Bisher hatte ich um Mallorca einen großen Bogen gemacht. Vielleicht, weil mich die Erzählungen über „Malle“, dem 17. deutschen Bundesland, abschreckten und ich auf einer spanischen Insel eher auf Tapas als auf Bockwurst Appetit hatte.

Besonders irritierend fand ich die Aussage aller Mallorca-Fans, dass, obwohl sich jährlich etwa 4 Millionen Urlauber auf der Balearen-Insel tummeln, es auf dem Eiland jede Menge einsame, unberührte Flecken sprich „Geheimtipps“ gibt. Massentourismus fand immer woanders statt. Spätestens da hatte ich abgewunken. Doch der Überredungskunst von Freunden sei dank, letztes Jahr stand Mallorca zum ersten Mal auf dem Reiseplan. Um es kurz zu machen: Ich habe meine Meinung mächtig revidieren müssen, auch wenn sich so manch vermeintlich einsame Postkartenidylle bei Vorort-Recherche als Magnet für sämtliche Reisebusse entpuppte, wie z. B. die Bucht von Calobra. Ob dort oder in Städten wie Valldemossa (George Sand weilte hier einen verregneten Winter lang mit Frédéric Chopin) oder Alcúdia (hübsch anzuschauen mit seiner Stadtmauer) – sie entfalten ihre Schönheit am sichtbarsten am frühen Morgen oder gegen Abend.

Bevor man ins Inselinnere oder an die Küsten ausschwärmt, sollte man unbedingt einen Tag in der Hauptstadt Palma verbringen. Diese quirlige, lebenslustige Stadt hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ob es die alten Gassen sind, die vielen kleinen Schuhläden und Boutiquen, die mächtige Kathedrale, die lässigen Cafés und urigen Tapas-Bars – Palma ist einfach toll. Und allein für sich schon einen Wochenend-Tripp wert. Viele Deutsche zieht es an die Südwestküste der Insel. Port Andratx zum Beispiel, was so mancher etwas spitz als „Düsseldorfer Loch“ bezeichnet. Auch wenn ich mich dort über das Schild eines Bäckers mit garantiert „deutschem Brot“ amüsierte, am Hafen habe ich die beste mallorquinische heiße Schokolade getrunken. Für einen abendlichen Ausflug abseits vom Schaulaufen bestens geeignet: Sant Elm. Hübsche kleine, nicht überlaufene Promenade und nette Restaurants (sehr humane Preise!) mit romantischen Aussichten aufs Meer. In Kontrast dazu der mondäne Hafen von Portals Nous.

Ein Bummel, vorbei an wirklich beeindruckenden Yachten, muss einfach sein. So richtig gebirgig wird es Richtung Sóller (Foto oben: Port de Sóller). Wenn man kurventauglich ist, sollte man nicht die Autobahn, sondern die Küstenstraße nehmen. Sie windet sich entlang des Tramuntana Gebirges und gibt atemberaubende Ausblicke auf das Meer frei. Reizvoll sind die Orte Valldemossa (links und rechts vom Hauptstrom der Touristen findet man bezaubernde fast leere Gässchen), Sóller (Nostalgiefahrt mit der Straßenbahn an den Hafen nicht verpassen) und Deià (pittoreskes Künstlerdorf mit einem der besten Restaurants der Insel im Hotel La Residencia). Wer es lieber fl ach mag, der ist an den schönen Sandstränden Cala Figuera und Cala Millor im Osten der Insel gut aufgehoben.

Mein Herz schlägt jedoch für den Norden: Pollença ist ein geschichtsträchtiges Städtchen mit gemütlicher Plaça (sonntags Markt) und einem Kalvarienberg, von dem man, wenn man die 365 Stufen geschafft hat, bis zum Meer schauen kann. Und ganz in der Nähe von Pollença haben wir dann auch „unser“ Restaurant gefunden. Natürlich auf einem fast einsamen, unberührten Fleckchen Strand, mit einer authentischen mallorquinischen Küche. Es gibt sie also doch, die Geheimtipps auf Mallorca.

 

SEHENSWERT

  • Neuester Trend: Fish-Spa in Palma, Paseo Marítimo, 26 

SHOPPING

  • „Latitud N“ kunterbuntes Café und Boutique in Pollença, C/Costa i Llobera, 11
  • Viele kleine Schuhgeschäfte unterhalb der Plaça Major in Palma

ESSEN

  • Cappuccino – ist zwar eine Kette, aber jedes Café hat ein anderes Design und eine andere Karte. Gibt es u.a. in Palma, Valldemossa und Port Andratx
  • Leckere Tapas u.a. bei „SoulTapas“, 07510 Sineu, Carrer Creu, 2
  • S’illot, kleine Bar & Restaurant direkt am Meer, S’Illot de la Victòria, Alcúdia