Auf 3500 Metern wird nicht nur die Luft dünner. Was Sportler schon seit vielen Jahren machen, gibt es jetzt auch für Hobby-Athleten. Eine Möglichkeit auch im Kampf gegen Übergewicht.

Geschafft, ich bin auf 4000 Höhenmeter angekommen – und das ohne einen schweißtreibenden Marsch zurückgelegt zu haben. Entspannt sitze ich im Sessel mit einer Maske vor dem Mund und atme eine verringerte Sauerstoffkonzentration ein. Mit nur einem Knopfdruck hat mich der Höhentrainingsprofi Stephan Pindl aus dem Allgäuer Sonthofen auf die simulierte Höhe gebracht. Denn bevor das eigentliche Höhentraining beginnt, schaut er, wie mein Körper auf die Höhe reagiert: Puls 90, Blutsauerstoffsättigung 85 Prozent. „Ihre Werte sind ideal“, schließt der gelernte Sportphysiotherapeut die Untersuchung.

Bergluft tut gut – eigentlich nichts Neues. Doch 1968 wurde die wohltuende Höhenluft zur wirkungsvollen Trainingsumgebung. Damals fanden die Olympischen Sommerspiele erstmals auf einer Höhe von 2240 Metern in Mexiko-City statt. Um die Sportler darauf vorzubereiten, wurde das Höhentraining entwickelt. Seitdem nutzen viele Leistungssportler die positive Wirkung des kontrolliert eingesetzten Sauerstoff mangels. Nun ist die dünne Luft auch zu den Hobby-Athleten herübergeweht. Durch die reduzierte Sauerstoff konzentration – sei sie natürlich oder künstlich erzeugt – kommt es im gesamten Organismus zur Sauerstoffunterversorgung, der Hypoxie. Um diese Mangelerscheinung auszugleichen, läuft der Körper auf Hochtouren. Besonders die Zellen sind nun gefordert. Die Aktivität der Mitochondrien erhöht sich.

Die Kraftwerke der Zelle spielen eine wichtige Rolle beim Energiestoff wechsel. Besonders beim Intervall-Höhenlufttraining (IHT) wird dieser Effekt angeregt. IHT ist eine spezielle Methode, bei der im Wechsel dünne Höhenluft und sauerstoff reiche Luft über eine Maske verabreicht werden. Dieses Zelltraining hat nicht nur einen Anti-Aging-Effekt, sondern sorgt zudem für fabelhafte Laune. Denn auch die Ausschüttung von Serotonin und Endorphinen wird angeregt. Ebenso die Produktion der roten Blutkörperchen, die für die Sauerstoff versorgung zuständig sind. Der gesamte Organismus wird besser durchblutet und lernt, zusätzliche Energie zu verarbeiten. Das wiederum sorgt für eine Verbesserung der Fettverbrennung und Verwertung von Kohlehydraten. Perfekt also, um lästige Fettpölsterchen in straff e Muskelmasse zu verwandeln. Mit soviel Power im Körper ist man einfach physisch und psychisch besser drauf. Hört sich traumhaft an. Höchste Zeit, Sessel gegen Sportschuhe zu tauschen. Denn obwohl diese Effekte auch im Ruhezustand erzielt werden – durch Sport wirkt es nachhaltiger. Gemeinsam mit Stephan Pindl gehe ich in den Höhenraum. „Hier wird auf 3500 Metern ca. 1,5 Stunden trainiert“, erklärt er und zeigt mir im Nachbarzimmer die Geräte, die den Raum über Schläuche mit dem Sauerstoff gemisch versorgen.

Der Fitnessraum ist kalt – nur 15 Grad. Doch das muss so sein, damit der Körper nicht überhitzt, wenn man hier auf den Cardiogeräten wie Laufband, Fahrrad und Stepper trainiert. Trotzdem wirkt alles wie ein normales Sportstudio. Noch spüre ich das veränderte Klima nicht. Mit Oximeter am Zeigefi nger, das die Blutsauerstoff sättigung misst, geht es aufs Laufband: 5km/h und 5 % Steigung. Ein ganz gemütlicher Spaziergang. Doch mein Puls beschleunigt sich in kürzester Zeit auf 135 Schläge die Minute und die Sauerstoff sättigung geht von 99 % runter auf 80 %. Jeder Schritt wird ein klein bisschen anstrengender, ich fange an zu schnaufen – frustrierend! Mit meinen 30 Jahren fühle ich mich plötzlich alt und untrainiert. „Da machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigt mich der Höhentrainer. „Das geht jedem so, der mit dem Höhentraining beginnt. Und das Gute ist: Mit minimalem Bewegungsaufwand werden schnell maximale Erfolge erzielt.“ Er prophezeit mir, dass man bereits nach vier Trainingseinheiten eine deutliche Verbesserung des gesamten Fitnesszustandes und der Sauerstoff verwertung messen könnte. Ein Training nach meinem Geschmack – sichtbare Erfolge nach kurzer Zeit. (MD)