Sushi kennt inzwischen wohl jeder. Die meisten wissen auch, dass die schmackhaften Häppchen mit Nori-Algen umwickelt sind. Doch es ist noch ein weiter kulinarischer Weg zu Algengemüse, wie es in Asien gegessen wird. Der intensive Geschmack nach Meer und Jod ist hierzulande für manchen ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber es lohnt sich, dieses gesunde Nahrungsmittel in den täglichen Speiseplan aufzunehmen.
In hochkonzentrierter Form versorgen Algen den Körper mit lebenswichtigen Aminosäuren, Mineralstoffen und Vitaminen, auch mit Ballaststoffen – und das fast ohne Kalorien. Algen enthalten Kalzium, Magnesium, Kalium, Zink, Selen und Eisen, außerdem die Vitamine A, C und E. Dazu: Folsäure und viel Jod – wichtig für einen gut funktionierenden Hormonstoffwechsel. Und gerade in Regionen abseits der Küsten oft Mangelware.
Die Traditionelle Chinesische Medizin weiß Algen schon seit 5000 Jahren zu schätzen: als Heilmittel zur Blutdrucksenkung und Blutreinigung, um Magen und Darm zu stärken und das Immunsystem ebenso. Einige Fachleute halten es gar für erwiesen, dass Algen der Schlüssel zur extrem niedrigen Brustkrebsrate japanischer Frauen sind.
Aber Gesundheit hin oder her: Vor allem schmecken Algen köstlich. Und da ist es gar nicht schwer, auf die empfohlenen 20 Gramm täglich zu kommen. Mehrere Tausend Arten sogenannter „Makroalgen“ gibt es. Grob unterschieden wird zwischen grünen, roten und braunen Algen, wobei jede Art ihren eigenen Geschmack hat. Am bekanntesten – auch dank Sushi – sind die milden Nori, was übrigens einfach nur das japanische Wort für „Alge“ ist. Wie eine hauchdünne dunkelgrüne Plastikfolie schmiegt sie sich an Felsen, enthält viel Protein und soll die Gehirnleistung steigern. Im Handel finden sich häufig getrocknete, papierartige „Nori“-Blätter – das sind in Form gepresste Rot- oder Grünalgen, perfekt zum Sushi-Rollen.
Große Vielfalt an Formen, Farben und Aromen
Aber viel spannender ist es, die ganze Palette von Formen und Aromen zu entdecken: Wie hellgrüne Fäden wirken die Aonori, wie Salatblätter dagegen die filigranen Ulva lactuca (die deshalb auch „Meersalat“ genannt werden). Beide sind mild und zart auf der Zunge. Sehr intensiv nach Meer schmecken dagegen Braunalgen wie die dunkelgrünen Fucus, in Kosmetik und Medizin hochgeschätzt wegen ihrer antiviralen Wirkung. In Gerichten werden am besten nur die weniger harten Spitzen verwendet – roh würzen sie Salate, gekocht schenken sie salzigen oder süßen Speisen das „gewisse Etwas“. Ebenfalls zu den Braunalgen gehört die meterlange, 10 bis 20 Zentimeter breite, grün-braune Laminaria digitata – sie wird auch Kombu, Fingertang oder Kelp genannt. Sie ist häufig an europäischen Küsten zu finden und gilt als eines der gesündesten Lebensmittel der Welt. Die darin enthaltene natürliche Glutaminsäure lässt Gemüse rascher garen und verstärkt alle Aromen – ähnlich wie Glutamat, aber ohne Nebenwirkung. Zudem schenkt das zarte Fischaroma vielen Gerichten einen Tick Meereswürze. Und experimentierfreudige Algenköche bereiten mit Kombu gar Algen-Lasagne.
Algensnack zum Dessert
Vielseitig und ebenso reich an Jod ist die Braunalge Wakame (Undaria pinnatifida), nach Nori an zweiter Stelle auf der Algen-Beliebtheitsskala. Sie schmeckt intensiv nach Meer und hat eine saftige, knackige Konsistenz, so dass sie roh besonders gut mundet. Zudem hilft die enthaltene Alginsäure bei der Entgiftung und Reinigung des Darms.
Der etwas süßliche und wenig „jodige“ Geschmack der roten Dulse (Palmaria Palmata) verträgt sich gut mit Tomaten und Mandeln und gefällt auch Algen-Anfängern. Genauso wie die „Meeres-Spaghetti“ – ein dunkelgrüner, ein bis zu sieben Meter langer Riementang (Himanthalia elongata), der die klassische Pasta aufmöbelt. Kenner genießen ihn roh statt Salzstangen zum Aperitif. Garantiert ein Erfolg bei gesundheitsbewussten Gästen! Sogar beim Dessert kommen Algen zum Einsatz: Die kleine Rotalge Chondrus Crispus oder Irish Moos wird als natürliches, fast geschmacksneutrales Geliermittel mitgekocht und ist als E407 in vielen Industrieprodukten enthalten – ähnlich wie das aus Algen hergestellte Bindemittel Agar-Agar.
Algen: das Superfood der Zukunft. Schmackhaft, gesund, kalorienarm, dazu umwelt- und klimafreundlich, ganz besonders die Produkte aus Europa. Nur wer allergisch auf Jod reagiert, sollte nicht zu große Mengen davon verzehren.