Im Gespräch mit Mara Theiner, Inhaberin des Hotels Weisses Kreuz im Südtiroler Dorf Burgeis im Vinschgau

Als Mara Theiners Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Josef vor über 150 Jahren als Wanderkrämer beschloss, sich niederzulassen, erwarb er das Weisse Kreuz im Südtiroler Dorf Burgeis im Vinschgau samt zugehöriger Landwirtschaft. Viele Jahre später, 2020, übernahm die 33-Jährige das mittlerweile Vier-Sterne-Superior-Hotel von ihren Eltern. Sie führt das Adults-only-Wellnesshotel mit seinem weitläufigen modernen Spa in eine vielversprechende Zukunft – unter anderem in die Riege der Top 15 Restaurants in Südtirol.

Fotos: Daniel Zangerl

Frau Theiner, wann haben Sie die Entscheidung getroffen, in die Fußstapfen Ihrer Eltern zu treten und die Leitung des Hotels zu übernehmen?
Dass die Hotellerie und das Gastgeber sein meine Leidenschaft sind, das war mir schon sehr früh bewusst, ich hatte keinen anderen Berufswunsch. Allerdings wollte ich nach der Schule aber erstmal weg von Zuhause – Burgeis liegt nun nicht gerade am Nabel der Welt. Ich habe in verschiedenen Hotels in Südtirol und im Ausland gearbeitet. 2016 kam ich dann zurück und habe schrittweise die Leitung übernommen. Seit 2020 liegt das Zepter vollständig in meiner Hand.

Sie sind nicht nur Hoteliere, sondern auch Sommeliere. Wie kam es dazu?
Die Liebe zum Wein wurde mir wahrscheinlich in die Wiege gelegt. Mein Vater ist großer Weinliebhaber, geprüfter Sommelier. Das Thema Genuss wurde bei uns immer leidenschaftlich gelebt. Wir wurden als Kinder kaum mit Pasta in bianco und Pommes versorgt, sondern durften schon sehr früh in die umfangreiche Gourmetwelt eintauchen. So entsteht eine Affinität für gutes Essen und feinen Wein, welche mich seither begleitet. Mit meiner Ausbildung zur Sommeliere habe ich mein Wissen vertieft und die Liebe zum Wein verstärkt sich mit jedem Glas.

Was ist heute im Hotel besonders herausfordernd?
Eines der wichtigsten Themen sind sicherlich unsere Mitarbeiter: sie sind unser größtes Kapital. Ich arbeite ständig daran neue, kreative Arbeitszeitmodelle zu erstellen, Weiterentwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen und immer wieder junge Menschen für diese Branche zu begeistern.
Aber auch auf Gästeseite ist Kreativität gefordert – das Niveau in Südtirol ist sehr hoch und in den letzten Jahren wurde viel investiert. Um aus dem Angebot herauszustechen und seine Gäste zu begeistern, braucht es schon mehr als einen großen Pool und ein schönes Zimmer. Persönlichkeit, Authentizität und Herzlichkeit müssen gelebt werden – und hier wären wir auch wieder beim Thema Mitarbeiter. Denn im Grunde sind es die Menschen, die ein Hotel zu etwas besonderem machen. Gemeinsam mit meinem Team arbeite ich immer daran, unseren Gästen ein besonderes Urlaubserlebnis zu bereiten – mit kleinen, unerwarteten Glücksmomenten.
Zudem: Eine junge Frau in einer Führungsposition zu sein, ist generell eine Herausforderung. Entgegen meinem Naturell musste ich lernen, ab und zu die Ellbogen auszufahren und mich zu behaupten, dafür brauche ich Selbstvertrauen, Entschlusskraft und Durchsetzungsvermögen.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Hotel?
Mein Lieblingsplatz ist der Empfangsbereich der Rezeption. Wer ist neu angereist, was tut sich an der Bar – von hier aus habe ich alles bestens im Blick. Hier spüre ich aber auch immer ein bisschen Melancholie, denn an der Wand hängt ein Bild von meinen Großeltern in ihrem alten Laden. Eine schöne Erinnerung, die mir viel Bodenständigkeit bewahrt.

Und wo können Sie am besten außerhalb des Hotels abschalten?
Ganz klar in den Bergen. Wir haben das große Glück in einer wunderschönen Region zu leben, mit unberührter Natur, dichten Wäldern und ruhigen Tälern. Wenn ich allein auf einem Gipfel sitze und den Blick ins Tal schweifen lasse, habe ich das Gefühl der einzige Mensch auf der Welt zu sein. Das tut gut und hilft mir meine Gedanken zu sortieren. Und ab und an mache ich hier oben auch Yoga.