Damla Hekimoğlu präsentiert als aktuell jüngste Tagesschau-Sprecherin die Nachrichten im Ersten Deutschen Fernsehen und moderiert Nachrichten und Breaking News bei tagesschau24. Sie war als Vertretungskorrespondentin für das ARD Studio Istanbul tätig und ist als Live-Reporterin für die ARD im Einsatz. Im Rahmen der „Harvard Club Talks“, die an die Harvard Universität angedockt ist, führt die 36-Jährge Gespräche mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Seit Anfang des Jahres ist die gebürtige Stolbergerin (Rheinland) in Kinos, Funk, Fernsehen sowie in Zeitschriften als Gesicht der „Jahr der Nachricht“-Kampagne präsent.

Frau Hekimoğlu, was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis einer guten Nachrichtensprecherin?
Sie ist politisch unabhängig, glaubwürdig, sympathisch. Meiner Meinung nach ist der „Sweet Spot“ eine gelungene Mischung aus Seriosität, Empathie und einer angenehmen Stimme, die selbst bei breaking news beruhigt. Es ist wichtig, dass Nachrichten authentisch und seriös transportiert werden, wobei die inhaltliche Korrektheit natürlich oberste Priorität hat.

Wenn die Welt täglich geflutet wird mit schlechten Nachrichten (und Fake News!), kann man das alles dennoch mit freundlichem Gesicht präsentieren?
Es ist wichtig, Nachrichten professionell und möglichst neutral zu präsentieren – dennoch sind wir ja alle Menschen und keine Roboter. Einige Nachrichten gehen einem näher als andere. Das merkt der aufmerksame Zuschauer dann auch. Wenn gerade der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, die Hamas-Geiseln entführt hat – wie soll ich da beim Abschied lachen? Dann verabschiede ich mich auch mal mit neutraler Miene und den Worten: „Ich wünsche Ihnen trotz der Nachrichtenlage – eine angenehme Nacht“. Meine Erfahrung ist, dass diese Authentizität von den Zuschauerinnen und Zuschauern geschätzt wird.

Hatten Sie jemals einen Versprecher oder Lachanfall à la Susanne Daubner?
Oh ja! Lachanfälle hatte ich tatsächlich schon ein paar Mal, aber glücklicherweise konnte ich sie immer rechtzeitig, bevor ich wieder auf Sendung war, unterdrücken. Was Versprecher angeht, erinnere ich mich besonders an eine Situation über die Osterfeiertage. Im 24/7-Nachrichtenbetrieb in Schichtdienst kennen wir weder Feiertage noch „reguläre Arbeitszeiten“. Da habe ich über die Feiertage komplett das Zeitgefühl verloren. Bei der Verabschiedung wünschte ich den Zuschauern einen „schönen Samstag- … ähm, Sonntagabend … MONTAGABEND!“. Das kann passieren und ist nur menschlich.

Ihr journalistisches Vorbild?
Ich habe nicht DAS eine Vorbild, sondern bewundere Eigenschaften von verschiedenen Kolleginnen und Kollegen. Die amerikanische Journalistin Kaitlan Collins etwa für ihre scharfsinnigen Fragen, die britische CNN-Journalistin Christiane Amanpour für ihre mutige und kompromisslose Berichterstattung aus Krisengebieten, Journalist und Terrorismusexperte Georg Mascolo für seine großartige investigative Recherche. An Ingo Zamperoni gefällt mir seine angenehme Art selbst bei kritischen Themen. Der ORF-Moderator Armin Wolf beeindruckt mich mit seinen präzisen, hartnäckigen Interviews und seiner gründlichen Vorbereitung, Oprah Winfrey durch ihre authentische und menschliche Art, wodurch sie tiefgehende Gespräche führen kann. Und Susanne Daubner begeistert mich mit ihrer bemerkenswerten Präsenz und Professionalität vor der Kamera.

Sie sind Testimonial bei der Kampagne www.jahrdernachricht.de. Was steckt dahinter?
Es gibt Fake News und es gibt Nachrichten. Aber genau diese Unterscheidung fällt vielen Menschen durch sehr gut gemachte Desinformation schwer. Selbst Minister fallen auf Deepfakes (durch KI abgeänderte, erzeugte bzw. verfälschte Medieninhalte) herein! Deswegen ist es wichtig, dafür zu sensibilisieren – ich sehe in Fake News nämlich eine große Gefahr für die Demokratie und auch für die Glaubwürdigkeit des Journalismus. Und ich sehe in den Gefahren durch Filterblasen, Propaganda und Fake News auch eine der größten Herausforderung meiner Generation. Deshalb auch die Kampagne „Jahr der Nachricht“. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher und privater Medien, um kollektiv gegen Desinformation und Fake News vorzugehen. In TV, Radio, Print, Kino und online machen wir darauf aufmerksam. Vor allem junge Menschen sollen für den kritischen Umgang mit Informationen sensibilisiert werden. Wenn dadurch auch nur eine Person zunächst die Quelle einer vermeintlich „krass“ klingenden Nachricht hinterfragt, und sie nicht direkt an andere weiterleitet, und wenn jeder und jede, der/die selbst darauf reinfällt, davon Freunden erzählt, ist schon viel gewonnen.

Sie leben vorwiegend in Hamburg – welcher Stadtteil ist ihr liebster?
Wasser ist mein Element – ob See, Meer oder Fluss. Überall, wo ich auf das Wasser schauen kann, entspanne ich mich. Deswegen liebe ich den Elbstrand Övelgönne oder die Kanäle in Winterhude und alles rund um die Alster. Ich gehe sehr gerne Stand-Up-Paddeln, beobachte dabei Enten, Gänse und Schwäne. Ich mag das sanfte Plätschern des Wassers dabei.

Haben Sie eine Fitness-Routine?
Ich versuche mich jeden Tag zu bewegen – egal ob Spazierengehen, Fahrrad fahren, Pilates oder eben SUP.

Was macht Sie zufrieden?
Wenn meine Liebsten gesund und zufrieden sind, ich arbeiten und so einer meiner Leidenschaften folgen darf, Sonne und Meer, tiefgründige Gespräche, leckeres Essen und spannende Begegnungen.


Damla Hekimoğlu (Foto: Dominik Brands)

Kurz & Knackig

Zu einem guten Tag gehören …
Musik, ein gutes Frühstück, schöne Begegnungen und Gespräche.

Entspannen kann ich …
am Wasser in der Sonne.

Meine nächste Reise geht nach …
Frankreich in die Bretagne.

Mein Soulfood ist …
Zartbitterschokolade.

Mein Herzensbuch …
„Die Kunst des Liebens“ des Sozialpsychologen Erich Fromm.


In jeder Ausgabe von SPAinside stellen wir inspirierende Power-Frauen vor.