Französisch geht es zu in der kanadischen Metropole. Man weiß in Montreal das Leben lustvoll zu genießen. Grund genug, auch in der kalten Jahreszeit einmal über den Atlantik zu fliegen und sich in der quirligen Stadt umzuschauen.

Augenzwinkernd und auch ein bisschen stolz erzählen die großteils französisch-stämmigen Einwohner, dass man in Montreal besonders gern und viel isst, trinkt, raucht, liebt und sich scheiden lässt … Weitaus mehr als in jeder anderen kanadischen Stadt. Die ehemals allmächtige katholische Kirche darf zwar in der imposanten Holz-Basilika noch die Stadtgründung als religiöse Geschichtsshow darstellen, Titel: „Et la lumière fut“ (deutsch: und es wurde Licht, www.lalumierefut.ca). Ansonsten hat sie jedoch ihren einst gigantischen Einfluss verloren. Immerhin lässt man seine Kinder noch katholisch taufen. Ehen ohne Trauschein sind allerdings die Regel.

Früher war das anders: Jahrzehntelang bestimmte die Kirche das Leben, die Gesetze, ja sogar das Stadtbild. So entstanden die typischen dreistöckigen Häuser, die heute noch entzücken mit ihren dekorativen Treppen an der Hausfront und individuellen Eingängen für jede Etage und jede Wohnung, aus einem ganz und gar unarchitektonischen Grund: Die Kirche wollte sicherstellen, dass immer für alle überwachbar blieb, wer in welche Wohnung ging oder aus welcher Tür kam.

Gegründet wurde Montreal 1642 als katholische Missionsstation – daher auch der erste Name Ville-Marie – unter Ludwig XV. als französische Kolonie auf der größten von insgesamt 400 Inseln im St. Lorenz-Strom. Bald schon bürgerte sich der Name Montreal ein – nach der höchsten Erhebung der Stadt, dem 280 Meter hohen Mont Royal, heute ausgedehnter Stadtpark und Freizeitparadies. Im Sommer lässt es sich dort wunderbar Picknicken und Ball spielen, im Winter Schlittenfahren oder Skilaufen. Ursprünglich war die Stadt von einer Festungsmauer umgeben, die heute fast völlig verschwunden ist – zu sehen sind noch einzelne Steinwände im Scandinave-Spa und im St. James-Hotel. Einst führten fünf Tore in die Stadt, davon drei gleich am Ufer des mächtigen St. Lorenz-Stroms, auf dem die Immigrantenschiff e bis tief ins Landesinnere fuhren. Wenn neue Einwanderer im Hafen eintrafen, wurden sie nach ihrer Registrierung aus dem Stadtinnern durch das Nord-Tor in die Wildnis geschickt, so dass sich die Stadt zusehends nach Norden ausdehnte. Jede Immigrantengruppe baute dort ein neues Viertel – Italiener, Griechen, Asiaten, Afrikaner …