Apostoli Das international tätige Atelier für Architektur, Innenarchitektur, Produktdesign und strategische Beratung zeichnet für die Gestaltung des Spas im neuen Hotel Pontepiccolo da Giudecca in Venedig verantwortlich
„Die Verbindung von Spa-Design mit digitalen Medien und interaktiven Elementen bietet spannende Möglichkeiten, um die Erlebnisse noch intensiver und persönlicher zu gestalten.“
SHA, immersiver Künstler
Lesen Sie auch das Kurz-Interview mit SHA zum Thema:
Pools für elementare Badeerlebnisse
Der Pool ist das Herzstück jeder Wellness-Anlage. Die meisten Betreiber setzen dabei auf mehrere Pools mit verschiedenen Funktionen. Neben dem Design spielen bei der Gestaltung auch Nachhaltigkeit und Funktionalität eine wesentliche Rolle. Intelligente Technologien sorgen für eine ebenso einfache wie effiziente Pflege.
- Nach wie vor im Trend und ein wahrer Anziehungspunkt für Gäste ist der Infinity Pool. Die optische Wirkung hängt stark von der Position des Beckens ab, weshalb die Rooftop-Variante besonders gefragt ist. Spektakulär ist auch die Integration in einen Naturbadesee. Hier hat der Krallerhof in Leogang Maßstäbe gesetzt.
- Immer mehr Hotels setzen auf Hybride aus Pool und Tümpel. Naturbadeteiche wie in der Seezeitlodge bieten nicht nur eine hübsch bepflanzte Alternative zum gekachelten Schwimmbecken, sondern müssen dank biologischer Filterysteme auch nicht gechlort werden. Damit wird neben dem Trendthema Nachhaltigkeit auch der Wunsch von immer mehr Gästen nach reizarmem Badewasser bedient.
- Eine individuell gestaltbare Alternative zum rechteckigen Pool sind Becken mit organischen Formen und weichen Linien, die gerne auch mit von der Natur abgeschauten Elementen wie Felsen, Wasserfällen oder Sandstrandabschnitten ergänzt werden.
- Die Kombination von Wasser und Feuer, etwa in Form von offenen Kaminen oder Feuerschalen, verleiht dem Badeerlebnis eine elementare Kraft. Auch eine spannende Lichtchoreopgraphie wie im Adlon Spa by Resense wertet den Pool-Bereich auf, besonders am Abend.
Den Neuesten Stand in Sachen Planung und Bau professioneller Nassbereiche beleuchtet der „Guide to Hydrothermal Spa & Wellness“ des Global Wellness Institute. Auf 230 Seiten findet man alles rund um Sauna, Pool und Kälteraum.
www.wellnessinstitute.org
